Angelika Urbach
· 09.12.2013
Wo zwei Beine das einzige Fortbewegungsmittel sind, öffnet ein Fahrrad Horizonte. Bike-Charity-Projekte schenken Mobilität für ein besseres Leben. Jede Spende hilft.
Hilfsorganisationen schätzen, dass weltweit etwa eine Milliarde Menschen kein ausreichendes Transportmittel zur Verfügung haben. „Viele Afrikaner verbringen vier Stunden täglich mit Laufen oder geben ein Viertel ihres Einkommens aus, um öffentliche Transportmittel zu bezahlen“, schreiben die Verantwortlichen der britischen Organisation „Re-Cycle“ auf ihrer Website. Ein Fußmarsch über vieleKilometer ist billig, aber gleichzeitig ineffektiv. In derselben Zeit, in der ein Fußgänger 2,5 Kilometer geht, legt ein Radfahrer 10 Kilometer zurück. Darüber hinaus ist die Ladekapazität eines Rades bis zu fünf Mal höher als die eines Fußgängers. Kleinbauern haben so die Möglichkeit, einen Teil ihrer Ernte auf dem Markt zum Verkauf anzubieten und das Einkommen der Familie zu steigern. Ganz abgesehen von der Möglichkeit für junge Menschen, außerhalb ihres Dorfes einen Job zu finden und jeden Tag per Velo in die Arbeit zu pendeln.
„The amazing bicycleman“ – Diesen Titel verliehen amerikanische Journalisten dem SRAM-Gründer Frederick K. Day aufgrund seines außerordentlichen sozialen Engagements. 2004 begann Day, erschüttert über die Zerstörungen des Tsunami in Sri Lanka, eine Hilfsorganisation aufzubauen. Nachdem er 24.000 Räder nach Sri Lanka geliefert hatte, konzentrierte Day sein Engagement auf Afrika: Über 110.000 Räder hat seine Hilfsorganisation bislang an Menschen in 14 Staaten Afrikas abgegeben.
Projekte für Schulen
Afrikanische Kinder laufen bis zu zehn Kilometer zur Schule. In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen stattet „World Bicycle Relief“ Schüler und Studenten mit kostenlosen Rädern aus.
Mechaniker
Spezielle Trainingsprogramme bilden Einheimische zu Fahrradmechanikern aus. Rund 750 Männer und Frauen haben bislang eine Ausbildung durchlaufen, die ihnen ein geregeltes Einkommen sichert – und den neuen Fahrradbesitzern zuverlässige Unterstützung bei Pannen.
Existenzgründer
... können extra für diesen Zweck entwickelte „Buffalo Bikes“ kaufen. In Kooperation mit lokalen Organisationen werden Mikrokredite an Menschen vergeben, die mit dem Rad eine Geschäftsidee umsetzen wollen. Von den künftigen Einnahmen zahlen sie die Raten zurück. Spend en Auf der Website gibt es die Möglichkeit per Kreditkarte oder via Paypal zu spenden: www.worldbicyclerelief.org
Seit 2011 sammelt der gemeinnützige Verein mit Sitz in Oschatz ausrangierte Räder, Ersatzteile und Werkzeug. Die Sachspenden werden an verschiedenen Orten in Deutschland angenommen und mit der Hilfe von Geldspenden nach Afrika verschifft. Erste Projekte in Namibia sind bereits abgeschlossen, nun konzentrieren die Entwicklungshelfer aus Sachsen ihre Arbeit auf Sambia.
Aktuelles Projekt
Im Sommer wurden zwei Container mit jeweils 450 Rädern auf die Reise geschickt. Pfiffige Idee: Nach der Ankunft bleibt der Container vor Ort, wird Eigentum einer Gemeinde und soll künftig eine Werkstatt für Wartung und Reparaturen beherbergen. Mechaniker werden in Zusammenarbeit mit der Organisation BEN (Bicycle Empowerment Network) ausgebildet.
Besonderheit
Die Räder werden nicht verschenkt, sondern von der jeweiligen Empfängergemeinde verkauft. Die erwirtschafteten Gewinne dienen dem Unterhalt der Werkstätten und sollen weiteren Gemeindeprojekten wie Kindergärten, Schulen, Suppenküchen etc. zugute kommen. Fah rradsa mmlun g Am 1. Februar 2013 startet eine neue Sammelaktion. Die genauen Adressen der Annahmestellen finden sich auf der Website des Vereins; ab März 2013 sind weitere Sammelstellen in München, Weimar und Dresden geplant. Gesucht werden gute, gebrauchte Fahrräder, Mountainbikes, Kinderräder und Werkzeug.
