Jörg Spaniol
· 21.05.2021
Neues Rad, neues Glück. Doch muss es wirklich ein Fabrikneues sein oder tut esein Gebrauchtes? Und wäre es nicht schön, dank Leasing alle paar Jahre ein Update auf aktuelle Technik zu bekommen? Die wichtigsten Wege aufs Rad im Überblick.
NEUKAUF
Der „ganz normale“ Kauf eines Neurades hat sich im vergangenen Jahrzehnt enorm verändert: Die einfache Frage „Fachhandel oder Versand?“ beschreibt immer unzureichender die Optionen, denn die Vertriebswege haben sich angenähert. Der einst als anonym geschmähte Versandhandel ist teilweise mit guter Telefonberatung, mit Servicekonzepten über örtliche Werkstätten und mit „Showrooms“ greifbarer geworden – aber auch teurer. Der Fachhändler hat sich dagegen häufig als Reaktion auf den Preisdruck auf nur eine oder zwei Marken zurückgezogen – je mehr Räder einer Marke er abnimmt, desto günstiger wird das Einzelne und muss auch kleinere Dienstleistungen für seine Kunden bezahlpflichtig machen, um zu überleben. Sein Plus sind Werkstatt und Probefahrt. Ein wichtiger dritter Player sind große Fahrradmärkte mit mehreren Filialen und mit Eigenmarken, die preislich mit dem Versandhandel konkurrieren, oft zulasten von Beratung und Service. Einfache Empfehlungen für einen der Vertriebswege sind schwierig. MYBIKE bemüht sich um objektive Bewertungen der technischen Produktqualitäten. Doch die Wahl des richtigen Kaufortes hat viel mit persönlichen Vorlieben zu tun – und mit der Sachkenntnis und dem Engagement des oder der Beratenden.
GEBRAUCHTKAUF
Der Wertverlust bei Neurädern ist steil wie eine Skiflugschanze: Nach gängiger Schätzung verliert ein Rad in den ersten beiden Jahren die Hälfte seines Wertes, nach jeweils vier Jahren dann weitere 50 Prozent. Das zehn Jahre alte 2.000- Euro-Rad wäre demnach nur noch 250 Euro wert. Wer sich mit Rädern aus- kennt, weiß aber, dass ein zehnjähriges Rad alles zwischen Schrotthaufen und Schätzchen sein kann. Es kommt also auf Sachkenntnis an – und auf realistische Vorstellungen über den Preis von Verschleißteilen. Wenn beim Gebrauchtrad „nur“ Reifen, Kette, Ritzel, Bremsbeläge und Schaltzüge zu tauschen sind, kosten Teile plus Montage sehr schnell über 200 Euro, neue Pedelec-Akkus kosten über 500 Euro. E-Bike-Käufer haben bei vielen Antrieben immerhin die Möglichkeit, in einer Fachwerkstatt Laufleistung und Ladezyklen auslesen zu lassen – wenn der Verkäufer mitspielt. Während ein privater Verkäufer üblicher- weise jede Gewährleistung ausschließt, müssen Fahrradhändler ein Jahr lang (bei Neukauf zwei Jahre) dafür geradestehen, dass das Rad keine versteckten Mängel aufweist. Mit Sachkenntnis, gutem Instinkt und einem Kaufvertrag (zum Download etwa auf adfc.de) ist der Gebraucht- kauf von privat trotzdem ein empfehlenswerter Weg zu einem günstigen Rad.
LEASING
Ein Fahrrad nicht zu kaufen, sondern mit einem monatlichen Betrag über mehrere Jahre zu nutzen klingt zunächst seltsam: Für Fahrräder, die auf einen Schlag zu teuer sind, bieten manche Händler ohne- hin eine „Null-Prozent-Finanzierung“ an. Doch Leasing kann ein Steuersparmodell sein: Für Selbstständige und Angestellte senken die Leasingraten für ihr „Dienstrad“ nicht nur ihr zu versteuerndes Ein- kommen, sie verringern auch die Bemessungsgrundlagen für Sozialbeiträge und Krankenversicherung. Wer also 3.000 Euro brutto mit einer Leasingrate von 200 Euro auf 2.800 Euro drückt, zahlt sein Rad vom Brutto- statt (wie beim privaten Kauf) vom Nettogehalt. Ob sich die- se Variante lohnt, ist ein kniffliges Rechenspiel, in das auch steuerpflichtige „geldwerte Vorteile“, die eigene Steuerklasse, der Preis des Rades und die Höhe des Einkommens einfließen. Angestellte sind für dieses Steuersparmodell auf den Arbeitgeber angewiesen. Der spart einen Anteil an den Sozialabgaben, muss dafür aber den Vertrag mit dem Leasingunternehmen abschließen (aus dessen Angebot sich der Angestellte dann sein Rad aussucht). Attraktiv wurde das Dienstradleasing durch die steuerliche Gleichbehandlung von Fahrrädern und Firmenautos. Informative Websites zum Thema: jobrad.org; businessbike.de