Rad fürs Extreme

Tom Bierl

 · 12.04.2015

Rad fürs ExtremeFoto: Tom Bierl
Rad fürs Extreme

Wer ein perfektes Reiserad sucht, kommt an der Firma Velotraum nicht vorbei. Wir nahmen das aktuelle Flaggschiff mit Pinion-Getriebe mit auf eine 1200 Kilometer lange Radtour durchs Bergland von Nordthailand.

Schon das leuchtende Grün signalisiert eindeutig: Das Velotraum ist ein Individualist. Wie die Farbe "VT-Green" ist (fast) alles andere frei wählbar. Dies erledigt der Kunde im Internet oder besser durch eine persönliche Beratung am Firmensitz in Weil der Stadt. In unserem Fall war es Chefredakteur Tom Bierl, der sich hier sein Wunschrad für eine Extremreise im Januar 2015 zusammenstellte. Ganz oben dabei im Pflichtenheft: beste, komfortable Fahreigenschaften, ein Pinion-Getriebe der neuesten Generation mit maximaler Bergtauglichkeit und zuverlässige, möglichst robuste Komponenten. Beladen mit vollem Reisegepäck war eine Strecke durch das teils extrem steile Bergland an der Grenze nach Myanmar zu bewältigen. Die Bilanz nach drei Wochen, 1200 Kilometern und 14.000 Höhenmetern: keine technischen Probleme – abgesehen von einem platten Hinterrad. Die ausgewählten breiten Schwalbe Marathon Almotion Reifen glänzten dafür mit einem satten, komfortabel-sicheren Fahrgefühl selbst auf eher ruppigen Straßen. Dieses Gefühl ist auch der ausgewogenen Geometrie und der überzeugenden Steifigkeit geschuldet, die der dezent voluminöse Aluminiumrahmen in Verbindung mit dem Pinion-Getriebe entwickelt. Die Tretlagersteifigkeit ist enorm und gerade im Bergland extrem effizient. Hier kommt die Kraft direkt auf die Straße. Optimal auch die Stabilität des Trägers mit beladenen Taschen. Hier schwingt nichts.

  Der Kettenspanner sorgt für laute Fahrgeräusche.Foto: Tom Bierl
Der Kettenspanner sorgt für laute Fahrgeräusche.

Vor- und Nachteile offenbart der externe Kettenspanner. Die Umlenkung lässt das ohnehin nicht leise Pinion-Getriebe deutlich lauter schnurren. Anderseits wird so der Hinterradausbau zum Kinderspiel und eine sich mit der Zeit längende Kette sitzt immer straff. Velotraum sieht für das Rad ausschließlich Scheibenbremsen vor. Die montierte Brakeforce One erwies sich dabei als eine Klasse für sich (siehe Testbericht). Fazit: Rundum ein gelungenes Rad für extreme Reisen.

  Die Pinion-Getriebeschaltung ist gegen alle Einflüsse geschützt, muckt jedoch beim Schalten unter Last.Foto: Tom Bierl
Die Pinion-Getriebeschaltung ist gegen alle Einflüsse geschützt, muckt jedoch beim Schalten unter Last.

Pinion: Die neue Generation

Nach dem zweiten 1000-Höhenmeter-Pass flog der gewählte Roeckl Gel-Handschuh ohne Mitleid in den Müll. Die zum Schalten nötigen Handkräfte ließen sich mit dem schlabbrigen Teil beim besten Willen nicht mehr aufbringen. Zum Glück war noch ein fest sitzender Gore-Handschuh im Reisegepäck, mit dessen Hilfe sich das Pinion-Getriebe weit besser bändigen ließ. An steilsten Bergen mit Gepäck offenbart sich der einzige Schwachpunkt der neuen Getriebegeneration. Das Schalten unter Last mit Gepäck am Träger ist nur mit Hilfe von enormen Handkräften möglich. Werden die Berge aber wieder moderat, flutschen auch die Gänge. Ansonsten schnurrte das Getriebe auf den 1200 Extremkilometern ohne Murren. Antriebspflege gehört der Vergangenheit an. Auch war kein lautes Knacken mehr zu vernehmen und der bislang kritischere Wechsel vom 7. in den 6. Gang flutschte etwas leichter. Rundum haben sich die stetigen Verbesserungen damit gelohnt.

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