FahrradausstattungVon der Bremse bis zum Sattel

Jörg Spaniol

 · 08.04.2022

Fahrradausstattung: Von der Bremse bis zum SattelFoto: Daniel Simon
Fahrradausstattung: Von der Bremse bis zum Sattel

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Im Ausstattungs-Alphabet verbergen sich Teile, die in der Werbung für ein Fahrrad bisweilen untergehen – für den Fahrspaß aber ziemlich bedeutend sind.

Fahrradbeleuchtung

Seit bezahlbare Nabendynamos (vor allem durch Shimanos Modellpalette) den Massenmarkt erobern konnten, ist eine zuverlässige Dynamobeleuchtung Standard an Alltagsrädern. Zwischen den verschiedenen Modellreihen der Marke bestehen Qualitätsunterschiede bei Lagerung und Abdichtung. Vor allem bei draußen geparkten Ganzjahresrädern kann ein teurerer, besser gedichteter Dynamo sinnvoll sein. Ein weiterer Anbieter qualitativ guter Dynamos ist Shutter Precision aus Taiwan. Perfektionisten greifen zum teuren Klassiker des deutschen Herstellers SON. (In die Tiefe geht die private Website www.fahrradbeleuchtung-info.de)

Akkubeleuchtungen haben durch die Entwicklung der Leuchtdiodentechnik einen gewaltigen Aufschwung hingelegt. Dank ihrer Leuchtleistungen sind mittlerweile viele Modelle mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Zulassungszeichen erhältlich. Fahrradscheinwerfer sind mittlerweile so hell und grell, dass das Zentrum der Lichtkegel nicht weiter als etwa zehn Meter vor dem Rad liegen sollte. Sonst werden Entgegenkommende empfindlich geblendet.

  Beleuchtung am Rad sorgt nicht nur für ausreichend Sicht bei Dunkelheit sondern auch für Sicherheit.Foto: Hersteller
Beleuchtung am Rad sorgt nicht nur für ausreichend Sicht bei Dunkelheit sondern auch für Sicherheit.

Bremsen

Scheibenbremsen haben sich zum Standard entwickelt. Nur an Spezial-Fahrrädern und solchen, wo geringes Gewicht zählt, spielen Felgenbremsen noch eine größere Rolle. Auch Trommelbremsen wie die Shimano Rollerbrake sind eher selten. Ihre Wartungsarmut wird durch eine eher schwache Bremsleistung erkauft.

Abgesehen von allen weiteren Leistungsunterschieden existiert bei Scheibenbremsen eine Zweiklassen-Gesellschaft. Bei mechanischen Scheibenbremsen überträgt ein Bowdenzug, also ein dünnes Stahlseil, die Handkraft auf die Bremszylinder. Durch die mechanische Reibung des Systems ist dabei weder die Bremskraft noch die Dosierung so gut wie bei den teureren Modellen. Bei diesen übertragen Hydraulikleitungen die Kraft viel direkter.

Foto: Daniel Simon

Federung

Das am weitesten verbreitete Federelement sind Federgabeln. Hier dominiert die Marke Suntour das Angebot bei Touren- und Trekkingrädern. Die Qualität einer Federgabel ist für Laien schwer zu beurteilen. Zentral wichtig ist jedoch die Möglichkeit, die Federung auf das eigene Körpergewicht einzustellen – und das lässt sich einfach beurteilen: die preiswerteren Suntour-Gabeln sind mit Stahlfedern ausgestattet. Weil härtere oder weichere Federn kaum zu bekommen sind, ist die Anpassung und damit der Nutzen eingeschränkt. Die Änderung der Vorspannung per Drehknopf ist alleine keine Lösung. Die teureren Gabeln mit Luftfederung lassen sich per Ventil viel besser auf das Fahrerinnengewicht einstellen.

Rahmen mit gefederten Hinterbauten sind nur an Mountainbikes wirklich verbreitet. Bei Pedelecs ist der Anteil höher, viele Crossover-Modelle basieren auf einem Gelände-Fahrwerk des jeweiligen Herstellers.

Sehr verbreitet, aber selten gut sind gefederte Sattelstützen. Zu preiswerte Teleskopmodelle verlieren rasch ihre Funktion. Ohnehin ist diese Konstruktionsweise nicht ideal, weil ein Sattel unter dem Fahrergewicht eher nach hinten ausweicht als in Richtung Tretlager. Doch dorthin bewegen sich Teleskopstützen. Die technisch bessere Alternative sind Parallelogrammstützen, doch die fallen optisch stärker auf.

  Eine Federung kann auf holperigen Straßen und unbefestigten Wegen den Komfort auf dem Fahrrad erhöhen.Foto: Daniel Simon
Eine Federung kann auf holperigen Straßen und unbefestigten Wegen den Komfort auf dem Fahrrad erhöhen.

