Armin Herb
· 26.12.2022
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Moderne Regenbekleidung soll wasserdicht, aber auch bequem sein. MYBIKE hat acht Outfits, bestehend aus Regenjacke und Regenhose und einen Einteiler getestet. Zudem werden wichtige Begriffe wie Wassersäule, wasserdicht, wasserabweisend und Atmungsaktivität erklärt und aufgeklärt, was es mit den Lagen bei Regenkleidung auf sich hat.
Radler haben meist ein ambivalentes Verhältnis zu Regenbekleidung: Kaum einer mag sie wirklich, aber jeder braucht sie irgendwann. Das liegt vor allem daran, dass man in Regenjacken und -hosen schnell ins Schwitzen kommt, weil das Material an eine Plastiktüte erinnert, oft knistert und vor allem das Anziehen von Regenhosen zuweilen in eine ziemliche Fummelei ausartet. Gleich vorneweg: Diese unangenehmen Faktoren lassen sich mit einiger moderner Regenbekleidung deutlich minimieren.
Die Zeiten des von innen und außen dichten „Ostfriesen-Nerzes“ gehören längst der Vergangenheit an. Heutige Hightech-Membranen haben eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit (= Atmungsaktivität) von innen nach außen, obwohl sie absolut wasserdicht sind. Das funktioniert umso besser, je höher das Temperaturgefälle zwischen Körper- und Außentemperatur ist. Bei Regenfahrten im Gebirge konnten wir dabei feststellen, dass alle Teile, Jacken wie Hosen, tatsächlich wasserdicht waren und sich das Schweißbad im Inneren in Grenzen hielt. Vor allem die leichten Jacken von Löffler und Bergans fielen in diesem Zusammenhang sehr positiv auf.
Auch beim Material lassen sich spürbare Fortschritte erkennen. So erweist sich etwa die Regenbekleidung von Canyon und Löffler als weich und dehnbar (fast) wie Softshell-Textilien. Auch in puncto Nachhaltigkeit kommt die Industrie langsam voran: Zwar setzt man aufgrund des Gewichtes, der Dichtigkeit und Atmungsaktivität nach wie vor auf Kunststoffe, wie Polyester, Polyamid und Polyurethan, aber es wird vermehrt recyceltes Material verwendet. Und bei der Imprägnierung wird von allen hier berücksichtigten Herstellern auf das umweltschädliche PFC (Perfluorcarbon) verzichtet.
Je größer das Temperaturgefälle zwischen Körper- und Außentemperatur, desto besser funktioniert die Wasserdampfdurchlässigkeit von innen nach außen.
Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Für Aufregung bei plötzlich einsetzendem Schauer sorgt zum Beispiel der Umstand, dass sich manche Regenhosen trotz Reißverschlüssen am Beinende nicht über die angezogenen Schuhe ziehen lassen. Oder dass Kapuzen an Regenjacken weder sinnvoll unter noch über den Helm gezogen werden können. Solche Mankos lassen sich meist vermeiden, wenn man Regenjacken und Regenhosen vor dem Kauf anprobiert. Am besten den Fahrradhelm und die in der Regel verwendeten Radschuhe mit ins Fachgeschäft nehmen.
Wer auf die Preise schaut, wird feststellen, dass gute Hightech-Regenbekleidung ganz schön ins Geld gehen kann. Aber wir haben bei unserem Test auch eine preiswerte Ausnahme entdeckt: Decathlon beweist mit einer sehr durchdachten und detailreichen Regenjacke und -hose, dass man dafür nicht unbedingt Hunderte von Euros ausgeben muss.
Hans-Peter Ettenberger ist Fahrrad-Technikspezialist bei MYBIKE und erfahrener Ganzjahres-Radpendler. Auf diese Details bei Regenbekleidung achtet er besonders:
Leichte, sehr atmungsaktive Multifunktionsregenjacke mit mehrfach einstellbarer Kapuze, die sowohl über wie auch unter den Helm passt. Nicht ganz billig, aber robust trotz geringem Gewicht. Wenig Reflexelemente. Die Jacke lässt sich gut komprimieren und in der Kapuze verstauen. Auch als Damenmodell erhältlich.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT
Eine robuste Hightech-Outdoor-Regenhose mit vielen praktischen Details, wie einem seitlich durchgehenden 2-Wege-Reißverschluss, einem Hosenbund mit Reißverschluss sowie Gürtelschlaufen. Auch als Damenmodell erhältlich.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT
Regenjacke mit Softshell-Haptik, das heißt das Material ist relativ weich und geräuscharm. Das Modell überzeugt mit hohem Tragekomfort und einer dehnbaren Kapuze, die über den Helm reicht. Kleiner Minuspunkt: Die Außenschicht saugt sich mit Wasser voll, was jedoch die Dichtigkeit nicht beeinflusst, aber die Atmungsaktivität. Auch als Damenmodell erhältlich.
