Jochen Donner
· 23.06.2015
Rohloff-Schaltung und Pinion-Getriebe. Zwei Getriebesysteme buhlen um die Gunst zahlungskräftiger Fahrrad-Käufer. Wir haben 12 Top-Räder mit drei Getrieben „Made in Germany“ genauer untersucht.
Laufleistung 254.000 Kilometer – für einen Benzinmotor schon langsam kritisch, für einen Diesel noch nichts besonderes. Für ein Fahrrad aber fast unglaublich. Und für eine einzige Rohloff-Nabe fast schon ein Klacks. "Unsere Speedhub ist dauerfest konstruiert," verkündet Barbara Rohloff nicht ohne Stolz. Die Speedhub mit der viertel Million auf dem Buckel gehört einem ganz normalen Rohloff-Kunden. Er fährt halt viel, hat schon den dritten Rahmen an seiner Schaltnabe, sagt sein Händler. Der hat die Nabe von Anfang an gewartet, jeweils den Tachostand notiert und kann so die Kilometer-Summe plausibel belegen.
Solche Geschichten lieben Getriebe-Fans. Denn darum geht es ja: möglichst viele Kilometer bei möglichst wenig Aufwand.
Ein bisschen mehr Gewicht am Rad, aber bei heute üblichen Radgewichten von etwa 16 Kilo sind ein bis zwei Kilo Mehrgewicht oft sogar durch leichtere Teile zu kompensieren.Mit dem Auftritt von Pinions Getriebe-Familie, die dem Radler die Wahl zwischen 18, 12 oder 9 Gängen in verschiedenen Abstufungen lässt, wächst auch rasant das Angebot an Getrieberädern. "Wir stehen nicht in Konkurrenz zur Rohloff", hält Pinion-CEO Christoph Lermen fest. "Wir möchten beide der Kettenschaltung Kunden abnehmen." Dieses Spannungsfeld prägt auch unser Testfeld. Beim Gewicht ist ein simpler Shoot-Out zwischen Rohloff und Pinion nicht möglich – denn es kommt darauf an, welche Kriterien im Einzelnen wichtiger sind. Die Radgewichte im Test ergeben im Durchschnitt 16,175 kg für Räder mit Pinion, und 16,133 kg für Rohloff-Bikes. Das leichteste Rad (Böttcher Rohloff) wiegt 13,75 kg, das leichteste Pinion-Bike (Maxx mit P1.12) 14,00 kg. Addiert man hier das Mehrgewicht zur P1.18 von 350 Gramm, läge das Maxx bei 14,35 kg und damit nur 600 Gramm über dem Rohloff-Rad.
Wiegt man nur Getriebe, Züge, Schaltgriff, Ansteuerung und Achsmutter ("Systemgewicht"), liegt ziemlich genau ein Kilo zwischen Speedhub und P1.18. Doch am Rad braucht man für Rohloff Kurbel, Innenlager und Kettenblatt. Pinion integriert dies alles, setzt jedoch einen Rahmen voraus, der am Tretlager anders gebaut ist. Und man muss eine Hinterradnabe wählen, die bei Rohloff inbegriffen ist.
Bleibt der Übersetzungsbereich: Das Pinion 1.18 bringt die größte Spanne an Entfaltung mit und legt die Gänge enger aneinander. Viele Berge, viel Gepäck oder viel Gegenwind lassen sich mit der feiner gestuften, breiteren Übersetzung also kraftsparender bewältigen. Doch man hat auch das Mehrgewicht zu bewegen. Das P 1.12 bietet nur minimal weniger Entfaltung, stuft die Gänge jedoch am längsten ab. Die Drehzahlunterschiede und das Mehrgewicht (650 Gramm) zur Rohloff erfordern kräftigere Oberschenkel.
Die Rohloff Speedhub schließlich ist die leichteste Getriebelösung. Sie übersetzt zwar auch am wenigsten breit, stuft aber die Gänge sehr ergonomisch ab. Dabei ist diese interne Übersetzungsspanne durch Veränderung der Zähnezahlen an Kettenblatt oder Ritzel leicht nach oben oder unten verschiebbar. Man montiert eine längere Kette oder nietet einige Glieder aus, fertig. Schwieriger wird’s, wenn man sein Getriebe mit Riemen fährt. In Sachen Wartungsarmut bringt diese Kombi Bestwerte.
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