Jochen Donner
· 26.09.2016
Mit einem gekapselten Planetengetriebe am Tretlager verdoppelt das neue Kappstein-Getriebe die Gänge am Rad. Ein erster Fahrbericht.
Kurzer Antritt, dann ein leichter Daumendruck, der Schaltring gleitet nach oben: Mit direktem Kraftschluss schiebt das schlanke Velo de Ville voller Macht vorwärts, sobald die Oberschenkel den Pedaldruck erhöhen. In einem schmalen Gehäuse zwischen Tretlager und Kettenblatt des Testrads sitzt das neue Kappstein Doppio, ein schlankes Planetengetriebe, schmutzfest gekapselt, mit zwei Gängen im Verhältnis 1:1,57. Mein Kettenblatt hat so plötzlich 61 Zähne – rein virtuell. 39 sind es, zählt man nach.
Im thüringischen Gotha betreibt die junge Firma einen eigenen CNC-Fräsmaschinenpark, der sonst Ritzel für Singlespeeder, Bauteile der Flipfree-Nabe mit Umschaltung zwischen Starrgang und Freilauf oder eines Pedelec-Motors mit integriertem 3-Gang-Getriebe ausspuckt. Die sechs Planeten des Doppio-Getriebe verteilen die Kräfte auf größere Fläche als andere Getriebe, das Innenleben besteht aus gehärtetem Stahl. All dies verspricht eine lange Lebensdauer. Momentan kann man für 15.000 km Laufleistung garantieren. Doch das sind nur erste Ergebnisse der hauseigenen Prüfstandtests. Eine Erprobung findet auch in den Cross-Maschinen des BDR-Teams unter Wettkampfbedingungen statt.
Derzeit spricht die junge Firma Radhersteller an, die das Getriebe in ihre Serienräder einbauen möchten. Ein solches Doppio-Rad käme auf etwa 400 Euro Aufpreis. Ab Saisonstart 2017 sollen erste Exemplare in den Shops stehen.
Rote Ampel, schneller Stop. Mit der Rechten am Ampelmast abgestützt, drückt der linke Daumen den Doppio-Shifter zurück auf "1". Zügig trete ich mit 39 Zähnen vorn im 4. Gang der Alfine 11 an, sobald es grün wird. Beim Runterschalten in Fahrt muss man allerdings das Kurbeln kurz unterbrechen, um den ersten Gang einzulegen. Hat man dies einmal intus, ist der Zweigänger eine effiziente und pflegeleichte Erweiterung für jede Naben- oder Kettenschaltung.
Plus:
Minus: