Sina Horsthemke
· 20.04.2022
Wer auf dem Rad Größeres vorhat, sollte einen sportärztlichen Check buchen. MYBIKE erklärt, wie die beiden Untersuchungen ablaufen und wer die Kosten übernimmt.
Ein plötzlicher Herztod beim Sport kommt zwar selten vor. Wenn, dann war er aber oft vermeidbar. Denn selbst wenn Sie sich kerngesund fühlen, könnten Sie krank sein, ohne davon zu wissen. Zwei Früherkennungsuntersuchungen retten dann möglicherweise Ihr Leben: der Gesundheits-Check-up ab 35 und der sportärztliche Check für alle Fahrradfahrer, die ambitionierter unterwegs sind.
Alle drei Jahre bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten ab 35 eine Untersuchung, die „Gesundheits-Check-up“ heißt. Ziel ist, Krankheiten zu erkennen, die zwar noch keine Symptome verursachen, aber irgendwann vielleicht gefährlich werden könnten: Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes zum Beispiel. Fragen Sie am besten Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin, ob sie die Untersuchung durchführen können. Nach einem ausführlichen Gespräch über akute Beschwerden, Ihren Lebensstil und Impfstatus sowie Vorerkrankungen auch in der Familie folgt die körperliche Untersuchung. Arzt oder Ärztin hören Ihr Herz und Ihre Lunge ab, messen den Blutdruck, ertasten die Organe und begutachten Wirbelsäule und Gelenke. Blut- und Urinproben werden ins Labor geschickt und dort genauer untersucht.
Den „sportärztlichen Check“ sollten Sport-Anfänger und Freizeitsportler ab 35 wahrnehmen, die nach langer Pause wieder ins Training einsteigen oder eine extreme sportliche Belastung planen – etwa eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad oder die Teilnahme an einem Wettkampf. Auch Hobbysportler mit Vorerkrankungen wie Diabetes sollten sich untersuchen lassen. Ziel ist, den Körper und vor allem das Herz-Kreislauf-System auf Sporttauglichkeit hin zu testen und unentdeckte Vorerkrankungen, die bei Anstrengung gefährlich werden könnten, aufzuspüren. Mit Erfolg: Seit so ein Check in Italien für alle verpflichtend ist, die an einem Wettkampf teilnehmen möchten, kommt ein plötzlicher Herztod beim Sport dort um 89 Prozent seltener vor. Üblicherweise findet der sportärztliche Check in der Praxis eines Sportmediziners oder einer Sportmedizinerin oder in einem sportmedizinischen Zentrum statt. Nach dem Vorgespräch und der körperlichen Untersuchung ist die Untersuchung deutlich aufwendiger als beim Gesundheits-Check-up: Per Elektrokardiogramm (EKG) misst der Arzt Ihre Herzaktivität zunächst in Ruhe, Sie liegen dabei bequem auf dem Rücken. Dann wird es sportlich: Bei einem Belastungs-EKG auf dem Laufband oder einem Fahrrad-Ergometer steigt die Intensität stufenweise bis zur Ausbelastung. Manchmal gehört eine Körperfettmessung zum Leistungsumfang. Ambitionierte Sportler können die Gelegenheit nutzen und auf eigene Kosten eine Leistungsdiagnostik oder einen Lungenfunktionstest dazubuchen, wenn das in der Praxis ihrer Wahl möglich ist.
Für beide Untersuchungen sollten Sie bequeme Kleidung tragen, die sich unkompliziert an- und ausziehen lässt. Haben Sie einen sportärztlichen Check mit Belastungs-EKG gebucht, werden Sie ins Schwitzen geraten. Sommer-Sportkleidung, etwas zu trinken und einen Snack für zwischendurch einzupacken ist deshalb sinnvoll. Auf extreme sportliche Belastungen sollten Sie am Vortag verzichten, ebenso auf üppiges Abendessen und Alkohol. Zum Gesundheits-Check-up sollten Sie nüchtern erscheinen, damit Ihre Blutzuckerwerte korrekt gemessen werden.
Der Gesundheits-Check-up ist für gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle drei Jahre kostenlos. Sind Sie jünger, können Sie die Untersuchung ebenfalls auf Kosten Ihrer Kasse in Anspruch nehmen, allerdings vor Ihrem 35. Geburtstag nur einmal. Der sportärztliche Check gehört zu den „Individuellen Vorsorgeleistungen“ (IGeL) und muss deshalb aus eigener Tasche bezahlt werden. Viele Krankenkassen erstatten die Kosten aber zumindest teilweise – sofern die Untersuchung ein von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) empfohlener Arzt durchführt. Eine Liste mit entsprechenden Praxen findet sich im Internet (www.dgsp.de). Am besten erkundigen Sie sich schon vor dem Termin bei Ihrer Versicherung. Beide Untersuchungen sollten mit einem Gespräch enden, in dem der Arzt oder die Ärztin Ihnen die Befunde erklärt und Tipps für ein gesundes Leben oder – nach einem sportärztlichen Check – das richtige Training gibt. Bei Auffälligkeiten ordnet der Arzt weitere Untersuchungen an oder überweist Sie an einen Facharzt, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Ist alles in Ordnung, können Sie sich beruhigt in den Sattel schwingen: Ausgedehnten Frühlingsfahrradtouren steht dann nichts mehr im Weg!