Pinion im Härtetest

Tom Bierl

 · 24.04.2014

Pinion im HärtetestFoto: Tom Bierl
Pinion im Härtetest

Wie schlägt sich das Pinion-Getriebe im härtesten Reiseradler-Alltag? Chefredakteur Tom Bierl war 1700 Kilometer durch Laos und Nordthailand unterwegs. Ein Testbericht mit Überraschungen.

Die 18-Gang Pinion-Getriebeschaltung krempelt derzeit den Markt der Highend-Reiseräder um. Kein Hersteller, der auf sich hält, will auf ein eigenes Modell verzichten. Doch noch fehlen die Langzeit-Erfahrungen mit der neuen Technik. Grund für die Trekkingbike-Redaktion, jede Gelegenheit zu nutzen, ergänzend zum normalen Testbetrieb, Grenzerfahrungen zu sammeln. Als Testkandidaten wählten wir zwei erprobte Reiseräder. Das Tout Terrain Silkroad mit 18-Gang Pinion-Getriebe. Sowie zum direkten Vergleich das gleiche Modell mit 10fach-Kettenschaltung. Die Reise sollte zudem zeigen, ob ein System klar die Nase vorne hat.
Um das Fazit vorwegzunehmen: Mit beiden Rädern gab es keine elementaren Probleme. Und: Ich würde wieder zum Pinion greifen. Die Vorteile einer gekapselten Schalteinheit sind auf extremen Radreisen bestechend. Das Schalten im Stand, Robustheit und Unverletzlichkeit der beweglichen Teile sowie der geringe Wartungsaufwand und Verschleiß stellen die pflegebedürftige Kettenschaltung klar in den Schatten. Bei 18 Getriebestufen fehlt auch kein Gang. Weder am steilsten Anstieg, noch auf der flottesten Abfahrt. Das Mehrgewicht von rund einem Kilo spielt unterwegs eine untergeordnete Rolle.
Die knapp 1700 Kilometer lange Teststrecke von Vientiane in Laos nach Chiang Mai in Thailand war extreme Herausforderung für Mensch und Material. Die Strecke führt fast ausschließlich auf schlechten, teils staubigen Straßen durchs Bergland. Die Anstiege in den Teeplantagen im Goldenen Dreieck sind die steilsten Trekkingbike-Strecken, die ich jemals meis­tern musste.
Eine Randerscheinung sei zudem erwähnt. Noch nie erntete ein Rad auf einer Reise so viel Aufmerksamkeit. Kein Tag verging, an dem ich nicht auf die neue Technik angesprochen wurde. Bei jedem längeren Stopp scharten sich interessierte Männer jeglicher Nation um das Pinion-Rad. Alle waren fasziniert und fragten nach.
Trotzdem gibt es auch Kritik. Unser Testgetriebe machte von Anfang an deutlich lautere Geräusche als die Kettenschaltung, insbesondere in den höheren Gängen. Empfindliche Ohren können sich daran stören. Verstärkt wurde dies offensichtlich von dem am Silkroad verbauten Kettenspanner, der nach Auskunft von Entwickler Christoph Lermen eher für den Einsatz am Mountainbike geschaffen wurde. Auch das Schalten unter Last funktionierte an Steigungen mit beladenem Rad nicht in allen Gängen. Insbesondere beim Wechsel vom 7. in den 6. Gang muss die Kurbel deutlich entlastet werden. Ähnliches gilt für den Wechsel vom 6. auf 7. Zudem war auf den 1700 Kilometern an steilsten Anstiegen unter Last vier Mal ein lautes Knacken zu hören. Wie Lermen auf Anfrage erklärte, ist dies eine Getriebe-Besonderheit, die äußerst selten vorkommt. Und zwar nur dann, wenn nach einem Schaltvorgang die Schaltklinke noch nicht richtig Fuß gefasst hat und dann unverhofft einen Zahn weiter springt. Die Gefahr eines Defektes bestehe dabei jedoch nicht. Was die Geräuschentwicklung und auch die Schalt-Performance unter Last betrifft, sei man bei Pinion mittlerweile einen Schritt weiter. In der nächsten Generation werde noch 2014 der Freilauf angepasst. "Dann wird es keine störenden Geräusche mehr geben", so der Entwickler.

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