Jochen Donner
· 05.11.2015
Unkenrufen aus der MTB-Ecke zum Trotz: Das Laufradmaß 26 Zoll bleibt. Und es ist quicklebendig! Die kompakten Laufräder haben ihren ganz eigenen Charme. Dem haben wir uns in unserem Testfeld mit 11 robusten Rädern ausgiebig hingegeben.
Lauthals totgesagt und schon halb beerdigt ist das Laufradmaß 26 Zoll ausgerechnet dort, wo es jahrzehntelang eine komplette Bike-Kategorie definiert hat: Mountainbiker sind manchmal schon recht geschichtslose Gesellen. Treue zählt hier wenig, Innovation ist Trumpf.
Aber im Rausch zwischen der "Sensation 29er", die für viele dann doch wieder zu träge rollen und für kleine Rahmengrößen so gar nicht taugen, und dem Fatbike, dessen Potenzial hauptsächlich in seiner krassen Optik zu liegen scheint, geht die Marschrichtung nun wieder zurück zum "besten Kompromiss" aus all dem.
Jetzt hält die Dimension 27,5 Zoll (oder 650B) als goldene Mitte Einzug in der MTB-Welt. Nur vereinzelt bauen noch Hersteller MTBs mit 26-Zöllern. Zwangsläufig stecken also auch Reifen-, Felgen- oder Speichenhersteller künftig weniger Energie und Ressourcen in die Weiterentwicklung von 26-Zoll-Komponenten – die werden irgendwann im hochqualitativen Bereich ausgestorben sein. Das wird dann auch für 26er Reise- und Tourenräder gelten. Denn nach wie vor bedienen sich viele Konstrukteure und Produktmanager bei vorhandenem MTB-Material, wenn es daran geht, solide Tourenräder auszustatten.
Noch ist es jedoch nicht nötig, daraus eine Alarmmeldung für die Freunde des kompakten Laufrads zu formulieren. Bei der Testanfrage an die Hersteller fragten wir auch die Absicht ab, 26 Zoll als Laufradmaß beizubehalten. Unisono erklärten alle: "Bei uns bleibt 26 Zoll!" Einzelne machen sich allerdings schon ihre Gedanken. So erklärt Stefan Stiener seine Velotraum-Räder als "27,5-ready", nicht ganz ohne Augenzwinkern. Seine Gabeln und Rahmen lassen in den meisten Fällen auch das minimal größere Laufradmaß 27,5 zu. Kenner finden 26-Zoll-Laufräder aber noch immer einfach klasse! Vereinen sie doch deutlich mehr Vor- als Nachteile in sich: Ihr geringerer Umfang macht sie etwas holpriger im Lauf beim Überrollen von Hindernissen wie Steinen, Ästen oder dergleichen. Hier klettert der große 28er oder 29er leichter drüber. Unter vergleichbaren Umständen entwickelt der größere Durchmesser auch mehr Grip. Sein Footprint, die Bodenaufstandsfläche, ist etwas länger, mehr Profil berührt also den Boden als beim 26er. Ergo wird der 26er beispielsweise bergauf etwas früher durchrutschen als ein größerer Bruder.
Der komplette Artikel stand in Trekkingbike-Ausgabe 6/2015. Sie können das gesamte Heft in der Trekkingbike-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop bestellen.
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