Kaufberatung LastenradFünf Cargobike-Konzepte im Vergleich

Uli Frieß

 · 06.03.2023

Das Commuting-Special wird präsentiert von
Das Lastenrad | Illustration: Dorothea Pluta

Ob als Kindertransporter, Einkaufslaster oder Handwerker-Fuhre – Cargobikes sind praktisch, umweltfreundlich, platzsparend und vergleichsweise günstig.

Das Bäckerrad ist ein Klassiker unter den Lastenrädern

Das „Bäckerrad“ ist mit seinem großen Gepäckträger vor dem Steuerrohr der Lastenrad-Klassiker. Ein tiefer Durchstieg ist nicht zwingend, das Bäckerrad gibt‘s auch mit normalem Diamantrahmen. Für mehr Stabilität und Fahrsicherheit muss der Träger am Rahmen befestigt sein – nicht an der Gabel. Schweres Gepäck sollte man auf dem Frontträger allerdings sowieso nicht transportieren. Der hohe Schwerpunkt der Transportlast weit vorne überm Vorderrad wirkt sich negativ auf den Gesamtschwerpunkt aus. Das Rad kann kippelig wirken und sensibel bis nervös auf Lenkbewegungen reagieren. Für Transportlasten bis etwa 15 Kilo auf dem Frontträger sind solche Cargobikes aber gut geeignet. Meist findet sich ein zusätzlicher Gepäckträger überm Hinterrad. Vorteil der Konstruktion: Bäckerräder sind nicht größer als normale Fahrräder. In die Kategorie Bäckerrad fällt zum Beispiel das Bergamont E-Cargoville Bakery Elite.

Bäckerrad: Das Bergamont E-Cargoville Bakery Elite

  • Preis: 4999 Euro
  • Gewicht: 36,9 kg
  • Rahmen: Alu
  • Gabel: Starrgabel
  • Schaltung: Shimano Nexus 5, 1x5; 46/32 Zähne
  • Motor/Akku: Bosch Performance CX/625 Wh

Vor- und Nachteile

  • Plus: Solide, hohe Zuladung
  • Minus: Relativ schwer
Das Bergamont E-Cargoville Bakery EliteFoto: Bergamont
Das Bergamont E-Cargoville Bakery Elite

Dreispur-Kindertransporter:

Dreispurige Kindertransporter gehören im städtischen Umfeld mittlerweile zum gewohnten Bild. Die breite Vorderachse verhindert das Kippen des Cargobikes sowohl während der Fahrt als auch im Stand. Das erhöht die Sicherheit unterwegs und beim Parken. Damit das Rad nach dem Abstellen nicht wegrollt, ist eine Feststellbremse Pflicht. Die Fahreigenschaften sind einfach und sicher, hohe Kurvengeschwindigkeiten sollte man allerdings vermeiden. Die Box bietet normalerweise zwei Kindern Platz. Achten sollte man auf stabile Sitze und mindestens Dreipunkt-Sicherheitsgurte. Sinnvoll ist auch eine Persenning mit Sichtfenster, die die Passagiere vor Regen und Nässe schützt. Nachteilig sind die großen Abmessungen und das hohe Gewicht des Cargobikes. Zum Abstellen und Lagern empfiehlt sich ein trockener Stellplatz.

Das Babboe Flow ist ein solcher Dreispur-Kindertransporter

  • Preis: Ab 5349 Euro
  • Gewicht: 60 kg
  • Rahmen: Stahl
  • Schaltung: Enviolo stufenlos
  • Motor/Akku: Yamaha PW-SE/500 Wh

Vor- und Nachteile

  • Plus: Feststellbremse
  • Minus: Relativ schwer
Das Babboe FlowFoto: Babboe
Das Babboe Flow

Longjohn - Langer Tieflader

Sogenannte Longjohns haben eine tiefe, sehr flexibel nutzbare Ladefläche zwischen Fahrer und Vorderrad. So gerät die Ladung nie aus dem Blickfeld, der Ladungsschwerpunkt des Cargobikes liegt niedrig und damit günstig. Grundsätzlich sind Longjohns einfach zu beherrschen. Bei den ersten Fahrten sollte man jedoch auf zwei Eigenheiten achten: Im Lenkgestänge kann etwas Spiel entstehen, dann reagiert das Vorderrad bei langsamer Fahrt etwas ungenau auf Steuerimpulse. Zudem ist die Sicht auf das weit vorne liegende Vorderrad versperrt. Dadurch ist der Kurvenradius anfangs schwer einzuschätzen. Hat man sich an die Dimensionen und Fahreigenschaften gewöhnt, lassen sich die langen Frontlader auch schwer beladen flott und präzise steuern.