Gepäckträger

Am Alltags-, Touren- und Reiserad ist ein Gepäckträger schwer verzichtbar. Dessen seitliche Steifigkeit lässt sich schon beim Kauf am abgestellten Rad per Handkraft grob beurteilen. Die Angaben zur "maximalen Zuladung" auf dem Gepäckträger* versprechen nur, dass der Träger selbst diese Belastung aushält. Viel kritischer ist oft eine verwindungssteife Anbindung an den Rahmen. Federklappen können das Einhängen der Packtaschen behindern. Bei manchen Modellen sind sie deshalb demontierbar.

Vordere Gepäckträger oder Körbe am Alltagsrad sollten eher am Rahmen als an der Gabel befestigt sein. Sonst wird die Lenkung beeinträchtigt und das Fahrrad schlägt beim Abstellen um.

  An Gepäckträgern lassen sich Packtaschen in Sekundenschnelle befestigen.Foto: Daniel Simon
An Gepäckträgern lassen sich Packtaschen in Sekundenschnelle befestigen.

Packtaschen

Bikepacking, also Radreisen mit direkt an Rahmen, Gabel oder Lenker verzurrten Packtaschen, ist seit ein paar Jahren sehr angesagt. Für Touren- und Alltagsradler auf gut befestigtem Untergrund sind jedoch Packtaschen an einem herkömmlichen Gepäckträger die praktischere Lösung. Sie lassen sich mit einem Handgriff ein- und aushängen und sind einfacher zu bepacken. Sicher einrastende Haltesysteme sind essenziell. Praktisch ist eine zusätzliche Lenkertasche für Snacks, Kamera, Portemonnaie und eine Windjacke. Eine große Auswahl an Fahrradtaschen gibt's bei Rosebikes*.

Routinierte Radfahrer kommen mit wenig Gepäck aus. Zwei Taschen mit je 20 Liter fassen locker das Gepäck, das auch auf wochenlangen Touren mit Hotelübernachtungen nicht über zehn Kilo wiegen muss.

  In Packtaschen ist das Gepäck sicher verstaut und Schultern und Rücken entlastet.Foto: Daniel Simon
In Packtaschen ist das Gepäck sicher verstaut und Schultern und Rücken entlastet.

Reifen

Das Profil und die Breite eines Reifens sind nur seine augenfälligsten Eigenschaften. Fast immer ist das Profil ein Kompromiss aus dem nötigen Grip durch grobes Profil und dem leichtem Lauf, den schwach profilierte Reifen aufweisen – Rennrad-Reifen sind deshalb praktisch profillos. Mindestens ebenso einflussreich sind jedoch Faktoren wie die Gummimischungen und vor allem der innere Aufbau der Reifen, die Karkasse. Am demontierten Reifen lässt es sich erspüren: geschmeidige Reifenflanken und -laufflächen verbrauchen weniger Energie beim Abrollen, weil sie sich leichter verformen. Im Bahn-Rennsport werden deshalb teilweise Reifen mit feinfädiger, weicher Seidenkarkasse verwendet. Erhöhter Pannenschutz bei Alltagsreifen erfordert dagegen zusätzliche Schnittschutzlagen. Sie machen Reifen steifer und damit langsamer. Im Alltag sind Pannenschutz-Reifen dennoch ein Segen.

Im Mountain- und Gravelbikebereich sind schlauchlose Reifen* stark verbreitet. Ein passgenauer Reifen und eine luftdichte Felge werden dafür montiert und dann zusätzlich mit ein paar Schnapsgläsern Dichtflüssigkeit* befüllt. Die dichtet Rad und Felge ohne Schlauch ab und repariert kleinere Löcher selbsttätig. Es ist ein aufwändiger Kompromiss aus Pannenschutz und geschmeidigen Reifen. An E-Bikes und Tourenräder ist das Verfahren noch exotisch.

  Pannensichere Reifen sorgen gerade bei Alltagsrädern dafür, dass das Fahrrad stets einsatzbereit ist.Foto: Hersteller
Pannensichere Reifen sorgen gerade bei Alltagsrädern dafür, dass das Fahrrad stets einsatzbereit ist.

Sattel

Den besten Sattel git es nicht. Selbst ein und derselben Fahrerin passt der Lieblingssattel nicht bei jedem Rad. Zwei Faustregeln dazu: Je flacher man oder frau sitzt, desto schmaler darf der Sattel* sein. Der lasttragende Teil des Beckenknochens hat die Form eines Schaukelstuhls in "Schneepflug"-Stellung. Je weiter das Becken nach vorne kippt, desto dichter sind daher die Auflagepunkte aneinander. Zweitens bestimmt die Frage, wie flach oder steil mensch auf dem Rad sitzt, auch die angemessene Polsterhärte. Wer aufrecht sitzt, hat mehr Last auf der Sitzfläche und verträgt dort ein weicheres Polster – wobei zu weiche Polster der Durchblutung eher schaden und die Bewegungen behindern. Völlig ohne Probefahrt ist der richtige Sattel kaum zu finden.

  Ein gut passender Sattel ist eine Voraussetzung dafür, gern auf's Rad zu steigen.Foto: Hersteller
Ein gut passender Sattel ist eine Voraussetzung dafür, gern auf's Rad zu steigen.