Spenden Spendenkonto bei der Volksbank Raiffeisenbank Dresden, "Fahrräder für Afrika e.V.", Kto. 313 491 1017, BLZ 850 900 00.
www.fahrraeder-fuer-afrika.de
Während die Fangemeinde der cleveren Transportlösungen von „Xtracycle“ aus Kalifornien stetig wächst, ist ihre gemeinnützige Schwester „Worldbike“ hierzulande weniger bekannt. Dabei gründete Ross Evans beide Organisationen zeitgleich. Mit der Hilfe von Geldspenden baut „Worldbike“ Lastenräder, die an Menschen in Kuba, Mexiko, Rwanda, Senegal und Thailand abgegeben werden.
Geschichte
Ross Evans reiste als 19-Jähriger nach Managua und entwickelte dort im Rahmen eines Studienprojekts ein Lastenrad für kriegsgeschädigte Farmer – die Urform des aktuellen Worldbike-Rades. Ross Evans: „Mit einem Lastenrad kann ein Mensch fünf Mal mehr Waren transportieren als durch das übliche Lastentragen auf dem Kopf.“ Heute werden seine Longtail-Rahmen in Amerika hergestellt und anschließend vor Ort in Afrika, Mittelamerika oder Asien aufgebaut.
Slum-Projekt
Aktuell engagiert sich „Worldbike“ für bessere Lebensbedingungen in Slumgebieten Kenias, wo das Fehlen einer organisierten Müllentsorgung ein zunehmendes Gesundheitsrisiko darstellt. In Kooperation mit lokalen Organisationen wurden Transportlösungen und Businessmodelle für Kleinunternehmer entwickelt, die Abfälle zu zentralen Sammelstellen transportieren, wo sie für Recycling und Endlagerung getrennt werden. Darüber hinaus betreut „Worldbike“ zahlreiche weitere Projekte.
Spenden Auf der Website gibt es die Möglichkeit über Paypal oder per Kreditkarte zu spenden: www.worldbike.org
Er ist mehrfacher Weltmeister im Trial, hat seinen Platz in der Mountainbike Hall of Fame und erkundet mit dem Bike die ganze Welt: Mountainbike-Legende Hans Rey gründete "Wheels4Life" mit dem ursprünglichen Ziel, 50 Bikes an Menschen in der Dritten Welt zu spenden. Danach war noch lange nicht Schluss. Heute betreut "Wheels4Life" 25 Hilfsprojekte auf vier Kontinenten und erzählt davon im Interview:
Nach welchen Kriterien werden Menschen ausgewählt, die ein Rad erhalten?
Wir arbeiten mit einheimischen Hilfsorganisationen oder individuellen Personen vor Ort zusammen. Sie helfen uns, Projekte zu managen und Menschen auszusuchen, die wirklich ein Bike nötig haben. Oft sind das Menschen, die keinen Zugang oder kein Geld für öffentliche Verkehrsmittel haben. Zu Beginn der Zusammenarbeit initiieren wir erst relativ kleine Projekte von 10 bis 20 Rädern, um sicher zu stellen, dass alles so funktioniert wie wir uns das vorstellen.
Woher stammen die Räder?
Wir kaufen die Bikes meistens vor Ort. Das hilft der lokalen Wirtschaft und macht es einfacher, Ersatzteile zu finden. Darüber hinaus ist es viel billiger als die Bikes zu verschicken.
Wie viele Räder hat "Wheels4Life" seit der Gründung übergeben?
Bis jetzt haben wir 170 Projekte in über 20 verschiedenen Ländern unterstützt, das ergibt rund 4100 Fahrräder. Da ein Bike oft von der ganzen Familie oder der Nachbarschaft verwendet wird, kann man davon ausgehen, dass unsere Hilfe zwischen 15.000 und 20.000 Menschen erreicht hat.
