Die wichtigsten Fragen zum Fahrradkauf

Jochen Donner

 · 13.04.2015

Die wichtigsten Fragen zum FahrradkaufFoto: Daniel Simon
Die wichtigsten Fragen zum Fahrradkauf

TREKKINGBIKE-Testleiter Jochen Donner wird tagtäglich mit bohrenden Fragen zum Radkauf konfrontiert. Wir haben ihn gebeten, seine Antworten zu Papier zu bringen.

Ich fahre gern sportlich-flott. Welcher Antrieb passt am besten zu mir?

Die Kettenschaltung ist hier konkurrenzlos: Sie ist leicht, technisch ausgereift und hochentwickelt, und bietet, je nach Zähnezahl, ein breites Übersetzungsspektrum von bis zu 605 Prozent – ausreichend für starke Steigungen mit Gepäck und immer mit genügend Schub, um bergab mal mitzutreten. In der Praxis besonders bewährt hat sich Shimanos XT-Schaltgruppe. Sie bietet den besten Kompromiss aus Schaltqualität, Langlebigkeit und Preis. Eine aktuelle XT-Schaltung mit 3x10 Gängen wiegt, inklusive Schalthebel, etwa 2100 Gramm und ist an Rädern um die 1300 Euro oft schon sortenrein montiert.
Wissen sollte man auch: Nicht alleine das Schaltwerk entscheidet über die Qualität einer Schaltgruppe. XT-Schalthebel arbeiten beispielsweise deutlich knackiger, leichtgängiger und mit kürzeren Hebelwegen als ihre günstigeren Kollegen. Und: Selbstverständlich müssen Sie eine Kettenschaltung regelmäßig pflegen und warten, um ihre gute Funktion zu erhalten.

Mir ist Wartungsarmut wichtig. Welche Nabenschaltung taugt zum Tourenfahren?

Hier ist die Rohloff-Nabe das Maß der Dinge. Sie bietet mit 14 Gängen bei insgesamt 526 Prozent Übersetzungsbandbreite das beste Paket aus Ganganzahl, -abstufung, Schaltqualität und Langlebigkeit. Allerdings kostet dieses Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst: Sie ist überwiegend erst an Rädern ab 2500 Euro zu finden. Zudem sind ihre Geräuschkulisse und der Drehschaltgriff nicht jedermanns Sache. Auch Shimanos Alfine 11 (11 Gänge, 406 Prozent Übersetzung) lässt sich, bei sorgfältig justiertem Schaltzug, noch wunderbar sportlich fahren. Doch ihre Gangabstufung ist unregelmäßiger, deshalb eignet sie sich weniger für bergiges Terrain. Für Reisetouren mit Gepäck ist sie ebenfalls nicht empfehlenswert.

Ist das 18 Gang-Getriebe Pinion für Reiseradler empfehlenswert?

Gerade Reiseradler werden das P 1.18 lieben. Hier kommt es ja nicht auf jedes Gramm Gewicht an, sondern auf möglichst viele, gut gestufte Gänge und eine maximale Übersetzungsbandbreite. Genau da ist das Pinion-Getriebe einzigartig: Alle 18 Gänge sind voll nutzbar, lassen sich leicht und exakt schalten und sind eng und absolut regelmäßig abgestuft. Die Schaltung deckt 636 Prozent Übersetzung in 11,5 Prozent-Schritten ab. Ihr höheres Gewicht (etwa 1 Kilo schwerer als ein vergleichbares Rohloff-Rad) schlägt durch die ideale, mittige und maximal tiefe Position im Rad nicht so sehr zu Buche. Anfangs vorhandene Fahrgeräusche wurden dem Getriebe durch sorgfältigen Feinschliff seit Anfang 2014 fast vollständig ausgetrieben. Allerdings muss man während des Schaltvorgangs minimal Druck vom Pedal nehmen. Die daraus resultierende Schubunterbrechung kann in extremen Steigungen mit Gepäck etwas nervig sein.

Foto: Daniel Simon

Worauf muss ich bei Scheibenbremsen besonders achten?

• Neue Beläge und/oder Scheiben müssen unbedingt eingebremst werden, sonst entfalten sie nie ihre volle Wirkung oder sie quietschen.
• Jede Bremse muss bei der Montage oder nach Reparaturen penibel ausgerichtet werden. Selbst leichte, nicht sichtbare Verkantungen können zu erbärmlichem Quietschen führen. Auch das Rahmenmaterial spielt dabei eine Rolle: Je dünnwandiger die Rohre, desto leichter bauen sich Resonanzen auf.
• Auf langen Abfahrten sollte man nie schleifend dauerbremsen, sonst überhitzt das System. Kurze Intervall-Bremsungen sind ideal, damit das Material dazwischen immer wieder abkühlen kann.
• Bei nachlassender Bremswirkung oder wanderndem Druckpunkt im Hebel muss man die Bremse entlüften. Bei DOT muss man auch turnusmäßig die Bremsflüssigkeit austauschen.
• Tunlichst darauf achten, dass die Scheiben nicht verbiegen (z. B. beim Parken in Radständern).
• Schwere Fahrer (ab ca. 85 Kilo) oder bei Fahrten mit schwerem Gepäck sollte man unbedingt auf mindestens 180 mm-Discs vorne achten.

Es gibt die vier unterschiedliche Laufradgrößen 26, 27,5, 28 und 29 Zoll. Welche Größe eignet sich wofür am besten?

Je kleiner ein Laufrad, desto stabiler und leichtgängiger wird es. Kurze Speichen und eine geringe Distanz der Reifen zur Nabe bedeuten geringere Hebelkräfte, das kleine Laufrad steht steifer da als ein größeres. Niedrigeres Gewicht lässt ein kleineres Laufrad leichter beschleunigen und abbremsen. Ein Fahrrad fährt sich damit wendiger und agiler, da die Kreiselkräfte durch die geringeren rotierenden Massen deutlich niedriger sind. Doch beachte: Ein kleinerer Laufrad-Durchmesser überrollt Hindernisse etwas schwieriger, das Fahrverhalten des Bikes ist tendenziell holpriger und unruhiger als mit großen Laufrädern.

Weitere Fragen und Antworten zur neuen Technik, zu Kosten, Klärung der wichtigsten Fachbegriffe sowie eine Checkliste finden Sie in unserer Großen Kaufberatung. Kostenlos zum Download.

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