Jochen Donner
· 26.01.2017
Perfekt zum Touren ist Pinions neue C-Klasse: Das 12-Gang-Getriebe macht eine neue Kategorie Tourenräder auf. Böttcher wagt mit dem Levante einen Anfang.
Neue Perspektiven tun sich auf, seit Pinion seine C-Klasse vorgestellt hat. Das kompakte, und 250 Gramm leichtere Getriebe mit 12 Gängen hat das Zeug zum Dauerrenner in der oberen Mittelklasse. Aus Wesseln, einer Kleinstadt im nordfriesischen Holstein, kommt das Levante von Böttcher. Der Traditionshersteller baut dort seit über 100 Jahren Fahrräder. Rahmen und Gabeln stammen aus eigener Entwicklung und können nach Kundenwunsch weitgehend individuell aufgebaut werden. Dennoch existieren Serienmodelle, die auch genau so beim Händler zu kaufen sind. Das Levante ist als Pinion-Reiserad eins der Topmodelle: Sein Rahmen-/Gabel-Set besteht aus hochwertigen, konifizierten Alurohren und ist sauber verarbeitet. Das Chassis wirkt solide und fährt sich auch so, wobei man sich auf ruppigem Untergrund etwas mehr Nachgiebigkeit wünschen würde. Das Oberrohr fällt bei allen Rahmengrößen sehr lang (hier 614 Millimeter) aus, daher sitzt man mit starker Vorwärtsneigung aerodynamisch günstig auf dem Rad. Dazu addiert sich ein sehr langer Vorbau mit 125 Millimetern (üblich sind etwa 85 bis 100 Millimeter), der die Rückbiegung des Moon-Lenkers kompensiert. Durch diese weite Vorwärtsverlagerung des Schwerpunkts neigt das Vorderrad in Kurven zum Untersteuern. Mit sehr schwerem Gepäck (Testlast 22 Kilo) schwingt sich der Vorderbau auch deshalb relativ stark auf.
Als Anbauteile verwendet Böttcher nur Qualitäts-Komponenten: Am Cockpit von Humpert und Ergon, Träger von Racktime, SKS-Bleche, Riemen von Gates, Beleuchtung von Busch & Müller, Parkstütze und Riemenschützer stammen von Hebie. Hier gibt es nichts zu bemängeln. Störend fielen die zu langen Pedale auf: Die Schuhsohlen finden darauf keinen Halt und rutschen ständig ab. Ein praktisches Detail dagegen sind die Inbus-Spannachsen: So sind die Laufräder beim Parken in der Öffentlichkeit vor Dieben sicher. Die 12 Pinion-Gänge reichen für fast alle Fahrsituationen aus und lassen Ross und Reiter zügig und kraftsparend vorwärtskommen. Langer Radstand und Sitzposition erzeugen ein ruhiges, stabiles Fahrverhalten, die geschmeidigen Supreme-Reifen rollen leicht, schnell und leise. Auf langen, flachen Strecken mit gutem Asphalt ist das Levante zuhause. Hat vielleicht ein wenig damit zu tun, dass die höchste Erhebung im Landkreis Dithmarschen bei 79 Metern über NN liegt.
Der komplette Artikel „Top-Räder 2017“ stand in Trekkingbike-Ausgabe 1/2017.