Armin Herb
· 19.02.2021
Rund um Weimar und Erfurt fühlten sich schon Goethe und Schiller wohl. Der Maler Lyonel Feininger erkundete bereits vor hundert Jahren die Region mit dem Fahrrad. Sieben Tourentipps in Thüringens Mitte inkl. GPS-Daten.
Der Ilmtal-Radweg zwischen Rennsteig und Saale ist Thüringens beliebteste Radroute. Immer am Fluss Ilm entlang führt die größtenteils asphaltierte Route vom UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald bis zur Mündung in die Saale. Eigentlich könnte man die 123 Kilometer locker in zwei Tagen absolvieren, aber Natur und Kultur an der Vier-Sterne-Qualitätsradroute des ADFC verlangen nach Zuschlag.
Von Pößneck aus verläuft die Route durch das Thüringer Schiefergebirge, vorbei an Teichen und Stauseen. In der Orlasenke wird es still und sportlich. Immerhin warten knapp 80 überwiegend asphaltierte Kilometer und 1.450 Höhenmeter auf Tourenradler. Zu viel für eine Tagestour? Wie wäre es dann mit einer Übernachtung z. B. im idyllischen Ziegenrück, der fünftkleinsten Stadt Deutschlands mit gerade mal 700 Einwohnern. Von Weimar nach Pößneck braucht die Bahn genau eine Stunde. Und dann geht es direkt am Bahnhof in den Sattel. Erster Stopp ist die Burg Ranis auf einem Hügel im gleichnamigen Ort. Apropos Hügel: Wie gesagt, ein flottes Auf und Ab begleitet die gesamte Runde.
Deutschlands berühmteste Dichter verbrachten gerne ihre Zeit im Thüringer Becken. Von Johann Wolfgang Goethe ist das hinreichend bekannt, aber auch Friedrich Schiller unterhielt neben seinen Mietwohnungen von 1797 bis 1799 eine Sommerresidenz in Jena. Diese Radtour führt zu den Häusern von Goethe und Schiller in Weimar und Jena.
Die 25 Kilometer lange Gartenhaus-Route beginnt am Bahnhof in Weimar und führt direkt zum Park an der Ilm. Das dortige Gartenhaus mit Garten erwarb Goethe im April 1776, wenige Monate nach seiner Ankunft in Weimar. Das Domizil war sechs Jahre lang seine Wohn- und Arbeitsstätte. Fünfzig Jahre lang diente ihm der untere Garten als Rückzugsort.
Diese Radtour in Thüringen führt als kleiner Städtevergleich von Weimar nach Erfurt. Sie führt knapp 30 Kilometer entlang der Thüringer Städtekette.
Mit ihren Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes ist Weimar ein absolutes Schwergewicht in puncto deutscher Kultur und Architektur. Der Eintrag in die Welterbeliste „Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“ ist mit drei Objekten in Weimar vertreten, und die Eintragung „Klassisches Weimar“ umfasst sogar 16 Objekte. Dafür sollte man genügend Zeit einplanen, um alle abzuradeln. Aber auch die Thüringer Landeshauptstadt 30 km weiter westlich ist kein kulturloser Ort. In Erfurt bieten sich neben dem Dom auch die Zitadelle Petersberg, die Krämerbrücke, die Alte Synagoge sowie das Augustinerkloster und der Ega-Park als sehenswerte Ziele an.
Vom Erfurter Fischmarkt in den Norden und Osten der Stadt
Wir starten in der Stadtmitte und folgen dem Gera-Ufer bzw. den Schildern des Gera-Radweges. Die relativ flache, 44 km lange Route führt über das große BUGA-Gelände (Bundesgartenschau 2021 in Erfurt) bis Gispersleben und weiter nach Kühnhausen. Bei Elxleben verlassen wir das Geratal Richtung Osten. Mehrere renaturierte Baggerseen laden vor allem im Sommer zu einer Pause am Ufer ein. Ein schöner Rastplatz ist etwas später auch der Alperstedter See. Zwischen Stotternheimer See und Klingesee, wo es einige Badestrände gibt, nähern wir uns dem Lutherstein, wo der Reformator im Juli 1505 in ein Unwetter geraten ist.
Vom Erfurter Fischmarkt in den Wald und auf die Dörfer
Die sportliche 40-Kilometer-Runde startet mitten in Erfurt und führt im Uhrzeigersinn auf Rad-, Feld- und Waldwegen durch den Südosten der Thüringer Landeshauptstadt. Es geht los mit einem Querschnitt an Stadtkultur – von den historischen Gebäuden am Fischmarkt über Plattenbauten aus DDR-Zeiten bis hin zu typischen Kleingartenanlagen. Danach fahren wir über weite Felder mit Blick zum Steigerwald. Ein Hinweis für Nicht-E-Biker! Hier warten 200 Höhenmeter Anstieg. Der Name Steigerwald kommt nämlich von „Steigen“.
Auf der Feininger-Route geht es 30 Kilometer durch den Süden von Weimar.
Lyonel Feininger, ein deutsch-amerikanischer Maler, Grafiker und Karikaturist, zählt zu den bedeutendsten Künstlern der klassischen Moderne. Walter Gropius berief Feininger 1919 an die Bauhaus-Universität in Weimar in der Geschwister-Scholl-Straße. Genau dort beginnt auch die Radroute. Weiter geht es in die Bauhausstraße 7a, wo sich sein erstes Atelier befand. Nächste Station ist das Haus Nr. 16 in der Gutenbergstraße. Lyonel Feininger wohnte hier mit seiner Familie von 1919 bis 1926.
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Den kompletten Urlaubsplaner Thüringen mit allen Infos finden Sie in MYBIKE 2/2021 oder als PDF-Download unter dem Artikel. Das PDF kostet 1,99 Euro.