Bäckerrad mit E-Antrieb - das Bergamont E-Cargoville im Test

Uli Frieß

 · 17.01.2022

Bäckerrad mit E-Antrieb - das Bergamont E-Cargoville im TestFoto: Daniel Simon
Bäckerrad mit E-Antrieb - das Bergamont E-Cargoville im Test

Umweltfreundliche Minilaster mit E-Antrieb ersetzen so manche Autofahrt. Wie gut kann das Bergamonts robuster Tiefeinsteiger im Bäckerrad-Stil?

Das Bakery Elite ergänzt Bergamonts Cargoville-Serie um ein weiteres Lastenrad im Bäckerrad-Stil. Im Unterschied zum Cargoville LT hat das Bakery einen tiefen Durchstieg und erweitert als Unisex-Variante das Einsatzspektrum der Cargoville-Serie. Auffälligstes Merkmal des E-Bikes ist die massive Rahmenkon­struktion. Bergamont verstärkt das voluminöse Zentralrohr beidseitig mit Alu-Kastenprofilrohren, die als Verlängerung der Kettenstreben vom Rahmenknoten zum Steuerrohr führen. An den Kreuzungspunkten sind die Alu-Profile zusätzlich mit dem Zentralrohr verschweißt (siehe Detailbild unten). Damit entschärft Bergamont einen konstruktiven Schwachpunkt von Wave-Rahmen: Das Zentralrohr wird wirksam stabilisiert, der Rahmen spürbar steifer. Eine verstärkte Starrgabel mit Steckachse, der massive Vorbau und eine vierfach gelagerte Vorderradnabe erhöhen die Stabilität zusätzlich.

  Das E-Cargoville Bakery Elite von BergamontFoto: Bergamont
Das E-Cargoville Bakery Elite von Bergamont

Die materialintensive Konstruktion macht das Rad aber auch schwer. Das Bakery bringt knapp 37 Kilo auf die Waage. Dafür dürfen Rad plus Fahrer und Gepäck bis zu 180 Kilo wiegen; auf die Träger können insgesamt 42 Kilo geladen werden. Bergamont legt beim Bakery viel Wert auf Wartungsarmut und Langlebigkeit. Das zeigt sich neben dem üppigen Materialeinsatz am Rahmen auch bei der Wahl der Ausrüstungskomponenten. Die per Drehgriff mechanisch schaltbare Fünfgang-Nabe ist annähernd wartungsfrei. Mit dem Antrieb ist sie per Gates-Riemen statt Kette verbunden. Der Carbonriemen benötigt nur sehr wenig Aufmerksamkeit und überträgt Bein- und Motorkraft quasi lautlos aufs Hinterrad. Zuverlässige, hy­draulische Scheibenbremsen verstehen sich an schweren Cargo-Pedelecs von selbst. Beim MT-30-System von Magura drückt am Vorderrad ein Vierkolben-Sattel die Bremsbeläge gegen eine Bremsscheibe mit 203 Millimeter Durchmesser. Hinten verzögert ein Zweikolben-Sattel mit 180-Millimeter-Scheibe. Die Auslegung ist sinnvoll, sie minimiert ein Überbremsen des Hinterrads und stellt vorne ausreichend Bremskraft zur Verfügung.

Laufräder mit vorne 24 Zoll und hinten 26 Zoll Durchmesser sowie 60 Millimeter breiter Schwalbe-Bereifung rollen auch bei maximalem Systemgewicht sicher und spurtreu. Die Curana-Aluprofil-Schutzbleche sind in sich verwindungssteif, an Gabel und Rahmen vernünftig befestigt und klappern nicht. Auch am Front- und am Heckträger setzt sich der üppige Materialeinsatz fort. Für die Befestigung des Frontträgers hat Bergamont stabile Montagesockel ans Steuerrohr geschweißt. Das Gegenstück am Träger, ein dickwandiges Stahlblech, ist kraftschlüssig und solide mit den Sockeln verschraubt. Am Heck ist der Träger mit vier üppig ausgelegten Schraublaschen an den Sitzstreben befestigt. Der Frontträger darf bis zu 15 Kilo Gewicht tragen, am Heck können 27 Kilo zugeladen werden. Verschiedene Trägeraufbauten wie beispielsweise eine Transportwanne für die Front gibt es als Zubehör. Am Heck lässt sich ein Thule-Yepp-Fahrrad-Kindersitz montieren.

  Für die Befestigung des Frontträgers hat Bergamont robuste Sockel ans Steuerrohr geschweißt.Foto: Daniel Simon
Für die Befestigung des Frontträgers hat Bergamont robuste Sockel ans Steuerrohr geschweißt.

Sicher unterwegs

Das Bakery lässt sich auch bei hoher Gepäckzuladung mit wenig Kraft vom zen­tralen Zweibeinständer nehmen. Das Ausklappen des Ständers funktioniert leider nur mit waagerecht stehenden Pedalen, in beinahe jeder anderen Stellung blockieren die Kurbeln einen der Ständerarme. Die Sitzposition ist aufrecht, der angenehm gekröpfte Lenker liegt bequem in der Hand. Ob mit oder ohne Gepäck, Fahrgefühl und Kontrolle unterscheiden sich nur marginal. Wegen des 24 Zoll kleinen Vorderrads liegt der Schwerpunkt des Frontträgers etwas tiefer als gewöhnlich, das wirkt sich positiv auf Fahrstabilität und Handling aus. Das Bakery läuft stoisch geradeaus, auf Lenkerimpulse reagiert es minimal träge. Dafür könnte der Cane-Creek-Visco-Set-Steuersatz mitverantwortlich sein, er soll Lenkerflattern verhindern. Steuert man bewusst per Gewichtsverlagerung, reagiert das Bakery williger.

Verschweißte Rahmenprofile: Die bis zum Steuerrohr verlängerten Kettenstreben stabilisieren das zentrale Rahmenrohr.
Foto: Daniel Simon

Weil Bergamont auf Federelemente verzichtet hat, dringen Fahrbahnstöße spürbar zum Fahrer durch, die mit 60 Millimeter recht voluminösen Reifen sorgen nur für ein Mindestmaß an Fahrkomfort. Mit Boschs stärkstem Antrieb ist das Bakery ausreichend gut motorisiert. Der 625-Wh-Akku dürfte für die meisten Einsatzbereiche ausreichen, für mehr Reichweite kann zusätzlich ein 500-Wh-Akku montiert werden. Die Nexus-Fünfgang-Getriebenabe wechselt ihre Gänge beim Hochschalten auch unter Last verzögerungsfrei. Dagegen gelingt exaktes und geräuscharmes Runterschalten am besten, wenn man die Pedale kurz entlastet.

Test-Fazit des E-Cargoville Bakery Elite von Bergamont

Das Bergamont E-Cargoville Bakery ist ein sehr robuster Transporter mit tiefem Durchstieg sowie sicherem und einfachem Fahrverhalten. Die Ausrüstung ist wartungsarm, die Verarbeitung solide und langlebig.

Das Rad soll 4.699 Euro kosten.

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