MYBIKE Online
· 18.05.2020
Mit einem unscheinbaren Zubehörartikel, dem meist wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, lässt sich viel für Ergonomie und Komfort der Füße beim Radfahren tun: den Einlegesohlen.
Orthopädische Einlegesohlen? Die brauche ich doch nur, wenn ich totale Problemfüße habe, um Beschwerden in den Griff zu bekommen – denken die meisten. Selbst Fachleute vertreten zum Teil immer noch die Ansicht, wer keine Schmerzen oder extreme Fehlstellungen habe, käme mit der herkömmlichen Schuhausstattung gut zurecht.
Doch in der Praxis zeigt sich, dass auch Radfahrer mit gesunden, normalen Füßen, soweit es diese überhaupt noch gibt, ihr Schuhwerk mit ergonomischen Radsporteinlagen aufwerten können. Denn die ab Werk mitgelieferten Einlagen sind meist völlig flach und ohne jede Art von Fußbett. Wird das Fußskelett dagegen stabilisiert und geführt, versackt weniger Energie, und die Leistung kann verlustfreier und zielgerichteter aufs Pedal gebracht werden.
Gut für die Ergonomie der Tretbewegung ist es auch, wenn die Beinachsen gerade nach unten in Richtung Pedal verlaufen – auch hier lässt sich die Kraft mit Einlagen, die den Fuß aufrichten, effizienter übertragen. Zu guter Letzt treten typische Überlastungsbeschwerden dann seltener auf, denn der Druck wird gleichmäßiger über die ganze Fußfläche verteilt, und die Mittelfußknochen senken sich weniger ab. Erreicht wird das auf unterschiedliche Weise, klassisch in der Orthopädieschuhtechnik sind Pelotten: Das sind halbkugelige, ballenförmige Polster auf der Oberseite der Innensohle, welche die Fußgewölbe abstützen. Doch es gibt auch den Ansatz, das Fußskelett mithilfe eines in die Sohle eingearbeiteten Kunststoffkörpers so zu führen, dass es sich aufrichtet. Wer ohnehin orthopädische Sporteinlagen hat, kann diese natürlich auch im Radschuh ausprobieren.
Die Innensohlen, die sich ab Werk in vielen Radschuhen befinden, geben den Füßen in den meisten Fällen kaum Halt und setzen die Fußgewölbe unter Druck. Oft gleichen die Einlagen der Originalausstattung eher dünnen Teppichstücken, deren einziger Sinn es ist, den Fuß nicht ganz ohne jede Polsterung auf der harten Schuhsohle stehen zu lassen.
Allerdings gibt es einige Hersteller hochwertiger Radschuhe, meist mit Klicksystem, die in gewissem Maß anatomisch geformte oder an ergonomischen Prinzipien orientierte Einlagen mitliefern (zum Beispiel die Body-Geometry-Sohlen von Specialized).
Ergonomie-Hersteller SQlab bietet Radsporteinlagen für verschiedene Gewölbehöhen und Beinachsenstellungen an. So vermisst der Fachhändler mithilfe der sogenannten Foot Disc, wie der Fußabdruck aussieht und wie viel „Federweg“ davon ausgehend noch in den Fußgewölben vorhanden ist.
Außerdem betrachtet er die Stellung der Knie und testet, ob der Fuß beim Auftreten neutral oder nach innen (Pronation) beziehungsweise außen (Supination) abknickt. Je nach Ergebnis wählt er aus dem Sortiment unterschiedlicher Einlagentypen die am besten passende aus.
Einlagenhersteller Solestar geht dagegen nicht davon aus, dass die Einlage der – oft degenerierten – Fußform des Radfahrers angepasst werden sollte. Sondern ein spezieller „Kern“ in der Sohle soll nahezu jedes Fußskelett so führen und stabilisieren, dass es sich fast wie von selbst in eine natürliche, ergonomisch günstige Neutralposition begibt.
Verschiedene Einlagentypen gibt es jedoch für unterschiedliche Einsatzbereiche und Leistungsansprüche. Das hier gezeigte Modell „Tour“ hat einen Glasfaserkern, der noch eine Abrollbewegung erlaubt, und eine relativ weiche Polsterung. solestar.de