Welche Rahmenform soll mein Fahrrad haben?

Jörg Spaniol

 · 08.04.2022

Welche Rahmenform soll mein Fahrrad haben?
Welche Rahmenform soll mein Fahrrad haben?

Früher kauften die Männer ein "Herrenrad" und Frauen ein "Damenrad". So einfach ist es nicht mehr. Die drei häufigsten Fahrrad-Rahmenformen im Charakter-Check.

Auf der Suche nach einem neuen Rad geht die Rahmenform im Wust der Informationen oft unter. Dabei entscheidet sie nicht nur über die Optik eines Rades, sondern bestimmt entscheidend seinen Einsatzbereich. Die Auswahl ist aber nicht besonders schwierig. Der klassische "Herrenrahmen" hat viele technische Argumente auf seiner Seite, aber wer Kindersitz oder Korb am Rad hat, kann schlecht beim Auf- oder Abstieg das rechte Bein über den Sattel schwingen. Ältere Radler sind froh um tiefe Durchstiegshöhen, weil so der Einstieg ins Rad sicherer wird. Viele Radlerinnen möchten nicht darauf verzichten, im Rock oder Kleid Rad fahren zu können. Das geht mit einem klassischen Diamantrahmen einfach nicht, da kommt nur ein Tiefeinsteiger oder Damenrahmen infrage. Welche Nachteile man sich dafür einhandelt, klären wir hier im Detail.

Konstruktiv ausgereift: der Diamantrahmen

Der traditionelle “Herrenrahmen” besteht aus mehreren aneinandergefügten Dreiecks-Konstruktionen - die optimale Art, aus einem Rohrverbund ein tragfähiges, verwindungsarmes Fahrgestell zu bauen. Wenn es gleichzeitig leicht und stabil sein soll, kommt man an dieser Rahmenvariante nicht vorbei. Ideal für eine flotte Fahrweise, aber auch für Touren- und Reiseräder mit Gepäcktransport. Je nach Material, Rohrdurchmesser und -form gibt es auch bei Diamantrahmen große Unterschiede in der Seitensteifigkeit. Faustregel: Je voluminöser die Rohre und je größer deren Stützbreite an den Rohrknoten, desto stabiler wird ein Diamantrahmen.

  Canyon Roadlite 7Foto: Daniel Simon
Canyon Roadlite 7

Trapezrahmen wirkt leicht und elegant

Senkt man das Oberrohr eines Diamantrahmens am Sitzrohr ab, entsteht der Trapezrahmen. Diese Form kennt viele Abwandlungen und erlaubt den Durchstieg mit dem Fuß vor dem Sattel, statt das Bein über das Hinterrad aufs andere Pedal zu schwingen. Der Damenrahmen lässt sich deshalb gut mit Rock oder Kleid, aber eben auch mit Körbchen hintendrauf fahren. Nachteil: geringe Seitensteifigkeit durch stärkere Verwindung zwischen Sitz- und Steuerrohr. Beim Gepäcktransport oder mit Kindersitz kann das die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Es kommt zwar immer auf Rohrqualität und Machart an, doch bei gleichen Modellen fällt, konstruktionsbedingt, der Damenrahmen gegenüber dem Diamantrahmen immer weniger seitensteif aus. Noch durchstiegsfreundlicher, aber auch noch weniger seitensteif, ist der klassische “Damenrahmen” oder “Schwanenhalsrahmen”, wie er an Retro-Hollandrädern eingesetzt wird.

  Contoura AL2Foto: MYBIKE
Contoura AL2

Tiefeinsteiger

An Rädern ohne Motor haben Rahmen mit Einrohrrahmen aufgrund mangelhafter Fahrstabilität, insbesondere mit beladenem Gepäckträger, einen schlechten Ruf. Die Seitensteifigkeit bei höhrer Geschwindigkeit ist oft mangelhaft bis hin zum Sicherheitsrisiko, was den Vorteil des bequemen Einstiegs sehr relativiert. In gemächlichem Tempo und mit Zuladungen von fünf oder sechs Kilo ist die Bauform vertretbar.

Bei modernen Pedelecs ist das anders: Seit Motor und Akku am immer vollkommener ins Design integriert werden, kommen im Rahmenbau vermehrt Alubox-Module zum Einsatz: kantige Profile, große Durchmesser, dicke Wände - das Gewicht spielt dank Motor nicht die große Rolle. So robust gebaute E-Tiefeinsteiger können deshalb in Sachen Steifigkeit und Fahrsicherheit oft locker mit dem konstruktiv stabileren Diamantrahmen mithalten. Diese Räder werden oft als “Unisex”-Modelle beworben und sind beim häufigen Auf- und Absteigen oder bei eingeschränkter Beweglichkeit praktisch.

  Flyer Gotour 6Foto: Daniel Simon
Flyer Gotour 6