Uli Frieß
· 21.02.2023
Kaum ein Faltrad wurde so lange Zeit annähernd unverändert produziert wie das Brompton. Wie schlägt sich die motorisierte Version des Klassikers?
We call it a Klassiker“, sagte Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer schon vor 20 Jahren und meinte damit das Länderspiel Deutschland – England. Er hätte es auch über das Brompton-Faltrad sagen können: Seit mehr als vierzig Jahren ist das Rad so gut wie unverändert. Neuerdings gibt es den britischen Falter jedoch auch mit Elektroantrieb – bei ansonsten weitgehend unveränderter Konstruktion. Den Motor bringt Brompton in der Vorderradnabe unter, den Akku, auf dessen Oberseite die Motor-Bedienelemente sitzen, haben die Designer in eine Art Lenkertasche gepackt. Das ist diskret, aber nicht improvisiert: Die Tasche rastet per Schnellkupplung sicher ein und verbindet sich dabei automatisch mit dem Antrieb. Umgekehrt löst sich die Tasche per Knopfdruck vom Rad, um sie bequem über der Schulter zu tragen – die Voraussetzung für jeden Faltvorgang. Das knapp 17 Kilo schwere Falt-Pedelec wird ohne Akku zudem 2,9 Kilo leichter und deutlich handlicher.
Nur drei Schritte braucht es nach der Akku-Demontage, um das restliche Brompton höchst kompakt zu falten. Es ist das seit Jahrzehnten bewährte System der Marke: Nach dem Lösen eines Schnellspanners am Elastomer schwingt das Hinterrad unter das zentrale Rahmenrohr. Anschließend klappt man mittels solider Scharniere das vordere Rahmendrittel nach hinten und den Lenkermast nach unten. Anstatt es zu tragen, lässt sich das gefaltete Paket auf zwei kleinen Rädchen auch rollen – mit dem ausgeklappten Lenkermast als Deichsel. Wegen der geringen Spurbreite der Rädchen am Hinterbau rollt das Brompton allerdings etwas kippelig hinterher.
Der bewährte Universal-Rahmen ist mit zwei verschieden hohen Lenkern lieferbar. Zusammen mit der langen Sattelstütze sollte es Fahrern bis etwa 1,90 Meter gut passen. Die Seitenzug-Felgenbremsen verzögern ausreichend und erfordern nur wenig Handkraft.
Unterwegs zeigt sich das Pedelec erfreulich fahrstabil, eine Flattertendenz ist nicht spürbar. Die kleinen 16-Zoll-Laufräder rollen trotz des Elastomerdämpfers eher hoppelig über raues Pflaster, und sie machen das Rad ungewohnt agil. Deshalb und wegen des schmalen Lenkers sollten die ersten Kilometer lieber vorsichtig angegangen werden. Erst mit Übung fühlen sich Handzeichen beim Abbiegen sicher an.
Unsere Kritik trifft vor allem den Antrieb: Leider lässt sich der Motor etwa eine halbe Kurbelumdrehung Zeit, bis er anläuft. Deshalb und wegen der langen Übersetzung der Zweigang-Schaltung ist beim Anfahren am Berg viel Beinkraft gefragt. Wir empfehlen deshalb die Sechsgang-Version des E-Falters.
Uli Frieß, Testredakteur: „Das Brompton Electric ist gefaltet wohl das kleinste E-Radpaket am Markt – ein Konzept für die lange ‚letzte Meile‘ oder für Wohnmobilisten. Nachteilig sind das hohe Gewicht, der verzögert anlaufende Antrieb und die Übersetzung in der Zweigang-Konfiguration.“