Schongang statt Schwitzkur

Angelika Urbach

 · 07.09.2015

Schongang statt SchwitzkurFoto: Daniel Simon
Schongang statt Schwitzkur

Die Nase kitzelt, der Hals kratzt: Welche Touren sind jetzt noch erlaubt und wann behindert der Sport die Genesung? Mit unseren Tipps radeln Sie sicher durch die Schnupfenzeit.

Wenn’s draußen kalt wird und sich die Menschen ins Warme verkriechen, haben Viren und Bakterien ein leichtes Spiel. Die Heizungsluft trocknet die Schleimhäute aus, so dass sich die Erreger besonders leicht einnisten können. Etwa ein bis zwei Tage nach der Ansteckung spüren die Betroffenen erste Beschwerden: Mal kratzt der Hals, mal kitzelt die Nase. An einer banalen Erkältung erkranken Erwachsene bis zu vier Mal pro Jahr. Wer regelmäßig aufs Rad steigt, steckt sich seltener an. "Ausdauersportmacht die Abwehrkräfte stark für den Kampf gegen Viren und Bakterien.Deshalb fangen sich Radfahrer weniger häufig Erkältungen einals unsportliche Menschen", betont Dr. Tanja Engels, Allgemein- undSportmedizinerin aus Bietigheim-Bissingen.
Der Grund dafür: Viren und Bakterien suchen den Körper längstnicht nur beim Kontakt mit infizierten Person heim. Vielmehr trägt jeder Mensch ständig verschiedene Arten von Erregern in sich. In der Regel werden diese von der Immunpolizei des Körpers ganz gut in Schach gehalten. Allerdings: Ist das Abwehrsystem durch weitereFaktoren wie Stress, wenig Schlaf, übertrieben ehrgeizige Trainingseinheiten oder Auskühlung des Körpers geschwächt, können die Erreger die Oberhand gewinnen. Kommen mehrere ungünstige Einflüsse zusammen, sind selbst gut trainierte Ausdauersportler nicht vor einem Ausbruch der Erkrankung gefeit.

Schongang bei Schnupfen
Eine Infektion der oberen Atemwege ist zwar unangenehm, zum Glück aber meistens harmlos. "Bei einem Schnupfen ohne begleitende Kopfschmerzen und ohne Beteiligung der Nebenhöhlen ist Sport in Maßen durchaus erlaubt", gibt Dr. Tanja Engels Entwarnung. Trotzdem sollten Radfahrer auch leichte Erkältungssymptome immer ernstnehmen und vorsorglich einen Gang tiefer schalten. Denn: Wenndie Nase läuft, ist die Erkältung gerade dabei, vom Körper Besitzzu ergreifen. Das Immunsystem arbeitet dann bereits auf Hochtouren, um Schlimmeres zu verhindern. "Wer sich jetzt auf dem Rad auspowert, schwächt seinen ohnehin schon belasteten Körper nochzusätzlich", warnt die Medizinerin. Im besten Fall wird dadurch "nur" die Leistungsfähigkeit der Selbstheilungskräfte geschmälert und der Heilungsprozess hinausgezögert. Es kann aber auch passieren, dass sich in dem geschwächten Körper weitere Viren oder auch Bakterien einnisten und womöglich ernstere Erkrankungen verursachen.
Die gute Nachricht: Radfahrer, die jeden Morgen ganz gemütlich in die Arbeit pedalieren, müssen bei leichten Krankheitsanzeichen dennoch nicht gleich auf den Bus umsteigen. Im Gegenteil: Ein simpler Schnupfen kann sich durch die Fahrten sogar bessern. Schließlich hat die feuchte Luft eine abschwellendeWirkung auf die Schleimhäute. Außerdem werden diese während der sportlichen Aktivität besser durchblutet. Das unterstützt die Erregerabwehr. Wichtig ist jedoch, unterwegs sorgsam auf Signale des Körpers zu achten. "Bei einer Erkältung ist der Puls erhöhtund man gerät leichter ins Schwitzen", beschreibt Dr. Engels. Ihr Tipp: Wer das Tempo unterwegs so drosselt, dass sein Herz nicht schneller schlägt und er nicht mehr schwitzt als an gesunden Tagen, riskiert keine Verschlechterung seines Gesundheitszustands.

Fieber: Runter vom Rad
Kommen zu normalen Erkältungsbeschwerden weitere Symptome wie geschwollene Lymphknoten oderHalsschmerzen hinzu, sollte der Hausarzt die Ursache abklären. Manche Bakterien, wie z. B. Streptokokken, können schwere Folgeerkrankungen bis hin zu einer Herzmuskelentzündung verursachen, wenn sie nicht ordentlich auskuriert werden. Bei einer entsprechenden Diagnose gilt deshalb zunächst ein Sportverbot.

Der komplette Artikel stand in Trekkingbike-Ausgabe 6/2010. Sie können die Ausgabe im DK-Shop bestellen.

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