MYBIKE-Urteil: GUT
Eine ungewöhnlich bequeme, gut sitzende Regenhose. Der Tragekomfort hängt vor allem an dem relativ dehnbaren Material. Der Wermutstropfen: Trotz Dehnbarkeit und Reißverschluss am unteren Beinabschluss lässt sich die Hose nur schwer mit Schuhen anziehen.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT (MYBIKE-Tipp: Tragekomfort)
Bei dieser Jacke wurde Wert auf wichtige Details gelegt, wie zum Beispiel verdeckte Lüftungsöffnungen, elastischer Stoff an der Seite und eine bequeme, verstellbare Kapuze. Outdoor-Hightech für Pendler und Bikepacker zu einem interessanten Preis.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT (MYBIKE-Tipp: Preis/Leistung)
Bequem anzuziehen, bequem beim Radeln. Die City-Regenhose leistet gute Dienste bei Schmuddelwetter. Den Testern fehlte nur eine Weitenregulierung an den Waden.
MYBIKE-Urteil: GUT
Urbane Komfortregenjacke mit mehreren Taschen, Kapuze und Netzinnenfutter. Sie ist nicht sonderlich leicht, aber mit angenehmer Haptik. Als Damen- und Herrenmodell erhältlich.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT
Eine gut verarbeitete Regenhose mit ausreichend Reflexelementen. Leider ist die Beinweite unten trotz Reißverschluss etwas eng geraten, sodass man die Hose nur bei kleinen Schuhgrößen drüberziehen kann.
MYBIKE-Urteil: GUT
Sehr leichte, dünne und klein komprimierbare Regenjacke. Die Kapuze reicht vorne bis über den Mund hoch. Ein praktischer, kompakter „Immer-dabei-Regenschutz“.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT
Das Modell ist in sehr vielen Größen und in zwei Farben erhältlich. Die Drainon ist relativ körpernah geschnitten, das heißt Schuhe ausziehen beim Überstreifen. Die Neonfarbe ist von Weitem gut sichtbar, aber leider auch eventueller Schmutz.
MYBIKE-Urteil: GUT
Klassisch schlichte Radregenjacke vom Pionier für wasserdichte, atmungsaktive Membranen. Überzeugend sind vor allem das geringe Gewicht und das geringe Packmaß. Auch als Damenmodell erhältlich.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT
Angenehm leichte, klein verpackbare Regenhose mit guter Passform. Kleines Manko: Die Reißverschlüsse am Bein sind zu kurz, um die Hosenbeine leicht über Schuhe mit Größe 43 und größer zu ziehen.
MYBIKE-Urteil: GUT
Ein Spitzenmodell für Stadt- und Tourenradler – relativ leicht, sehr atmungsaktiv und fühlt sich weich an wie ein Softshell-Gewebe. Tragekomfort und -klima überzeugen ebenfalls. Durch eine dünne Isolationsschicht wärmt sie sogar etwas. Auch als Damenmodell erhältlich.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT (MYBIKE-Tipp: Tragekomfort)
Eine leichte, einfach gehaltene Premium-Regenhose – bequem und atmungsaktiv beim Radfahren, durch entsprechend große Beinöffnungen problemlos und schnell anzuziehen, auch mit Schuhen.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT
Die Jacke ist besonders leicht und klein verpackbar. Beim Radfahren zeigt sich das Material aber als eher schweißtreibend, wobei die Unterarmventilation fast schon wieder zu sehr abkühlt. Setzt man den Radhelm auf die Kapuze, stört am Hinterkopf die Weitenregulierung der Kapuze. Auch als Damenmodell erhältlich (Yaras IV Regenjacke).
MYBIKE-Urteil: GUT
Bei diesem Modell wurde der Loose-Fit-Schnitt, jedenfalls für unsere Testpersonen, etwas übertrieben, das heißt der Stoff flattert beim Radeln an den Oberschenkeln. Dafür lassen sich die Rain Pants aufgrund des langen Reißverschlusses leicht an- und ausziehen.
MYBIKE-Urteil: BEFRIEDIGEND
Der Overall ist zwar nicht ganz leicht und etwas voluminös, aber der Radler ist damit regendicht eingepackt auch bei längeren Regenfahrten. Pluspunkt Sicherheit: Teilweise Neonfarbe und große Reflexionsflächen.
