Kohlefaser besser als Metall?

Jochen Donner

 · 03.05.2007

Kohlefaser besser als Metall?Foto: Daniel Simon
Kohlefaser besser als Metall?

Mit aller Macht drängt das Hightech-Material Carbon in den Trekkingbike-Markt. Noch nie war das Angebot an Carbonrahmen für den Alltag so groß wie 2007.

Welche Vorteile bietet das neue Material und was kann es nicht? Wir haben acht Trekkingräder mit Faser-Rahmen unter die Lupe genommen und nach der Fahrt auf der Testrunde erstmals auch Steifigkeitsmessungen im Labor vorgenommen.

Foto: Daniel Simon

Eine simple Addition machte uns staunen: Der Gesamtwert unseres Testfelds aus acht Carbonbikes beträgt fast 18.000 Euro, der Schnitt für jedes Kohlenstoffrad liegt also bei 2250 Euro! Das unterstreicht deutlich, dass Carbonrahmen ein sehr teures Stück Hightech darstellen.

Foto: Daniel Simon

Kein Rahmen unserer Testräder wird jedoch in Deutschland oder Europa hergestellt. In China steht eine gut ausgerüstete Industrie bereit, Vorgaben europäischer Entwickler exakt bauplangerecht in einer hochtechnisierten Fertigung umzusetzen. Entwickelt und gestaltet wurden alle Rahmen im Haus des jeweiligen Anbieters. Teuer machen einen Carbonrahmen erstens hohe Rohstoffpreise. Hier muss die kleine Fahrradindustrie mit den viel finanzkräftigeren Flugzeug- und Autoindustrien um begrenzte Kapazitäten konkurrieren.

Zweitens ist die Entwicklung eines neuen Rahmens zur Sache hochspezialisierter Ingenieure geworden. Denn mit dem Werkstoff Carbon lassen sich zwar unendlich viele Variablen idealerweise verbessern, aber eben auch falsch machen. Deshalb wird mittlerweile obligatorisch am Computer entwickelt und virtuell geprüft, bevor ein Auftrag zum Rahmenbau gegeben wird.

Drittens führt die technische Komplexität des Herstellungsprozesses mit vielen möglichen Fehlerquellen zu einer relativ hohen Ausschussrate, der Produktsicherheit zuliebe. Produkt- und Fahrsicherheit muss auch als höchstes Kriterium für jedes Carbonbike gelten. Deshalb haben wir bei diesem Testfeld zum ersten Mal Steifigkeitsmessungen des Steuerrohrs vorgenommen und durch ausgiebige Fahrtests praktisch überprüft. Dieser Wert bildet die Fahrsicherheit eines Rahmens ab.

Langjährige Erfahrungen mit dieser Messung bei TOUR und BIKE haben ergeben, dass ein Rahmen ab einer Torsionssteifigkeit von etwa 75 Nm/° als fahrstabil für Fahrergewichte ohne Limit bei mittlerem Fahrkönnen gelten kann.

Die Räder im Test:

Focus Burrito

Gazelle Lite Line City

Koga Miyata Carbolite

KTM Chronos LC

Maxcycles Carrera

Simplon Nanolight K3

Stevens Strada 1000

Trek X-800

Den Artikel aus Ausgabe 1/2007 in voller Länge erhalten Sie als gratis PDF-Download.

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