Armin Herb
· 15.02.2014
Winterzeit ist Handschuhzeit. Die Trekkingbike-Tester haben 16 Handschuh-Modelle ausprobiert – vom dünnen Übergangshandschuh bis zum Handwärmer für Frosttage.
Mitte Oktober fiel in Bayern bereits der erste Schnee. Nicht so angenehm für den Alltagsradler, aber dafür authentische Bedingungen, um im Herbst Winterhandschuhe zu testen. Denn auch dieses Mal galt wieder: Getestet auf Tour! Unser Team war viele Kilometer in der Stadt, auf dem Land und in den Bergen unterwegs. Und nach dem Gebrauch mussten die Handschuhe noch diverse Waschgänge in der Waschmaschine überstehen.
Radfahrer gelten zwar gerne als robust und hart im Nehmen, aber bei klammen Fingern hört bei den meisten der Spaß auf. Ganz abgesehen vom entstehenden Sicherheitsrisiko mangels gutem Griffgefühl am Lenker.
Kühles Wetter lässt eben die Extremitäten zuerst frieren. Hinzu kommt noch der Fahrtwind, der die Lufttemperatur nochmals deutlich kühler auf die Haut wirken lässt, als sie tatsächlich ist – der so genannte Windchill-Effekt. Die Wirkung ist verblüffend: So liegt zum Beispiel bei einer Außentemperatur von acht Grad und einer Windgeschwindigkeit von 30 km/h die gefühlte Temperatur bereits bei zwei Grad unter Null.
Bis auf einen kurzen heißen Sommer herrschte in der vergangenen Saison öfter mal Handschuhwetter. Wobei das natürlich individuell sehr unterschiedlich sein kann. Das hängt vom individuellen Kälteempfinden des Radlers genauso ab wie von der Materialkombination, der Passform und Verarbeitung des Handschuhs. Deshalb kann es auch den Winterhandschuh für alle Fälle gar nicht geben. Aber dafür bietet der Handel diverse Varianten vom dünnen, ungefütterten Softshell-Modell bis hin zum klobigen, verkappten Skihandschuh.
Bei Temperaturen von drei bis zehn Grad ist es für die meisten bereits zu kühl, um ohne Langfingerhandschuhe Rad zu fahren, aber noch zu warm für die dicken, wattierten Wintermodelle. Für die so genannte Übergangszeit, die uns in der Regel im Herbst und Frühling heimsucht, empfehlen sich dünne Varianten. Allerdings sollten diese über eine winddichte Membran, wie z.B. Windstopper oder Windtex, verfügen. Die Windhaut wird mit unterschiedlichen Trägerstoffen, wie etwa einem wärmenden Fleece oder Softshell-Material kombiniert. Die dünnen Langfinger-Modelle halten meist auch einem leichten Regenguss stand, sind aber selten wasserdicht während längeren Fahrten im Regen. Die praktische Ausnahme: Das Modell Craft Hybrid Weather verfügt über einen dünnen wasserdichten Überzug, versteckt in einer kaum sichtbaren Tasche auf der Oberhand. Bei Niederschlag wird die Regenhaut im Handumdrehen über die Finger gestülpt und lässt damit den Fingerhandschuh optisch zum Fäustling mutieren. Der Deluge Glove von Endura ist ebenfalls dünn und wasserdicht. Allerdings neigen die Hände bei wasserundurchlässigen Modellen leicht zum Schwitzen, vor allem bei nicht allzu kühlen Temperaturen.
Der wahre Winterhandschuh lässt die empfindlichen Finger auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht so schnell kalt und steif werden. Außerdem bietet er eine wind- und wasserdichte Ausstattung, um gegen jegliches Schmuddelwetter, von Eisregen bis Schneefall gerüstet zu sein. Wenn die Handwärmer so richtig kuschelig sein sollen, ist noch eine zusätzliche Isolationsschicht, z.B. aus Primaloft oder Thinsulate, eingearbeitet. Die dicke Wärmedämmung bringt allerdings auch Nachteile mit sich. Die Handschuhe geraten dadurch zuweilen ziemlich klobig, was wiederum den guten, sicheren Griff am Lenker einschränkt. Das Winter-Modell, das im Test den Spagat zwischen gutem Wärmeverhalten und ordentlichem Grip am zuverlässigsten schaffte, ist der Vaude Tura Glove.
Wer trotz voluminöser Isolierung und wind- und wasserdichter Membran noch immer zu kalten Fingern neigt, der könnte noch zusätzlich dünne Innenhandschuhe aus Seide oder – noch wärmer – aus Merinowolle überstreifen. Und als letzte, aber auch teuerste Option käme noch der beheizbare Handschuh in Frage. Je nach Wärmewunsch sorgen eingelegte Akkus bis zu zehn Stunden für kuscheliges Handklima.
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