MYBIKE-Urteil: SEHR GUT
MYBIKE: Was bedeutet DWR?
René Bethmann: Es steht für „Durable Water Repellency”, das heißt „dauerhaft wasserabweisend“. DWR ist eine Imprägnierung, die auf das Material aufgetragen wird. Es hat zur Folge, dass das Wasser abperlt und nicht gleich in den Stoff eindringt.
Was bedeutet der Begriff „Lagen“, zum Beispiel 2-Lagen- oder 2,5-Lagen-Jacke?
Lagen bedeutet, dass ein Verbundstoff aus mehreren „Lagen“ von Stoffen zusammengesetzt ist: 2 Lagen = Stoff + Membrane // 2,5 Lagen = Stoff + Membrane + Druck // 3 Lagen = Stoff + Membrane + Stoff. Lagen-Materialien werden bei Regenbekleidung benutzt, da die Membrane garantiert, dass das Wasser nicht durchdringt. Damit eine Regenjacke wirklich wasserdicht ist, müssen zusätzlich alle Nähte verschweißt und wasserdichte Reißverschlüsse verwendet werden.
Muss man Wetterschutzkleidung mit Membranen nachimprägnieren?
Membranen an sich können nicht nachimprägniert werden – nur die DWR. Wenn die DWR-Imprägnierung nachlässt, das heißt das Wasser außen nicht mehr abperlt, kann diese aufgefrischt werden, zum Beispiel durch sanftes Bügeln, Waschen in der Waschmaschine mit speziellem Waschmittel oder durch ein Imprägnierungsspray. Wenn die Membrane beschädigt ist, kann man das Produkt nur unter Umständen reparieren, das bedeutet ein kleines Loch oder ein Riss lässt sich mit einem speziellen Patch überkleben und die Wasserdichtigkeit wiederherstellen.
Die sogenannte Wassersäule gibt an, welchem Wasserdruck zum Beispiel das Obermaterial einer Regenjacke standhalten kann, bevor es durchlässig wird. Das heißt, je höher der Wert in Millimetern, desto wasserdichter ist das Material. 1000 Millimeter Wassersäule entsprechen dabei etwa dem Druck von 0,1 bar. Die Aussagekraft der Wassersäule wird oft etwas überbewertet, denn für die Bestimmung der Wassersäule bestehen verschiedene Normen, Messverfahren und Testmethoden. Außerdem kommt es auch sehr darauf an, wie zum Beispiel eine Regenjacke verarbeitet ist, wie dicht etwa die Nähte bzw. Klebestellen und die Reißverschlüsse sind.
Nach EU-Richtlinien gilt ein Stoff bereits ab einer Wassersäule von 800 Millimeter als wasserdicht. In Deutschland gilt ein Material ab 1300 mm als wasserdicht, in der Schweiz erst ab 4000 Millimeter. Im Outdoor-Bereich hat sich bei Regenjacken zum Radfahren und Wandern eine Wassersäule von 10.000 Millimetern als Richtwert etabliert, bei Regenhosen, mit denen man auch auf nassem Untergrund kniet oder sitzt, von 15.000 Millimetern. Für Touren mit schwerem Rucksack und anderen anspruchsvollen Bedingungen bieten Hardshell-Jacken mit einer Wassersäule von 20.000 Millimetern die nötigen Reserven.
Wasserabweisend bedeutet, dass bei leichtem Regen Wasser an der Oberfläche der Jacke oder Hose abperlt und nicht nach innen vordringt. Bei stärkerem Regen jedoch muss man damit rechnen, dass man irgendwann nass wird.
Atmungsaktivität steht umgangssprachlich für Wasserdampfdurchlässigkeit, also die Fähigkeit, dass Wasserdampf („Schweiß“) aus dem Inneren eines Bekleidungsstückes nach außen entweichen kann. Wegen des Temperatur- und Feuchtigkeitsgefälles zwischen der Innen- und Außenseite diffundiert der Wasserdampf durch das Textil von der warmen Innenseite zur kühleren und trockeneren Außenseite. Das funktioniert umso besser, je stärker das Gefälle ist. In der Regel wird Atmungsaktivität mit der Menge der verdunsteten Flüssigkeit pro Quadratmeter in 24 Stunden angegeben. Ein Textil gilt als atmungsaktiv ab 3000 Gramm je Quadratmeter je 24 Stunden (3000 g/ qm/24 h), als sehr atmungsaktiv ab 10.000 Gramm je Quadratmeter je 24 Stunden (10.000 g/qm/24 h).