Sushi Bike im TestWas kann ein E-Bike für 1.000 Euro?

Uli Frieß

, Marc Strucken

 · 01.09.2021

Sushi Bike im Test: Was kann ein E-Bike für 1.000 Euro?Foto: Daniel Simon
Das Sushi Maki M1 leicht, gut im Handling und sehr günstig.

Ein E-Bike für unter 1000 Euro und nur 15 Kilo schwer? Ja geht denn das? Sushi Bikes aus München verkaufen seit zwei Jahren das Maki M1 - und unser Sushi Bike Test beweist: Ein leichtes City-E-Bike muss nicht teuer sein und kann Spaß machen.

Für ein Elektrorad ist das eine Ansage: Zu 999 Euro gibt’s bei etablierten Markenherstellern noch lange kein E-Bike. Doch genau das war das erklärte Ziel der Macher um Sushi-Geschäftsführer Andreas Weinzierl und Mitgründer Joko Winterscheidt: Das Sushi Bike Maki M1 soll das erste bezahlbare und stilvolle E-Bike unter 15 Kilo sein.

Neben dem Maki M1 und M2 (Farbvariante) bietet das Münchner Start-up auch die Modelle Maki+ und California Roll+, die - etwas üppiger ausgestattet - jeweils 1.199 Euro kosten - bzw. bald gekostet haben. Denn im Zuge der derzeitigen Lage am Bike-Markt mit Lieferengpässen und vervielfachten Containerpreisen erhöht Sushi Bike die Preise für diese beiden E-Bikes. Mit kundenfreundlichem Vorlauf steigt der Preis um 100 Euro bzw. Schweizer Franken. (Mehr dazu im Interview unten.)

Allen Sushi Bikes kann man einen reduzierten, urbanen Style nicht absprechen. Aber welche Zugeständnisse erfordert das angesichts des günstigen Preises? Wir haben den Sushi Bike Test mit dem Maki M1 gemacht.

Einfache Technik: Das Bedienteil des Antriebs mit Anzeige von Unterstützungsstufe und Akku-Ladestand. Statt fest installierte Beleuchtungsanlage: BatteriescheinwerferFoto: Daniel Simon
Einfache Technik: Das Bedienteil des Antriebs mit Anzeige von Unterstützungsstufe und Akku-Ladestand. Statt fest installierte Beleuchtungsanlage: Batteriescheinwerfer

Schutzbleche, Gepäckträger und Ständer sind in diesem Style-Konzept überflüssig und ohne ist das Rad leichter. Ein einfacher Alu-Rahmen und die schlanke Stahlgabel sparen ebenfalls Kosten. Schnellspanner sucht man an den Naben vergeblich, ebenso eine fest angebaute Lichtanlage. Die mechanischen Scheibenbremsen erfüllen ihren Zweck, sind aber weniger fein dosierbar als hydraulisch betätigte Exemplare.

Das Maki M1 ist leicht, der Akku stadttauglich

An Antrieb und Verarbeitung wird der Spardruck besonders deutlich. Der Hinterradnabenmotor ist nur rudimentär über die Trittfrequenz steuerbar. Er schiebt, je nach Unterstützungsstufe, gleichbleibend kräftig, sobald sich die Pedale drehen. Die Kabel sind größtenteils außen am Rahmen verlegt und zum Teil nur mit Kabelbindern befestigt. Weil das Sushi Maki M1 relativ leicht ist und der Motor weniger kraftvoll, dürfte der 125 Wattstunden kleine Akku für Stadtfahrten ausreichen - 40 Kilometer Reichweite sind es laut Sushi Bikes.

Der Akku am Sushi Bike Maki M1 sieht aus wie eine Trinkflasche, hat aber immerhin 125 Wattstunden.Foto: Dario Suppan
Der Akku am Sushi Bike Maki M1 sieht aus wie eine Trinkflasche, hat aber immerhin 125 Wattstunden.

Punkten kann das Maki M1 mit seinen Fahreigenschaften im Sushi Bike Test. Das leichte E-Bike läuft sicher und fahrstabil, dem Zug am sehr schmalen Lenker folgt das Rad willig und prompt. Das Maki M1 ist ein einfaches, aber dafür preisgünstiges und dennoch fahrsicheres E-Bike. Eine Gangschaltung hat dieses Sushi Bike nicht, die Übersetzung des einzigen Gangs ist relativ lang. Dank der Motorunterstützung braucht es zum Anfahren und Beschleunigen aus langsamer Fahrt jedoch nur wenig Beinkraft.

