E-Bike KaufberatungFahrrad leasen oder gebraucht kaufen? Ein Vergleich

Jörg Spaniol

 · 01.03.2023

E-Bike Kaufberatung: Fahrrad leasen oder gebraucht kaufen? Ein Vergleich
Illustration: Dorothea Pluta

Wenn ein Mittelklasse-Pedelec 3000 bis 4000 Euro kostet, werden Sparfüchse kreativ. Der Gebrauchtkauf, ein Mietrad oder das Leasing können sparen helfen.

Ein gebrauchtes E-Bike kaufen

Der Wertverlust bei Neurädern ist dramatisch: Nach gängiger Schätzung verliert ein Rad in den ersten beiden Jahren die Hälfte seines Wertes, nach jeweils vier Jahren dann weitere 50 Prozent. Das sechs Jahre alte 4000-Euro-Rad wäre demnach nur noch 1000 Euro wert. Für ein wenig bewegtes Rad kann das ein Schnäppchen sein. Doch bei Pedelecs ist die Rechnung noch unklarer als bei Fahrrädern. Ein sechs Jahre altes Rad von einem privaten Verkäufer hat vermutlich einen geschwächten Akku, zudem schritt bei E-Bikes die technische Evolution noch schnell voran. Da ein Ersatzakku leicht 600 bis 1000 Euro kostet, ist ein so altes Pedelec nur selten ein echter Tipp. Auch die Verschleißteile sind einzukalkulieren. Selbst wenn „nur“ Reifen, Kette, Ritzel, Bremsbeläge und Schaltzüge zu tauschen sind, kosten Teile plus Montage schnell über 250 Euro.

Immerhin haben E-Bike-Käufer bei vielen Antrieben theoretisch die Möglichkeit, in einer Fachwerkstatt Laufleistung und Ladezyklen auslesen zu lassen. Der Gebrauchtkauf von privat setzt Sachkenntnis und guten Instinkt voraus – dann sind Schnäppchen möglich. Immer bedeutender wird der Gebrauchtmarkt über spezialisierte Händler. Sie kaufen vor allem Leasing-Rückläufer ein, um sie aufzubereiten und weiterzuverkaufen. Bei Gebrauchträdern müssen sie ein Jahr lang dafür geradestehen, dass das Rad keine versteckten Mängel aufweist. Sie sind zudem in der Lage, die Nutzungsdaten auszulesen und können somit genaue Auskunft über den Zustand der Akkus geben. Oft überprüfen Händler auch die Diebstahl-Datenbanken der Polizei, um nicht zum Hehler zu werden.

Vor- und Nachteile: Gebrauchtkauf

  • Plus: Erheblich günstiger als Neukauf
  • Minus: Gute Sachkenntnis nötig

Leasing und Abo

Ein Fahrrad nicht zu kaufen, sondern mit einem monatlichen Betrag über mehrere Jahre zu nutzen, klingt zunächst seltsam: Für Fahrräder, die auf einen Schlag zu teuer sind, bieten manche Händler ohnehin eine günstige Finanzierung an. Doch Leasing kann zudem ein Steuersparmodell sein: Für Selbstständige und Angestellte senken die Leasingraten für ihr „Dienstrad“ nicht nur ihr zu versteuerndes Einkommen, sie verringern auch die Bemessungsgrundlagen für Sozialbeiträge und Krankenversicherung. Wer also beispielsweise 3000 Euro brutto mit einer Leasingrate von 200 Euro auf 2800 Euro drückt, zahlt sein Rad vom Brutto statt (wie beim privaten Kauf) vom Nettogehalt. Ob sich diese Variante lohnt, ist ein kniffliges Rechenspiel, in das auch steuerpflichtige „geldwerte Vorteile“, die eigene Steuerklasse, der Preis des Rades und die Höhe des Einkommens einfließen.

Angestellte sind für dieses Steuersparmodell auf den Arbeitgeber angewiesen. Der spart einen Anteil an den Sozialabgaben, muss dafür aber den Vertrag mit dem Leasingunternehmen abschließen (aus dessen Angebot sich der Angestellte dann sein Rad aussucht). Attraktiv wurde das Dienstradleasing durch die steuerliche Gleichbehandlung von Fahrrädern und Firmenautos. Die Modellauswahl ist praktisch unbegrenzt.

Daneben etablieren sich Abo-Modelle, bei denen bestimmte Pedelecs zur Langzeitmiete – zum Beispiel über die Sommermonate – angeboten werden, meist mit Service und Versicherung. Bei Anbietern wie ebikeabo.com kostet ein durchschnittliches Rad für die Mindestmietdauer von drei Monaten etwa 200 Euro monatlich, für zwei volle Jahre nur 100 Euro pro Monat. Noch günstiger, aber mit sehr limitierter Modellwahl, ist die Langzeitmiete von Alltagsrad-Anbietern wie swapfiets.com.

Vor- und Nachteile: Fahrrad-Leasing

  • Plus: Aktuelles Material plus Service
  • Minus: Komplexe Rentabilitätsrechnung (Dienstrad)