Hin und weg

Uli Frieß

 · 27.10.2021

Hin und wegFoto: Jan Greune

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Hin und weg

Touren-Pedelecs bewältigen leichtfüßig große Distanzen und bezwingen mühelos lange Steigungen. Mit elektrischem Zusatzschub machen sie ausgedehnte Radtouren zur entspannten Erfahrung.

Beim Gedanken an den nächsten Radurlaub entstehen die schönsten Bilder vor dem geistigen Auge. Schon die Planung hebt die Stimmung, weckt die Fantasie und erzeugt plastische Bilder von abwechslungsreichen Landschaften, schönem Wetter und entspanntem Dahingleiten. Ob man sich nur kleine Fluchten oder ausgedehnte Mehrtagestouren vornimmt, Spaß macht es nur mit dem richtigen Rad. Gute Touren-Pedelecs sind idealerweise Alleskönner. Sie sind sicher, robust und auch dann noch fahrstabil, wenn zusätzlich schweres Gepäck am Träger hängt. Das Schöne am Pedelec ist: Der Fahrer hat die Wahl, ob der Motor den Löwenanteil an der Kurbelarbeit übernimmt oder die eigenen Beine. Ein Tastendruck am Lenkerende genügt. Doch Kilometer zu fressen bedeutet immer, mehrere Stunden im Sattel zu sitzen. Das Pedelec muss also perfekt zum Fahrer passen. Übermäßige Ermüdung durch etwaige Fehlhaltungen verdirbt die Freude an der schönsten Radtour. Ebenso zählen Defekte weit weg von der Werkstatt zu den echten Spielverderbern. Daran, dass am Rad etwas kaputtgehen und eine Panne die Tour unterbrechen könnte, will niemand denken. Die beste Voraussetzung für ein ungetrübtes Tourenvergnügen ist deshalb ein zuverlässiges, weitgehend pannensicheres Rad.

CONWAY CAIRON T 500

Eine Typfrage

Auch ausgereifte Touren-Pedelecs haben unterschiedliche Charaktere. Wer sein Rad regelmäßig auch im Alltag nutzen möchte, kommt mit etwas weniger Reichweite klar und freut sich über ein eher leichtes Pedelec mit bequemer Sitzposition und unkompliziertem Fahrverhalten. In diesem Testfeld empfehlen sich dafür Giant und Stevens. Sportlich orientierte Fahrer legen mehr Wert auf hohe Fahrdynamik und gute Performance abseits asphaltierter Straßen. Für sie sind Crossover-Tourer wie das Hoheacht, das Merida oder das Victoria erste Wahl. Langstreckenradler bevorzugen Pedelecs mit hohem Fahrkomfort, ergonomischer Sitzposition, viel Reichweite und sicherem Fahrverhalten auch mit schwerem Gepäck auf dem Träger. In unserem Testfeld zählen in erster Linie das Conway, das Cube und das Radon zu dieser Kategorie.

  Beste Voraussetzung für ein ungetrübtes Tourenvergnügen ist ein zuverlässiges, robustes, gut passendes und leicht zu bedienendes Rad, auf dem man sich auch nach vielen Kilometern noch wohlfühlt. Eine ausgedehnte Probefahrt, am besten mit Gepäck auf dem Träger, hilft bei der Su-che nach dem richtigen Reisepartner.Foto: Jan Greune
Beste Voraussetzung für ein ungetrübtes Tourenvergnügen ist ein zuverlässiges, robustes, gut passendes und leicht zu bedienendes Rad, auf dem man sich auch nach vielen Kilometern noch wohlfühlt. Eine ausgedehnte Probefahrt, am besten mit Gepäck auf dem Träger, hilft bei der Su-che nach dem richtigen Reisepartner.

Für alle Tourer-Varianten gilt: Dreh und Angelpunkt ist ein steifer und solider Rahmenverbund mit stabilen Laufrädern und pannensicheren Reifen. Denn systembedingt sind Pedelecs deutlich schwerer als Räder ohne Antrieb, Reisegepäck erhöht das Gewicht zusätzlich. Ein sorgfältig aufgebautes Fahrwerk ist deshalb ein Muss. In den letzten Jahren sind die Fahrwerke von Pedelecs deutlich steifer geworden, was sich auch in unserem Testfeld positiv niederschlägt. Keines der Räder ist mit unsicherem Fahrverhalten aufgefallen. Die gute Fahrsicherheit realisieren Rahmenbauer mit größeren Wandstärken oder voluminösen Rahmenrohren. Das erhöht leider auch das Gesamtgewicht: So ist das Victoria zwar das Rad mit dem steifsten Rahmen im Testfeld, mit 29 Kilo ist es aber auch das schwerste. Auch ein steifer, tourentauglicher Gepäckträger ist Pflicht. Er muss spielfrei mit dem Rahmen verbunden sein. Andernfalls kann sich in Kurven das Gepäck samt Hinterbau unkontrolliert aufschwingen und das Rad aus der Spur drängen.