Die harten Fakten zum Sushi Bike Maki M1:

  • Preis: 999 Euro
  • Rahmen / Gabel: Alu / Stahl
  • Gewicht: 15,5 Kilogramm
  • Bremsen: Tektro, Disc mechanisch
  • Schaltung: Singlespeed, 46 / 18 Zähne
  • Motor / Akku: 200 W / 125 Wh
  • Reifen: 28-622

5 Fragen an Andy Weinzierl, Gründer und CEO von Sushi Bikes

MY BIKE: Preiserhöhung ab 15.6. – woran liegt es bei euch konkret: Lieferschwierigkeiten, Rohstoffpreise etc.?

ANDY WEINZIERL: Die Klassiker: Lieferkette und Rohstoffpreise. Aber auch alle operativen Kosten, wenn wir an die wirtschaftliche Situation und Inflation denken. Eigentlich hätten wir die Preise längst anheben müssen, nachdem Container seit über einem Jahr das Fünffache kosten. Ich habe immer auf Entspannung gehofft, aber leider ist das Gegenteil der Fall und in immer mehr Bereichen steigen die Kosten. Also blieb auch uns keine Wahl mehr. Aber wir erhöhen nur minimal und decken damit noch nicht mal die exakten Mehrkosten.

Andy Weinzierl, Gründer und CEO von Sushi BikesFoto: Dario Suppan, SUSHI Bikes
Andy Weinzierl, Gründer und CEO von Sushi Bikes

Wie kommt ihr generell mit der derzeitigen Lage am (Bike-)Markt zurecht?

Wir kennen das ja kaum anders. Unsere erste Charge lief Ende 2019 vom Band. Seit Mitte 2020 ist die Situation angespannt. Vielleicht hat uns diese harte Schule gelehrt, immer kreativ zu bleiben und mit Resilienz an die Sache zu gehen. Wir finden immer eine Lösung, auch wenn ich persönlich gerne auf diese Extrahürden verzichten würde.

Ihr erhöht die Preise nur für die +Modelle. Euer Alleinstellungsmerkmal beim Maki M1 / M2 „E-Bike unter 1.000 Euro“ bleibt also zementiert?

Die +Modelle kosteten seit Einführung schon 1.199 Euro und lösten die erste Generation an SUSHI BIKES ab. Die Nachfrage ist seit Launch ungebremst und es scheint, als hätten die hinzugefügten Features, also höhere Reichweite, LCD-Display, dickere Reifen, genau den Geschmack der Kund*innen getroffen. USP (Anm. d. Redaktion: Unique Selling Proposition, also: Alleinstellungsmerkmal) von Sushi Bikes ist eben nicht 999 Euro, sondern ein bezahlbares E-Bike mit der perfekten Ausstattung für die Stadt.

Habt ihr weitere Pläne für die nächsten Jahre? Ein Gravelbike oder ein urbanes Lastenrad?

Unsere +Modelle sind fantastisch angelaufen. Das zeigt uns, dass wir offensichtlich genau die Zweifel beseitigt haben, die es bei den ersten Modellen noch gab. Unsere Kund:innen liefern uns viel ehrliches Feedback und tolle Ideen, dieser intensive Austausch ist uns sehr wichtig. Wir denken natürlich auf einigen Plänen herum, ob und wann ein Update kommt und wie das aussieht, wissen wir allerdings selbst noch nicht genau.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft in puncto Nachhaltigkeit noch?

Das Sushi Bikes Team ist so getrieben vom eigenen Purpose, dass jede Entscheidung mit Nachhaltigkeitsgedanken getroffen wird. Wir überarbeiten gerade jede einzelne Verpackung, gestalten das Office entsprechend, ziehen die Lieferkette immer weiter nach Europa und überprüfen den Gesamtabdruck. Seit diesem Jahr beteiligen wir uns auch an der Fair Cobalt Alliance als weltweit erster E-Bike-Hersteller und helfen dabei, die Arbeitsbedingungen bei der Cobalt-Gewinnung zu verbessern. Wenn wir an Lithium und Co. denken, dann sehen wir, dass die Branche noch viel zu tun hat. Meinetwegen bleiben wir hier gerne Vorreiter, solange andere Marken nachziehen.

Mehr Infos unter sushi-bikes.com