Jochen Donner
· 21.05.2021
Ein neues Rad soll her – aber welches? Geben Sie sich auf diese Frage eine ehrliche Antwort. Denn Rad und Radler sollen möglichst ideal zueinanderpassen – schließlich verbringen sie viel Zeit miteinander.
Die Suche nach einem neuen Rad ist fast immer ein längerer Prozess: Zu komplex sind die Details, über die man sich Gedanken machen muss, bevor sich die Auswahl auf einige wenige Kaufkandidaten reduziert. Eine der ersten und wichtigsten Fragen ist die nach dem Radtyp – und damit nach der Rahmenform. Für bequemen, täglichen Gebrauch ist die Rahmenform entscheidend. Wer Kindersitz oder Korb am Rad hat, kann schlecht beim Auf- oder Abstieg das rechte Bein über den Sattel schwingen. Ältere Radler sind froh um tiefe Durchstiegshöhen, weil so der Einstieg ins Rad sicherer wird. Viele Radlerinnen möchten nicht darauf verzichten, im Rock oder Kleid Rad fahren zu können. Das geht mit einem klassischen Diamantrahmen einfach nicht, da kommt nur ein Tiefeinsteiger oder Damenrahmen infrage. Dass beide weniger seitensteif sind, ist deshalb kein Ausschlusskriterium.
DIAMANTRAHMEN
Der traditionelle „Herrenrahmen“ besteht aus mehreren aneinandergefügten Dreiecks-Konstruktionen – die optimale Art, aus einem Rohrverbund ein tragfähiges, verwindungsarmes Fahrgestell zu bauen. Wenn es gleichzeitig leicht und stabil sein soll, kommt man an dieser Rahmenvariante nicht vorbei. Ideal für flotte Fahrweise, aber auch für Touren- und Reiseräder mit Gepäcktransport. Je nach Material, Rohrdurchmesser und -form gibt es auch bei Diamantrahmen große Unterschiede in der Seitensteifigkeit. Faustregel: Je voluminöser die Rohre und je größer deren Stützbreite an den Rohrknoten, desto stabiler wird ein Diamantrahmen.
TRAPEZRAHMEN
Senkt man das Oberrohr eines Diamantrahmens am Sitzrohr ab, entsteht der Trapezrahmen. Diese Form kennt viele Abwandlungen und erlaubt den Auf- und Abstieg mit einer eleganten Fußhebung vor dem Sattel. Der Damenrahmen lässt sich deshalb gut mit Rock oder Kleid, aber eben auch mit Körbchen hintendrauf fahren. Nachteil: geringe Seitensteifigkeit durch stärkere Verwindung zwischen Sitz- und Steuerrohr. Beim Gepäcktransport oder mit Kindersitz kann das die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Es kommt zwar immer auf Rohrqualität und Machart an, doch bei gleichen Modellen fällt, konstruktionsbedingt, der Damenrahmen gegenüber dem Diamantrahmen immer weniger seitensteif aus.
TIEFEINSTEIGER
Seit Motor und Akku am E-Bike immer vollkommener ins Design integriert werden, kommen im Rahmenbau vermehrt Alubox-Module zum Einsatz: kantige Profile, große Durchmesser, dicke Wände – das Gewicht spielt dank Motor nicht die große Rolle. So robust gebaute E-Tiefeinsteiger können deshalb in Sachen Steifigkeit und Fahrsicherheit oft locker mit dem konstruktiv stabileren Diamantrahmen mithalten. Oder übertreffen ihn sogar gelegentlich. Bei unmotorisierten Fahrrädern herrscht aus Gewichtsgründen jedoch die Rohr-Bauweise vor. Deshalb sind Tiefeinsteiger in dieser Kategorie nur eingeschränkt empfehlenswert: Moderate, gepflegte Fahrgeschwindigkeit und der Verzicht auf Zuladung von mehr als etwa sechs Kilo ist sinnvoll.