Das Riese & Müller Packster 70 Family

  • Preis: Ab 7199 Euro
  • Gewicht: Ca. 45 kg
  • Rahmen: Alu
  • Gabel: Suntour Mobie 34 CGO Boost
  • Schaltung: Shimano Deore, 1x10; 42/11-43 Zähne
  • Motor/Akku: Bosch Cargo/500 Wh

Vor- und Nachteile

  • Plus: Tiefer Schwerpunkt, spurtreu
  • Minus: Leicht verzögertes Einlenken
Das Riese & Müller Packster 70 FamilyFoto: Riese & Müller
Das Riese & Müller Packster 70 Family

Bei Longtail Cargobikes ist die Nutzfläche hinten

Longtails transportieren ihre Lasten auf einem langen, hoch belastbaren Heckträger. Darauf finden bis zu zwei Personen Platz, für Kinder gibt es spezielle Sitze und Käfigrahmen. Alternativ können Transportboxen oder großvolumige Packtaschen am Träger des Cargobikes befestigt werden. Steuerrohr, Gabel und Vorderrad sind wie bei einem normalen Rad aufgebaut, deshalb lenken sich Longtails sehr direkt und natürlich. Nur beim Anfahren stört das hohe Gewicht auf dem Träger, die Hinterbauten fühlen sich dann etwas weich an. Einmal in Fahrt, rollen Longtails mit kleinen 20-Zoll-Laufrädern wendig und gut kontrollierbar. Sie lassen sich relativ platzsparend abstellen. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 180 und 200 Kilo sind die Cargobikes ähnlich hoch belastbar wie andere Transportrad-Varianten.

Longtail Cargobike - Das Tern GSD S00

  • Preis: 7299 Euro
  • Gewicht: 35 kg
  • Rahmen: Alu
  • Gabel: Suntour Custom
  • Schaltung: Enviolo stufenlos
  • Motor/Akku: Bosch Cargo/500 bzw. 1000 Wh

Vor- und Nachteile

  • Plus: Steifer Rahmen, kompakte Abmessungen
  • Minus: Relativ teuer
Das Tern GSD S00Foto: Tern
Das Tern GSD S00

Geneigter Dreispurer

Dreispurer mit Neigetechnik haben eine Doppellenker-Vorderachse, mit deren Hilfe sich die Pedelecs ähnlich wie Einspurer in die Kurve legen. Deshalb haben die Cargobikes kaum fahrdynamische Nachteile beim Einlenken und bei zügiger Kurvenfahrt. Damit die Ladefläche im Stand nicht seitlich wegkippt und die Last abwirft, lässt sich die Achse waagerecht fixieren. Bei den meisten Modellen ist die Vorderachse gefedert, das verbessert die Fahrsicherheit und schützt die Transportlast vor Schlägen von der Fahrbahn. Bei den ersten Fahrten kann die Ladefläche beim Anfahren unbeabsichtigt leicht wegkippen. Hat man den Bogen raus, lenken sich die Transporter mit weichen Steuerbewegungen spurtreu und direkt. Nachteilig kann, wie bei allen Dreispurern, der große Platzbedarf sein.

Ein Dreispurer mit Neigetechnik ist das Johansson Oscar S

  • Preis: Ab 5599
  • Gewicht: 38,5 kg
  • Rahmen: Alu
  • Gabel: Neigefahrwerk, Dämpfer Torch DV22 AR Rebound
  • Schaltung: Enviolo stufenlos
  • Motor/Akku: Brose Drive C/ 522 bzw. 1044 Wh

Vor- und Nachteile

  • Plus: Präzise Steuerung
  • Minus: Vorbau wenig höhenverstellbar
Das Johansson Oscar SFoto: Daniel Simon
Das Johansson Oscar S