Uli Frieß
· 12.12.2022
Allounder gibt es wie Sand am Meer, in exklusiver Ausformung sind sie eher selten. Das HNF Nicolai UD4 macht Luxus alltagstauglich.
Mit dem UD4 hat HNF Nicolai einen Unisex-Allrounder mit eigenständiger Optik auf die Räder gestellt. Wegen seines voluminösen und hoch aufragenden Zentralrohrs sowie der fetten 27,5-Zoll-Reifen hebt sich das Pedelec optisch von der Masse der Tiefeinsteiger ab. Der Rahmenverbund wirkt nicht nur sehr steif, er ist es auch. Das Zentralrohr bindet das Steuerrohr großflächig an den Rahmenverbund an, das stabilisiert die Front. Der massive Vorbau ist kurz, die MTB-Gabel mit Steckachse weitgehend verwindungsresistent. Die solide Bauweise schlägt sich jedoch im Gewicht nieder: Das UD4 wiegt deutlich mehr als 31 Kilo. In den meisten Fällen ergibt sich das Gewicht aus hochwertiger, aber nicht gewichtsoptimierter Technik. So ist ein griffgünstig montiertes, aber mit Halter gut zwei Kilo schweres Faltschloss unter dem Sattel Teil der Summe, und auch die Laufräder mit ihren 62 Millimeter breiten Reifen drücken auf die Waage.
Hier finden Sie Basiswissen über den Antrieb mit Gates-Riemen und Tipps, wie Riemen und Zahnscheiben lange halten.
Schon vor der Testfahrt ist somit klar: So viel Masse fordert einen potenten Antrieb. In Kombination mit der Rohloff-Getriebenabe kann und muss der Bosch Performance CX sein maximales Drehmoment von 85 Nm voll ausspielen. Beim Beschleunigen verhindert die hohe Laufradmasse dynamische Antritte. Die extrem voluminösen Super-Moto-Pneus von Schwalbe rollen spurstabil geradeaus, verhindern aber trotz ihres gemäßigten Laufraddurchmessers – und dadurch eigentlich geringerer Kreiselkräfte – ein agiles Einlenken. Dennoch lässt sich das HNF gut kontrollieren. Die bequeme, aufrechte Sitzposition mit kurzem Vorbau und ergonomisch zurückgekröpftem Lenker trägt dazu bei, und eine feinfühlige RockShox-Luftfedergabel verbessert den Bodenkontakt.
Die Ausrüstung des HNF Nicolai UD4 bewegt sich qualitativ nahe am Maximum. Boschs neuer Nyon-2-Bordcomputer vervollständigt das potente Antriebssystem. Dieses Display kann übers Smartphone Daten austauschen und bietet neben Fahrinfos Fitness- und Navigationsfunktionen. Ein weiteres Highlight des Antriebsstrangs ist die 14-Gang-Rohloff-Nabe. Das für Pedelecs entwickelte E14-Modell des bewährten Rohloff-Getriebes ist elektromechanisch schaltbar. Die Nabe kommuniziert mit dem Bosch-Motor, der beim Schalten kurzzeitig die Motorkraft reduziert. Gangwechsel gelingen so prompt, exakt und annähernd geräuschlos. Drückt man den Taster am Lenker lange, wechselt das Getriebe die Gänge in Dreier-Schritten. Zudem lässt sich ein Anfahrgang programmieren, den die Nabe nach einem Stillstand automatisch anwählt.
Hochwertig geht es weiter: Die Radschützer bestehen aus Alu-Profilen, der Gepäckträger stammt von Racktime und ist bis 25 Kilo belastbar. Eine Supernova-Beleuchtung mit Mini-2-Scheinwerfer und ein in den Gepäckträger integriertes Rücklicht mit Bremslichtfunktion vervollständigen die stimmige Ausrüstung – lauter feines Material. Die Macher haben das UD4 auf Komfort und Exklusivität getrimmt, sportliche Fahrdynamik war erkennbar nicht primäres Entwicklungsziel.
Von allem nur das Feinste: Das HNF Nicolai UD4 ist das adäquate Allround-Pedelec für all jene, die auch im Alltag möglichst exklusives Radmaterial schätzen. So viel Luxus hat allerdings seinen Preis.