MYBIKE Online
· 08.06.2022
Nach der Meldung Anfang des Jahres, dass Porsche beim E-Bike-Antriebshersteller Fazua zu 20 Prozent einsteigt, vermeldet der Autohersteller jetzt: Alle Fazua-Anteile gehen an Porsche. Eine Komplettübernahme.
Mitte Februar verkündete der Münchner Antriebshersteller Fazua das definitive Ende seines Start-up-Daseins: Ende Januar hatte sich die Porsche AG 20 Prozent Anteile am Unternehmen gesichert – mit weiterer Kaufoption bzw. der Option auf eine komplette Übernahme. Jetzt bestätigt der Autohersteller die Übernahme aller Anteile an Fazua.
„Mit Fazua haben wir einen starken Partner mit viel Erfahrung in der Fahrradindustrie gefunden. Bei Fachleuten ist Fazua als Begründer der Kategorie der ‚light eBikes‘ bekannt – ein Unternehmen mit hoher Innovationskraft, das perfekt zum Pioniergeist der Marke Porsche passt.“
- Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Porsche AG und Vorstand Finanzen und IT
Die Zukunft der jungen Marke scheint somit gesichert. Aber wie sehen generell die Ambitionen von Porsche im E-Bike-Segment aus? Und welche Rolle spielt dabei Pon Holdings, zu deren Konglomerat u. a. auch Bike-Hersteller wie Cannondale, GT und Santa Cruz gehören?
Nach Angaben von Porsche sollen perspektivisch alle seine eBike-Aktivitäten zusammengeführt werden über die Gründung zweier Joint-Ventures mit der niederländischen Gesellschaft Ponooc Investment B.V. Mit dem ersten Gemeinschaftsunternehmen wollen die Schwaben die nächste Generation von Porsche-eBikes entwickeln, herstellen und vertreiben. Mit dem zweiten Joint Venture will sich Porsche den Markt für Mikromobilität stürzen.
Schon im vergangenen November machte Porsche auf sich aufmerksam, als der Sportwagenhersteller sich die Mehrheit am E-Bike-Hersteller Greyp Bikes sicherte. Mit zehn Prozent beteiligt war Porsche an der kroatischen Marke bereits seit 2018. Die Übernahme von Fazua unterstreicht nun die Bestrebungen, im E-Bike-Segment fest Fuß zu fassen. Und es zeigt das Bestreben großer Unternehmen, sich zumindest stückweise von Lieferanten-Abhängigkeiten zu lösen – eine Thema, das von der aktuellen Lieferproblematik angefeuert wurde.
Die aktuell stattfindende Konsolidierung und Neusortierung in der Industrie spricht dabei Bände. Dazu zählte unter anderem auch der Deal, der im Oktober 2021 bekannt gegeben wurde: Pon Holding (damals unter anderem bereits Inhaber von Focus, Cérvelo und Santa Cruz) kaufte das Konsortium Dorel Sports mit so illustren Marken wie Cannondale, GT und Mongoose. 810 Millionen US-Dollar wurden damals gezahlt.
Porsche strebt eine strategische Partnerschaft mit Ponooc Investment B.V. an. Der Venture Capitalist ist in Bikemap investiert, in den Fahrradabonnementanbieter Swapfiets oder auch die Elektroroller-Marke unu – UND ist wiederum Teil von Pon.
Die Pon Holding ist ein bis heute familiengeführtes Handels- und Dienstleistungsunternehmen in den Niederlanden, das seit 1948 Generalimporteur für Volkswagen und Porsche ist und seit 1974 auch von Audi. Es heißt übrigens, dass Ben Pon sen. mit einer Zeichnung den Anstoß zur Entwicklung des VW Bullis gab.
Porsche wird zudem weiterhin mit dem langjährigen Partner Rotwild E-MTBs produzieren und gemeinsam mit Storck Bicycle die digitale Plattform Cyklaer ausbauen. Hier sind aktuell drei Gravelbikes erhältlich – und die sind bereits alle mit Fazua-Motor ausgestattet. So wie die von Pons Marke Focus, die als erster Radhersteller auf das bayerische Start-up setzte.