5 E-Bike Tiefeinsteiger im Test - nur unisex oder auch technisch sexy?

Uli Frieß

 · 15.06.2022

5 E-Bike Tiefeinsteiger im Test - nur unisex oder auch technisch sexy?Foto: Jan Greune

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Nur unisex oder auch technisch sexy? Fünf City-E-Bikes mit Waverahmen im Test

Einfache Handhabung und ein großer Einsatzbereich machen E-Bike Tiefeinsteiger besonders beliebt. Doch wie schlagen sich die Bikes mit Waverahmen in der Praxis – und wie sicher sind sie? Fünf Alleskönner zwischen 3.300 und 3.400 Euro im MYBIKE-Test.

Keine Frage: Neben schicken Tourensportlern sehen E-Bike Tiefeinsteiger ziemlich bieder aus. Was sie jedoch mit ihrem Waverahmen anderen Radgattungen voraushaben, ist ihr breites Einsatzspektrum. Mit tiefem Durch- beziehungsweise Einstieg eignen sie sich für Frauen und Männer jeden Alters und Menschen mit Bewegungseinschränkungen. Gleichzeitig sind sie – abgesehen von langen Touren und für Schwertransporte – beinahe universell nutzbar. Je nach Ausrüstung meistern sie sowohl die Fahrt zum Bäcker als auch einen Kurzausflug zum Badesee. Kein Wunder, dass die multifunktionalen Räder sehr beliebt sind.

Wegen der weit gespannten Zielgruppe ist sicheres Fahrverhalten bei Tiefeinsteigern Pflicht. Bei früheren Generationen gab es damit Probleme – sie neigten vor allem beladen mit Gepäckträger oder bei freihändigem Fahren zum Rahmenflattern.

Problem Lenkerflattern: Hoher Materialeinsatz für mehr Steifigkeit bei E-Bike Tiefeinsteigern

Um trotz fehlendem Oberrohr einen stabilen Rahmenverbund zu erreichen, bauen die Konstrukteure heute vor allem im Tretlagerbereich Verstärkungen ein. Sie legen das zentrale Rahmenrohr recht voluminös aus und binden es möglichst flächig ans Steuerrohr an. Die Integration des Akkus in den Rahmen erfordert ohnehin Volumen – hier ist es auch fahrdynamisch hilfreich. Doch E-Bikes mit Waverahmen sind deshalb vergleichsweise schwer. Und trotz des hohen Materialeinsatzes – die Pedelecs unseres Tests wiegen im Durchschnitt 28 Kilo – und durchgehend hoher Steifigkeitswerte zeigen drei der fünf Tiefeinsteiger im Fahrtest Schwächen bei der Fahrstabilität. Beim Bergamont E-Horizon, dem Cannondale Adventure und dem Qwic i MN7+ lässt sich, freihändig gefahren, Lenkerflattern provozieren, sobald sich nennenswertes Zusatzgewicht auf dem Gepäckträger befindet. Auch wenn das Phänomen mit nur wenig Last auf dem Träger oder mit den Händen am Lenker nicht auftritt, birgt das instabile Fahrverhalten im Ex­tremfall ein Unfallrisiko. Wir haben die Fahrsicherheitsnote der drei Pedelecs deshalb abgewertet.

E-Bike Tiefeinsteiger sind nahe dran am Universalrad. Ihr breites Einsatzspektrum macht sie zu idealen Alltags- und Familienrädern.Foto: Jan Greune
E-Bike Tiefeinsteiger sind nahe dran am Universalrad. Ihr breites Einsatzspektrum macht sie zu idealen Alltags- und Familienrädern.

Preislich liegen die fünf Testräder sehr nahe beeinander, größere qualitative Unterschiede bei der Ausrüstung gibt es deshalb nicht. Etwas mehr Streuung findet sich bei den Motoren: Nur drei der fünf E-Bike Tiefeinsteiger sind mit Bosch-Motoren ausgerüstet. In den Rahmenknoten von Bergamont, Cannon­dale und KTM arbeiten bewährte Bosch-Antriebe. Das schwere Liv Allure ist dagegen mit einem Giant SyncDrive Core motorisiert. Der Giant-Antrieb stammt grundsätzlich von Yamaha und kann es in puncto Laufeigenschaften und Leistungsdaten locker mit den etablierten Platzhirschen von Bosch und Shimano aufnehmen. Der Bafang-Mittelmotor im Qwic stammt aus chinesischer Fertigung. Auch er überzeugt mit hohem Drehmoment und ordentlicher Leistung.

Die E-Bike Tiefeinsteiger im Test

BERGAMONT E-Horizon Edition Wave
Foto: MYBIKE

Schalten und walten

Die meisten Detailunterschiede sind eher Geschmackssache als entscheidend. So sind Cannondale und Bergamont mit dem reduzierten Bosch-Purion-Kombiinstrument ausgestattet. Sein integriertes Display ist deutlich kleiner als das des Bosch Intuvia am KTM, und die Taster des Bedieninstruments sind nicht so gut zu betätigen. Am Cannondale hätten wir uns zudem eine etwas höherwertige Kettenschaltung gewünscht: Das Neunfach-Alivio-Schaltwerk findet sich hauptsächlich an günstigeren Rädern. Wer sich nicht groß um die Pflege seiner Gangschaltung kümmern möchte, sollte sich für eines der drei E-Bike Tiefeinsteiger mit Nexus-Getriebenabe entscheiden. Besonders in Verbindung mit einem Gates-Carbonriemen statt Kette – wie beim Qwic – wird der Antriebsstrang nahezu wartungsfrei. Die hydraulischen Scheibenbremsen und Lichtanlagen unserer Testräder stammen aus bewährten Baugruppen, sind qualitativ in Ordnung und entsprechen dem Preisniveau der Pedelecs. Stabile und packtaschentaugliche Gepäckträger finden sich an allen Rädern, stabile Hinterbauständer ebenso. Ein Ausreißer: Bergamont setzt auf einen Einbein-Mittelständer, der ein sicheres Abstellen des Rads mit schweren Pack­taschen am Träger erschwert.

Die E-Bikes mit tiefem Einstieg im Detail

Das Ausfallende mit Rahmenschloss am Qwic ist der Schlüssel zu seinem wartungsarmen Antrieb: Gates-Carbonriemen und Nabenschaltung sind eine Sorglos-Kombination.
Foto: MYBIKE

Stiefmütterlich behandeln die Hersteller nach wie vor den Fahrkomfort. Das erstaunt, denn gerade Fahrerinnen und Fahrer von E-Bike Tiefeinsteigern dürften großen Wert auf Bequemlichkeit legen. Dass hier keines der Testräder auf eine sehr gute Note kommt, liegt hauptsächlich an den verbauten Federgabeln. Sie sind nur in engen Grenzen aufs Systemgewicht einstellbar und reagieren wenig sensibel auf Störungen vom Untergrund. Für gutes Dämpfermaterial muss man heute leider deutlich mehr Geld ausgeben.

„Abgesehen von den Flatterproblemen einiger Räder gibt es kaum Anlass zur Kritik. Die Pedelecs sind solide verarbeitet und – dem Preis­niveau entsprechend – gut ausgerüstet.“ Uli Frieß, Testredakteur

Den kompletten Vergleichstest der E-Bike Tiefeinsteiger aus MYBIKE 3/2022 inkl. aller Einzelbewertungen können Sie als kostenpflichtiges PDF herunterladen.

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