Das Lemmo OnePedelec und Bio-Bike in einem

Uli Frieß

 · 16.03.2023

Das Commuting-Special wird präsentiert von
Das Lemmo One, ehemals Lemo One, hat den Anspruch Pedelec und Bio-Bike zu sein.
Foto: Bernhard Huber

Lemmo hieß bis vor Kurzem noch Lemo. Wir erklären, was es mit der Namensänderung auf sich hat. Und dann dreht sich alles um das Lemmo One. Ist es ein Fahrrad oder E-Bike? Es will beides sein. Wie gut die Metamorphose vom Biorad zum Pedelec und zurück gelingt, zeigt unser MYBIKE-Test.

Für Idealisten ist es eine Glaubensfrage, Unentschlossene haben die Qual der Wahl: Soll das neue Rad nun ein Bio-Bike oder ein Pedelec werden? Für alle, die sich nicht entscheiden können, gibt es Räder, die mit minimalen Änderungen in beiden Welten rollen. Die junge Berliner Marke Lemmo hat so ein Rad entwickelt, das chamäleonartig zwischen beiden Welten wechseln soll. Es verwandelt sich mit wenigen Handgriffen vom 19-Kilo-E-Bike zum 16-Kilo-Fahrrad. Den Gewichtsunterschied macht der Akku – so weit, so banal. Doch schon die Entnahme des Akkus ist optisch und technisch smart gelöst.

Gut: Die Akkutasche (Smartpack) wird auf dem Unterrohr kraftschlüssig in einer Schiene geführt.Foto: Bernhard Huber
Gut: Die Akkutasche (Smartpack) wird auf dem Unterrohr kraftschlüssig in einer Schiene geführt.

Aus Lemo wird Lemmo

Wer gut aufgepasst hat weiß, dass Lemmo bis vor Kurzem noch Lemo - mit einem M - hieß. Mit dem zweiten M will das Start-up ein Zeichen setzen: Das doppelte M steht für Micro Mobility. Der neue Name soll die Markenidentität stärken und die Werte besser wiederspiegeln.

Der alte Markenname LEMO stand für:

  • Light
  • Electric
  • MObility

Da Mobilität ein weit gefasster Begriff ist, wollte das Unternehmen ihre Vision klarer präsentieren. Der neue Name LEMMO steht für Light Electric Micro Mobility; “LEMMO spiegelt unser Engagement für Innovation wider und verkörpert die Energie und Leidenschaft, die wir jeden Tag in unsere Arbeit einbringen.” erklärt Brand Director Toni Pavic.

Das Lemmo One in der Übersicht

Das sogenannte Smartpack, in dem auch die Motorsteuerung und ein GPS-Tracker stecken, lässt sich sehr leicht aus dem Rahmendreieck am Steuerrohr entfernen. Nach Freigabe eines Sperrmechanismus auf dem Unterrohr gleitet die Tasche auf einer Schiene nach hinten raus. Der elektrische Anschluss trennt sich dabei automatisch, am Rad verbleibt wenig Sichtbares. Doch es geht den Designern nicht nur um geringeres Gewicht: Ein spezieller Freilauf entkoppelt den Hinterrad-Nabenmotor des Lemmo One mechanisch von der Nabe. Nach einem Handgriff zur hinteren Steckachse erzeugt der abgekoppelte Motor in „Bio-Stellung“ – anders als die meisten Pedelec-Motoren – keinen zusätzlichen Tretwiderstand mehr.

Natürlich verbleibt auch der entkoppelte Motor im Hinterrad, doch die insgesamt 16 Kilo sind ein noch akzeptables Gewicht für ein motorloses Urban Bike. Nur die Gewichtsverteilung beim Hochheben wird deutlich hecklastig. Doch egal, ob mit Motorkraft oder ohne: Nicht zuletzt wegen der 27,5-Zoll-Laufräder fährt sich das Lemmo spritzig und agil. Die steife Rahmenfront mit Carbongabel, Steckachse und kurzem Vorbau sorgt für direktes und leichtes Einlenken, Kurvenradien hält das Rad spurtreu, ohne nervös auf Impulse am Lenker oder von der Fahrbahn zu reagieren. Kehrseite des steifen Rahmenverbunds: Das Lemmo One rollt trotz voluminöser 44-Millimeter-Bereifung und bequemer Sitzposition nur durchschnittlich komfortabel.

Kabel und Züge wandern am oberen Ende des Steuerrohrs in den Rahmen.Foto: Bernhard Huber
Kabel und Züge wandern am oberen Ende des Steuerrohrs in den Rahmen.

Technische Details

Die anvisierte Zielgruppe sportlich orientierter Pendler und Kurzstreckenradler dürfte das verschmerzen. Die Motorcharakteristik ist speziell: Der Antrieb reagiert, ohne zu verzögern, auf den Pedaldruck, lässt sich jedoch mehr als eine Sekunde Zeit, bis er stoppt, wenn man aufhört, zu treten. Zudem schiebt der Motor mit, sobald sich die Kurbel dreht, und unabhängig davon, wie schnell oder wie kräftig der Fahrer in die Pedale tritt. Das fühlt sich nicht sehr intuitiv an. Leistung und Drehmomentverlauf des Antriebs sind dagegen auf dem Niveau aktueller Low-Assist-Antriebe und lassen spaßbetonte Antritte zu.

Das Lemmo One ist hochwertig ausgerüstet. Den Antriebsstrang komplettiert eine Zehnfach-Deore-Kettenschaltung. Die hydraulische Vierkolben-Bremsanlage hat keine Mühe mit dem leichten Rad, ihre Bremskraft ist fein dosierbar. Die Fügetechnik der Rahmenrohre ist elegant. Sie sind nicht mit den Muffen verschweißt, sondern verklebt. Das sorgt für nahtlose und optisch weiche Übergänge. Kabel und Züge sind – soweit möglich – innerhalb der Rahmenrohre verlegt. Praktisch: Das Frontlicht lässt sich abnehmen und getrennt vom Rad nutzen. Es kann über das Smartpack oder mittels USB-Kabel geladen werden. Das Rücklicht ist unauffällig im kleinen Gepäckträger integriert. Wer das Lemmo One erst später zum Pedelec aufrüsten möchte, kann das Smartpack samt integrierter Elektronik für 900 Euro nachkaufen.

Das Lemmo One auf einen Blick

Das Lemmo OneFoto: Bernhard Huber
Das Lemmo One
  • Preis: 1990 Euro
  • Rahmen: Alu
  • Gewicht: Rad/Akku 15,9/19,0 kg
  • Bremsen: Disc, Zoom-4-Kolben-Bremse
  • Schaltung: Shimano Deore, 1x10; 38/11-42 Z.
  • Motor/Akku: Dual Mode Hub/540 Wh
  • Reifen: Innova 44-584
Uli Frieß, Testredakteur: Das Lemmo One spielt seine Doppelrolle nicht perfekt, denn auch in Biorad-Konfiguration muss das Gewicht des Motors mitgeschleppt werden. Dennoch ist das Berliner Bike ein originelles, durchdachtes und vergleichsweise preiswertes Alltags-Pedelec mit erfreulichen Fahreigenschaften.