Jochen Donner
· 29.10.2017
Mit nur 799 Euro markiert das Bergamont die untere Preisgrenze bei TREKKINGBIKE vertretener Räder mit Vollausstattung. Was geht da, und was nicht? Eine Forschungsfahrt in den Durchschnitt.
Langjährigen Fahrradtestern droht bisweilen eine Berufskrankheit: der Verlust der Bodenhaftung. Wenn Titanbikes für 8000 Euro oder Vorderräder für einen Tausender fast normal erscheinen, wird es Zeit für einen Realitäts-Check. Etwa 650 Euro kostete das durchschnittliche Neurad im vergangenen Jahr in Deutschland, kaum mehr als ein Viertel davon war es weltweit.
Unser Bergamont verkörpert also preislich und als Mitglied der bestverkauften Gattung „Trekkingrad“ in etwa das deutsche Durchschnittsrad. Bergamont, eine Marke mit meist gutem Preis-Leistungsverhältnis, nennt das Horizon einen Bestseller.
Und technisch? Alles an Bord, was ein durchschnittliches Trekkingbike auszeichnet: Shimano-Kettenschaltung, Nabendynamo, Scheibenbremsen, Suntour-Federgabel, Schwalbe-Reifen, schwarzer Lack. Obendrauf kommt eine Federsattelstütze.
Wir haben das Rad fahrfertig justiert und gleich gemerkt: Komfort ist Trumpf. Der Sattel ist breit, wie es zur aufrechten Sitzposition passt, der Lenker – und so weit denken nicht alle Hersteller – ist entsprechend nach hinten gebogen. Unterwegs erweist sich das Horizon 6.0 mit seinen drei mal neun Gängen als erfreulich klapperfrei, problemlos und funktional. Trotzdem kommt keine rechte Fahrfreude auf. Die vielen Features läppern sich auf fast 17 Kilo und es ist so viel dran, dass zu diesem Preis nicht alles wirklich gut sein kann.
Bergamont liefert ein sehr gutes Durchschnittsrad – zu diesem Preis. Und der ist das Problem: Wirklich gute Federelemente, Scheibenbremsen, Beleuchtung haben ihren Preis. Wer ein 800-Euro-Rad kauft, sollte vorab gründlich nachdenken, welche Features es haben muss. Je weniger es sind, desto besser können sie sein.
Der komplette Artikel stand in Trekkingbike-Ausgabe 4/2017.