Oder-Neiße-Radweg

Moritz Cehak

 · 25.07.2018

Oder-Neiße-RadwegFoto: Frischluft Sachsen
Oder-Neiße-Radweg

Zeitreise entlang der Neiße: Historische Wege machen den Oder-Neiße-Radweg in der Oberlausitz zu einer unvergesslichen Zeitreise.

Schon vor 800 Jahren zog die Neißestadt Görlitz viele Reisende in die Oberlausitz. Händler, Herrscher und teils auch böse Buben waren unter all jenen, die auf der „Via Regia“ unterwegs waren. Aus dem fernen Osten Europas führte die Handelsstraße mehr als 4.500 Kilometer bis an die Küsten des Atlantiks im Westen des Kontinents. Früher oft beschwerlich, lassen sich solche Distanzen heute komfortabler überbrücken als zu Fuß oder Pferd. Wer die Region kennenlernen möchte, ist am besten auf zwei Rädern unterwegs und erkundet die Etappen des Oder-Neiße-Radwegs, der an der Neiße-Quelle in Tschechien beginnt und sich bis an die Ostsee zieht. Ein Geheimtipp ist es, den Oder-Neiße-Radweg entgegen des Stroms zu erradeln. Der perfekte Ausgangspunkt für einen Kurztrip ist Görlitz, weit über 900 Jahre alt und eine der schönsten Städte Sachsens. Nicht ohne Grund gibt sich selbst Hollywood in „Görliwood“ immer wieder ein Stelldichein, um hier vor authentischer Kulisse magische Kino-Zeitreisen zu inszenieren. So fühlt man sich oft selbst wie im Film beim Bummel durch trubelige Gässchen und über die Marktplätze der Stadt.

Die Spazierfahrt führt vorbei an prächtigen Bauten aus nahezu allen vergangenen Stilepochen. Abwechslung dürfen übrigens auch kulinarische Entdecker erwarten – von Oberlausitzer Traditionsküche über schlesische, böhmische und sorbische Speisen bis hin zu internationaler Cuisine kann der Feinschmecker in Görlitz so ziemlich alles verkosten.

Foto: Frischluft Sachsen

Auf heiligen Wegen

Doch dann ist es auch langsam gut mit Stadtgewimmel. Nur ein paar Radminuten an der Neiße dauert es, bis die Stadt am Horizont verblasst. Die Fahrradreifen surren über das schmale Asphaltband inmitten grüner Natur. Ansonsten ist Stille, die allein von Vogelgezwitscher untermalt wird – welch ein Ausgleich zur städtischen Lebensfreude! Bald beherrschen weite Auen das Bild und sanft glitzernd schiebt sich der Strom voran. Hier hat der Oder-Neiße-Radweg die Via Regia verlassen und folgt nun einer nicht minder geschichtsträchtigen Route – der Via Sacra. Die reizvolle Strecke verbindet in Polen, Tschechien und Deutschland sakrale Orte von herausragender Bedeutung. Das Klosterstift St. Marienthal in Ostritz darf sich getrost dazu zählen, denn als ältestes deutsches Frauenkloster des Zisterzienserordens besteht es schon seit 1234 ohne Unterbrechung. Etwa auf halber Strecke zwischen Görlitz und Zittau gelegen, ist es die perfekte Station für eine besinnliche Einkehr. Kaum eine Stunde südlich von Görlitz, zieht sich der Radweg mitten durch das Klostergelände. Eine Pause ist hier obligatorisch, denn die Klosteranlage im böhmischen Barock verdient allemal eine kleine oder größere Rast. Und selbst wer gleich über Nacht bleiben will, kann sich auf Gastfreundschaft im Sinne des heiligen Benedikt verlassen: Auch kurzentschlossene Radler haben hier meistens gute Chancen auf Unterkunft in einem der 200 Betten des Kloster-Begegnungszentrums. Ausgeruht geht es in jedem Fall weiter – ob nach einer kleinen Rast oder einer Nacht im Klosterquartier. So lässt sich das nächste Wegstück ganz besonders genießen, denn die ausgedehnten Laubwälder rund um den Lauf der Neiße bieten Entspannung für Körper und Geist. Ganz und gar ländlich-beschaulich führt der Oder-Neiße-Radweg nun weiter nach Zittau am Fuße des Naturparks Zittauer Gebirge, wo ein wahres Prunkstück an der Via Sacra wartet: das Große Fastentuch. Aber das ist schon wieder eine Geschichte für sich...

Informationen

Oberlausitz Oder-Neiße-Radweg
• Start: Zittau
• Zielort: Bad Muskau
• Streckenlänge: ca. 628 km, 154,9 km in Sachsen

Streckencharakter
Ebenes Streckenprofil, flache Flussroute - Flusslandschaft an der Neiße, weite Auen, Naturschutzgebiete,
überwiegend autofrei und meist asphaltiert, Abstecher nach Polen möglich.

MYBIKE-Tourenvorschlag
Eine 270 Kilometer lange Radrunde durch die Oberlausitz inkl. Karte und GPX-Track zum Download finden Sie hier


Übernachtungsmöglichkeiten
Fahrradfreundliche Hotels mit "Bett & Bike"-Zertifizierung unter www.bettundbike.de.


Sehenswert
• Zittau – Stadt der Fastentücher, Dreiländerpunkt, Zittauer Schmalspurbahn
• Umgebindehäuser
• Kloster St. Marienthal Ostritz
• Görlitz mit Peterskirche – östlichste Stadt Deutschlands
• Rhododendronpark Kromlau
• Waldeisenbahn Muskau
• UNESCO-Weltkulturerbe Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau

  Schloss und Pückler-Park Bad Muskau sind einen Abstecher wert.Foto: Frischluft Sachsen
Schloss und Pückler-Park Bad Muskau sind einen Abstecher wert.



Aktiv & Vital
• Lausitzer Seenland – durch die Flutung ehemaliger Tagebaue entsteht eine spektakuläre Wasserwelt (Segeln,
Surfen, Tauchen, Kanu, Wakeboard)
• Kulturinsel Einsiedel
• Erlebniswelt Krauschwitz
• Lausitzer Findlingspark Nochten
• Abenteuer-Kletterwald Zittauer Gebirge
• Olbersdorfer und Halbendorfer See

Weitere Routenvorschläge
• Radfahren: Spreeradweg, Froschradweg, Seenlandroute, Krabat-Radweg, Umgebindehausradweg im Zittauer
Gebirge, Wolfsradweg

Literatur/Karten
• Radwandern in der Oberlausitz, Broschüre und Karte online bestellbar unter www.radwandern-oberlausitz.de
• Tipp: Die Oberlausitz bei outdooractive im Web und als App: www.oberlausitz.com/aktiv

Veranstalter für Fahrrad- und Wanderreisen
• Tourismus GmbH Land und Leute, www.lausitz-tourismus.de
• Augustus Tours, www.augustustours.de

Allgemeine Informationen
Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH
Tzschirnerstraße 14a
02625 Bautzen
+49 (0)3591 4877-0
www.radwandern-oberlausitz.de