  Weite wagen: Die großen Akkus von Tourenpedelecs erweitern den Aktionsradius enormFoto: Jan Greune
Weite wagen: Die großen Akkus von Tourenpedelecs erweitern den Aktionsradius enorm

Besonders stabil sind die Trägerkonstruktionen des Cube und des Radon, sie sind fest mit dem Hinterbau verschweißt. Der Gepäckträger des Conway ist ebenfalls sehr stabil mit dem Rahmen verbunden. Um die schweren Tourer auch auf längeren Abfahrten mit Reisegepäck sicher abbremsen zu können, brauchen die Räder zuverlässige Bremsanlagen. Hydraulische Scheibenbremsen mit ausreichend dimensionierten 180-Millimeter-Bremsscheiben haben alle Testkandidaten. Die einzige 160er-Scheibe sitzt am Hinterrad des Stevens, dort geht ihr kleinerer Durchmesser in Ordnung. Zwei kleinere Ausreißer zeigten sich auf den Testfahrten: Shimanos Standardbremse MT-200 am Hoheacht Pasio Tero ist für Alltagsräder ausreichend, an Touren-Pedelecs wie diesem ist sie nicht erste Wahl. Hier würden wir ein höherwertiges Modell bevorzugen. Und die Tektro- Bremsanlage am Conway lieferte im Neuzustand nur mit hohem Krafteinsatz eine ausreichende Bremsleistung. Nachdem Scheibe und Beläge eingelaufen sind, sollte sie deutlich besser funktionieren.

Am Giant: massiv abgestrebter Gepäckträger mit stabilen Befestigungspunkten an den Sitzstreben
Foto: Daniel Simon

Weil potente Motoren ein starkes Verkaufsargument sind, setzen Hersteller bei Pedelecs in der Preisklasse ab etwa 3.000 Euro auf die Topmodelle der Marktführer. Mit weniger als einem Bosch Performance CX, Giant SyncDrive Pro (eigentlich ein Yamaha) oder Shimanos EP8 will sich offenbar kaum ein Käufer zufriedengeben. Im Rahmenzentrum von Tourern sind drehmomentstarke Motoren auch sinnvoll, denn sie schieben schwer bepackte Räder auch lange Steigungen relativ mühelos hinauf. Dafür brauchen sie aber reichlich Energie. Deshalb trifft es sich gut, dass 625 Wh große Akkus in dieser Preisklasse mittlerweile Standard sind. Auf unserem Prüfstand ermittelten wir die Reichweiten eher zurückhaltend, mit einem hohen Anteil an Motorkraft. Wer bereit ist, mehr Beinkraft zu investieren, kommt mit einer Akkuladung gut 20 bis 30 Prozent weiter. Bei einer so aktiven Fahrweise hilft eine möglichst eng abgestufte Schaltung mit hoher Übersetzungsbandbreite. Vier unserer Testräder haben Zwölffach-Schaltwerke mit breit abgestuften Ritzelpaketen (Conway, Cube, Radon, Victoria), alle anderen Räder sind mit Zehn- beziehungsweise Elffach-Schaltungen ausgerüstet. Qualitativ bieten alle Pedelecs mindestens Shimano-Deore-Niveau, am Stevens und am Cube wechseln sogar XT-Schaltwerke die Gänge. Fans von Navigationssystemen können im Bosch- Smartphone-Hub des Stevens ihr eigenes, mit der kostenlosen Cobi-App aufgerüstetes Smartphone nutzen. Im Nyon- Display des Cube sind Navigations- und Fitnessfunktionen bereits integriert. Alle anderen Displays sind ausreichend gut ablesbar und informieren über die wichtigsten Fahr- und Motordaten.

Den kompletten Vergleichstest der E-Tourenräder aus MYBIKE 4/2021 inkl. aller Einzelbewertungen können Sie unter dem Artikel als PDF herunterladen. Der Test kostet 1,99 Euro.

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