Kai Hilbertz
· 10.06.2014
Billige Massenprodukte ruinierten jahrelang das einst gute Image der gefederten Sattelstütze. Jetzt erleben gefederte Sattelstützen eine Renaissance. Nie war die Auswahl größer. Zeit für uns, 13 aktuelle Modelle einem Test zu unterziehen.
Mit schweren Wackelkandidaten wollten qualitätsbewusste Fahrradfans nichts zu tun haben. Das Resultat: Immer mehr Hersteller verzichteten auf das beliebte Komfortzubehör und lieferten ihre Räder mit leichten starren Stützen aus. Für mehr Komfort mussten zunehmend breitere Reifen sorgen.
Im Modelljahr 2014 ist jedoch eine deutliche Renaissance zu spüren. Sogar neue Hersteller und Systeme drängen auf den Markt. Neben den Teleskop- und Parallelogrammstützen gibt es jetzt eine Blattfederstütze, die ähnlich dem Parallelogramm nach hinten ausschwenkt.
Alle drei Systeme haben ihre Vorzüge. Die Blattfeder ist superleicht. Teleskopstützen sind mechanisch einfacher aufgebaut und tendenziell leichter, während Parallelogrammstützen Stöße aus der Richtung aufnehmen, aus der sie erfolgen, nämlich vom Hinterrad. Dadurch ist ihr Losbrechmoment geringer – sie federn meist besser als Teleskopstützen. Durch ihre aufwändige Bauweise sind Parallelogrammstützen in der Regel teurer und auch optisch nicht so dezent.
Die Wahl des Federungsmaterials ist ebenfalls entscheidend. Hier geht die Ergon Blattfederstütze ihren eigenen Weg. Sie verzichtet auf gesonderte Federelemente, ihr Korpus aus Carbon federt selbst. Von den anderen zwölf Stützen benutzen vier Stahlfedern, vier Elastomere, drei eine Stahlfeder/Elastomer Kombination und eine hat eine Luftfederung. Stahlfedern sind temperaturunabhängig und verfügen über eine lineare Kennlinie. Das heißt, dass sie bei starker Belastung auch entsprechend stärker federn, also linear reagieren. Stahlfedern sind schwerer als Elastomere und müssen vor Rost geschützt werden.
Elastomere sind feste, elastisch verformbare Kunststoffe. Sie sind leicht, korrosionsbeständig und wartungsarm. Allerdings werden sie bei kaltem Wetter hart und haben eine progressive Kennlinie. Das bedeutet, dass sie sich bei normaler Belastung schon relativ stark verformen, bei starker Belastung dafür weniger; die Stütze verhärtet. Eine Luftfederung, z.B. die der Airwings Air 360, lässt sich mit Hilfe einer Dämpferpumpe genau auf das Fahrergewicht anpassen. Auch bei den anderen Stützen ist es von Vorteil, wenn jeweils mehrere Stahlfedern bzw. Elastomere in verschiedenen Härten im Angebot sind.
Alle Teleskopstützen verwenden reibungsvermindernde Konstruktionen oder Materialien oben am Schaft, wo das Tauchrohr in das Standrohr eintritt. Erfreulicherweise hat nur ein Modell (SP 7.0) eine einfache Führung mit zwei Rillen, alle anderen verwenden aufwändigere Lösungen. Die neuen Parallelogrammstützen von Contec und Mighty benutzen schlanke Gelenke mit versenkten Bolzen. Das sieht zwar elegant aus, ist aber auf Dauer nicht so langlebig ausgelegt wie die breiteren Konstruktionen mit großen Auflageflächen bei By.Schulz, Cane Creek und Suntour. Insgesamt gab es aber beim Testfeld keine Probleme.