Was ist deine Motivation für diese Art von Wohltätigkeitsarbeit? I
ch habe auf meinen Abenteuerreisen gesehen, welchen Stellenwert Räder in der Dritten Welt haben. Der Sport hat mir eine Traumkarriere gegeben, dies ist meine Art und Weise etwas zurück zu geben. Meine Frau und ich betreiben unsere Arbeit für "Wheels4Life" rein ehrenamtlich.
Wie viel Geld müsst ihr sammeln, um ein Rad zu finanzieren?
Zwischen 50 und 150 Dollar sind nötig, damit "Wheels4Life" einem Menschen ein Rad schenken kann; auch kleine Beträge helfen.
Spenden Per Kreditkarte, Paypal auf der Website: www.wheels4life.org; für Auslandsüberweisungen: Swift Code BOFAUS6S; IBAN: GB91 LOYD 3096 2000 430402; Lloyds TSB.
In Großbritannien werden jedes Jahr Tausende von Rädern weggeworfen, die den Lebensstandard vieler Familien in Afrika verbessern könnten. Deshalb exportiert die Organisation "Re-Cycle" gebrauchte Räder nach Afrika. Seit 1998 wurden 41.777 Bikes in 16 afrikanische Staaten gebracht, darunter viele Räder der britischen "Royal Mail". Die Lagerung und der Transport werden durch Geldspenden finanziert.
Spenden Via Paypal oder Kreditkarte auf der Website www.re-cycle.org
Bikes without Borders
Die kanadische Organisation "Bikes without Borders" verteilt Räder an ambulante Krankenpfleger und Ärzte, die für Krankenbesuche oft Fußmärsche bis zu einer Dauer von vier Stunden unternehmen. Mit einem Fahrrad können sie mehr Hausbesuche in kürzerer Zeit absolvieren und haben trotzdem mehr Zeit zur Versorgung jedes Einzelnen. Darüber hinaus engagiert sich "Bikes Without Borders" für die Anschaffung von Fahrradanhängern, die den Transport Kranker aus abgelegenen Dörfern ins nächste Krankenhaus ermöglichen. Porträt Das Beispiel von Wilson Banda ist tyisch: Der Familienvater und Farmer hat kein Medizinstudium absolviert, doch er ist einer von vielen Helfern in Malawi, Afrika, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Kranke versorgen. Regelmäßig besucht Wilson Malariapatienten, Tuberkulosekranke und kümmert sich um Menschen, die mit Aids infiziert sind. Mit seinem neuen Fahrrad kann er mehr Patienten versorgen und hat mehr Zeit für seine Familie und die Arbeit auf seinem Feld.
Spenden Via Paypal oder Kreditkarte auf der Website: www.bikeswithoutborders.org
Im Jahr 2004 lebten die beiden Niederländer Marieke de Wild und Luuk Eickmans sechs Monate lang in Uganda. Dort lernten sie die Arbeit einer Organisation kennen, die Räder per Mikrokredit an Einheimische verkaufte. Nach ihrer Rückkehr starteten sie ein kleines Spendenprojekt, das schnell größer wurde. Seit 2007 ist "CooP-Africa – Cycling out of Poverty" eine eingetragene Stiftung, deren Arbeit sich in drei große Bereiche gliedert:
BIKE4WORK, BIKE- 4SCHOOL und BIKE4CARE.
Projekte Alle Hilfsprojekte der mehrfach ausgezeichneten Organisation zu nennen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, einen guten Überblick bietet ihre Website.
Frauenarbeit In einigen Regionen Afrikas ist das Thema "Frau und Fahrrad" immer noch negativ besetzt. Gerüchte, Radfahren mache z. B. unfruchtbar, verschwinden nur langsam. "Coop-Africa" unterstützt z. B. in einigen Dörfern Burkina Fasos speziell Frauen, die mit einem Rad Feldfrüchte verkaufen oder als fahrende Händler zwischen den Farmen ihr Geld verdienen.
Spenden Über das Spendenformular auf der Website per Paypal oder Kreditkarte: www.coop-africa.org; für Auslandsüberweisungen: Swift Code SNSBNL2A; IBAN: NL68 SNSB 0906146356; SNS Bank.
Spenden sammeln Planen Sie eine Radtour? Dann können Sie daraus eine Spendenaktion machen, indem Sie Bekannte bitten, mehrere Kilometer Ihrer Reise zu sponsern. Als Dankeschön erhalten Sie ein CooP-Trikot.