Uli Frieß
· 19.01.2022
Nach Brose bringt mit Metz ein weiteres fränkisches Traditionsunternehmen einen Mittelmotor auf den Markt. Wie schlägt sich der Neue im MYBIKE-Test?
Metz mecherd ich aa – selbstbewusst fränkisch bewarb der Traditionshersteller Metz aus Fürth einst Unterhaltungselektronik und Foto-Blitzgeräte aus eigener Fertigung. Das historische Unternehmen gibt es heute nicht mehr, doch die Marke lebt in der Metz Mobility GmbH weiter. Neben einem Elektroroller produziert Metz in Eigenregie ein kompaktes Lasten-Pedelec. Das Packr ist ein Kleintransporter für kurze Strecken und kleinere Transportaufgaben, dient jedoch in erster Linie der Produkteinführung des hauseigenen Mittelmotors Metz G8. Der Antrieb ist eine 100-prozentige Eigenentwicklung, auch die Sensorik und die Software zur Motorsteuerung stammen von Metz. Gefertigt werden die Motoren in Nürnberg, die Akkus stammen von der BMZ-Group aus Karlstein.
Während der Fahrtests hat uns die sensible Regelung des G8 gefallen. Seine Leistungsabgabe lässt sich fein und exakt über den Druck aufs Pedal steuern. Beim Anfahren unterstützt er mit promptem und weichem Anlaufverhalten; hört man auf, zu treten, schaltet er sofort ab. Trotz des Stirnradgetriebes - Antriebsriemen werden im Aluminium-Motorgehäuse nicht eingesetzt - ist die Laufruhe hoch. Die Maximalleistung reicht zwar nicht an potente High-End-Motoren, beispielsweise Boschs Performance CX oder Broses Drive S, heran, sie ist aber deutlich höher als die aktueller Low-Assist-Antriebe. Damit empfiehlt sich der Motor für den Einsatz an Alltags- und Trekking-Pedelecs, die nicht das letzte Quäntchen Leistung brauchen.
Display und Bedientaster zur Motorsteuerung hat Metz in einem Kombi-Instrument am linken Lenkerende vereint. Ein Drucktaster erweckt den Antrieb zum Leben, die Tasten zur Anwahl der vier Unterstützungsstufen sind ausreichend groß und auch mit Handschuhen gut bedienbar. Das farbige TFT-Display informiert außer über Akku-Ladestand und gewählte Unterstützungsstufe über Geschwindigkeit und die wichtigsten Fahrdaten. Per Mikro-USB-Anschluss lassen sich mobile Geräte zur Stromversorgung mit der Bedieneinheit verbinden.
Nicht alles, was ein Antrieb kann, lässt sich auf einem Prüfstand abbilden und messen. Wie sensibel ein Motor auf den Pedaldruck reagiert und wie stark er beschleunigt, erfährt man nur während einer Testfahrt. Das gilt auch fürs Ansprech- und Abschaltverhalten. Der Antrieb muss beherrschbar einsetzen und beim Anfahren am Berg möglichst sofort anlaufen. Wenn man aufhört, zu treten, sollte der Motor sofort abschalten und nicht nachschieben.
Auf unserem Rollenprüfstand haben wir die maximale Dauerleistung der Motoren gemessen. Die Leistungsabgabe differiert, abhängig von der Trittfrequenz (Kadenz), bei den Motoren mehr oder weniger stark. Gemessen wurde bei 20 km/h und, je nach Gangabstufung, mit Kadenzen nahe 60, 70, 90 und 100 Umdrehungen pro Minute. Die Tretleistung des Fahrers haben wir mit 100, 120, 140 und 160 Watt simuliert. Aus den Leistungskurven lässt sich neben dem charakteristischen Leistungsanstieg auch ablesen, bei welcher Kadenz und Tretleistung der Motor den Fahrer maximal unterstützt. Die maximale Motorleistung in jeder Unterstützungsstufe haben wir bei 70 Kurbelumdrehungen pro Minute gemessen.
Das Metz-G8-System ist eine gelungene Bereicherung des Mittelmotor-Angebots. Der Antrieb könnte sich bald an Pedelecs einiger etablierter Radhersteller finden. Verbessern würde den Metz-Erstling noch ein abnehmbares Display für besseren Diebstahlschutz.
Den kompletten Test des Metz Mittelmotors G8 inkl. aller Testurteile und Einzelbewertungen können Sie kostenpflichtig unter dem Artikel als PDF herunterladen.