Schön und günstigDas Diamant Rubin im MYBIKE-Test

Jochen Donner

 · 15.01.2023

Schön und günstig: Das Diamant Rubin im MYBIKE-TestFoto: Bernhard Huber
Das Diamant Rubin

Das Diamant Rubin ist ein preiswerter Allrounder für Alltagsverkehr und Freizeittouren. Es zeigt auch ästhetische Qualitäten.

Beim deutschen Traditions-Hersteller Diamant aus Hartmannsdorf bei Chemnitz spielt Ästhetik seit der Gründung 1885 eine Rolle: Auch historische Modelle zeigten oft den Willen zu guter Gestaltung, aufgeräumter Silhouette und gefälliger Optik. Im September 22 präsentierten die Sachsen, die seit einigen Jahren zum US-Hersteller Trek gehören, ihre aktualisierte Rubin-Serie: vielseitige, alltagstaugliche und leichte Fahrräder mit einfacher, zuverlässiger Technik und einer Extra-Prise Chic und Esprit für den Alltag.

Der Aufbau des Diamant Rubin

Das Grundmodell „Rubin“ ist das günstigste Rad der Serie aus drei Modellen. Es erhielt einen neu konstruierten, etwas leichteren Alu-Rahmen, den es mit dem nächstteureren Modell Rubin Legère teilt. Der Rahmen ist mit elegantem Schwung im Oberrohr, filigranem Hinterbau und Gabel als Trapez- oder Diamantrahmen erhältlich und gefällt mit seiner dynamischen Optik. Schaltzüge und Bremszug verschwinden bereits am Steuerrohr im Rahmen und treten erst wieder aus, wenn sie an der jeweiligen Komponente angekommen sind. Ein Ausbrecher aus der cleanen Linie ist das Kabel der Frontleuchte. Es verläuft außen um das wuchtige Steuerrohr herum ins Unterrohr.

Die klare Optik kehrt jedoch spätestens am strebenlos montierten Gepäckträger mit großer Deutlichkeit zurück: Ebenso wie das schlanke Schutzblech sitzt der Träger auf einer unter dem langen Schutzblech versteckten, einfachen Stahllasche. Die bietet leider relativ wenig Seitensteifigkeit, sodass Träger und Gepäck ab etwa zwölf Kilo Traglast spürbar ins Wanken geraten. Dazu trägt auch die Trapez-Konstruktion des Rahmens bei, deren tief abgesenktes Oberrohr seitlichen Impulsen durch Gepäck oder Wiegetritt wenig entgegensetzen kann. Unbeladen oder mit geringer Last rollt das Diamant Rubin dagegen entspannt, wendig und souverän über städtische Straßen und Wege.

Der Rahmen des Diamant Rubin ist mit elegantem Schwung im Oberrohr, filigranem Hinterbau und Gabel als Trapez- oder Diamantrahmen erhältlich. Foto: Bernhard Huber
Der Rahmen des Diamant Rubin ist mit elegantem Schwung im Oberrohr, filigranem Hinterbau und Gabel als Trapez- oder Diamantrahmen erhältlich.

Die fein austarierte Geometrie zeigt die lange Erfahrung der Macher: Die Sitzposition ist entspannt-sportlich, der breite Lenker liegt gut in der Hand, er vermittelt viel Lenkkontrolle, man behält den Überblick über das Verkehrsgeschehen. Die Lenkung ist neutral, die Laufräder rollen flink und leichtfüßig auf gutem Asphalt. Wird der Untergrund lose, verlieren die nur 35 Millimeter schmalen, wenig profilierten Pneus allerdings an Traktion. Ihr geringes Volumen erfordert hohen Druck (mehr als 4,5 Bar), der insgesamt nur wenig Komfort generiert.

Design versus Service

Muss man irgendwann die innen verlegten Schaltzüge mit durchgängigen Hüllen wechseln, eine der Bremszangen, die Gabel oder das Lenkungslager ausbauen, wird es extrem aufwendig: Zwei Schaltzüge und die zwei Hydraulikleitungen der Scheibenbremsen laufen durch ein Fenster im oberen Lagerdeckel senkrecht ins Steuerrohr und weiter ins Unterrohr. Für einen Austausch der erwähnten Teile muss man alle vier Strippen öffnen und entfernen. Das lässt sich aber kaum selbst erledigen, da es Spezialwerkzeug und -wissen voraussetzt. Zudem kosten gerade Bremsleitungsmontagen viel Zeit, die in der Profiwerkstatt auch in Rechnung gestellt werden wird.

Fensterln: Sämtliche Schaltzüge und Bremsleitungen verschwinden ab Steuersatz-Lager 
im Rahmen. Foto: Bernhard Huber
Fensterln: Sämtliche Schaltzüge und Bremsleitungen verschwinden ab Steuersatz-Lager im Rahmen.

Die wichtigsten Fakten zum Diamant Rubin

  • Modell: DIAMANT Rubin
  • Preis: 1.149 Euro
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Gewicht Testrad: 15 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 136 kg
  • Rahmen: Alu, geschweißt
  • Gabel: Stahl, Disc
  • Schaltung: Shimano Alivio/Acera, Rapidfire
  • Übersetzung: 46/30, 11-36 Z., 2x9, 502 %
  • Bremsen/ø: Shimano MT201 Disc/160 mm
  • Reifen: Bontrager H2 35-622
  • Lichtanlage: Spanninga Brio, Viva; Shimano DH-3D37 Nabendynamo

Vor- und Nachteile

  • Plus: Leicht, wendig und agil; gute Gangabstufung; Top-Bremsen
  • Minus: Wenig seitensteifer Gepäckträger; mageres Leuchtfeld des Scheinwerfers

Fazit zum Diamant Rubin

Innen verlegte Züge und Leitungen sind derzeit ein übermächtiger Trend in der Fahrradbranche: Das ist optisch elegant, doch schon für kleine Verschleißreparaturen wird ein Termin bei Werkstatt-Profis unvermeidbar. Der erforderliche Zeitaufwand dort schlägt sich schnell in einer saftigen Rechnung nieder.