350 Kilometer Radreise durch den Südosten Englands

Jörg Spaniol

 · 01.04.2013

350 Kilometer Radreise durch den Südosten EnglandsFoto: Jörg Spaniol
350 Kilometer Radreise durch den Südosten Englands

Suffolk, der östlichste Zipfel Englands, liegt nur eine Fahrstunde vom lauten London entfernt. Der Kontrast könnte kaum größer sein: Aus den stillen Hügeln spitzen die Dächer mittelalterlicher Dörfer. TREKKINGBIKE-Autor Jörg Spaniol fühlte sich auf seiner Radtour wie in einer „grünen Bobbahn“.

Charakter

Die Grafschaft Suffolk liegt im äußersten Osten Englands, nordöstlich von London. Prominente Städte fehlen, die leicht wellige Gegend (der höchste „Berg“ ist nur 128 Meter hoch) wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt und ist dünn besiedelt.

Durch die Lage an der Nordsee ist das Klima eher kühl, aber gemäßigt. Statistisch fällt nicht mehr Niederschlag als im deutschen Durchschnitt. Die hier beschriebene Route folgt zum Teil durchmarkierten Radwegen (z. B. „National Cycle Route“ Nr. 1 und Nr. 51), mäandert aber auch ohne Radwegbeschilderung über kleine, asphaltierte Nebensträßchen. Eine bergtaugliche Schaltung ist Pflicht. Insgesamt ist die Ausschilderung der Straßen sehr gut.

Die Etappen

Tag 1: 60 Km, 450 Hm

Needham Market – Bentley – Flatford – East Bergholt – Dedham – Stoke by Nayland Nach wenigen Kilometern setzt der Abstecher nach Flatford einen Akzent: Die Siedlung diente dem romantischen Maler John Constable Anfang des 19. Jahrhunderts als Vorlage für etliche Gemälde. Sie sieht heute noch fast genauso aus wie damals.

Tag 2: 35 Km, 350 Hm

Stoke-by-Nayland – Hadleigh – Lindsey – Monks Eleigh – Preston St. Mary – Lavenham Auf dieser kurzen Etappe durch die grünwellige Provinz verstecken sich drei Highlights für Freunde englischen Landlebens: die einstige Wollhändler-Stadt Hadleigh, das hügelige Kersey und das mittelalterliche Lavenham.

Tag 3: 64 Km, 500 Hm

Lavenham – Hartest – Bury St. Edmunds – Badwell Ash – Stoke Ash Auch hier setzt eine Siedlung den Höhepunkt: die fast 1000-jährige Stadt Bury St. Edmunds. Die üppig dimensionierten Kirchen deuten an, wie reich die Stadt einst war. Die Kathedrale wurde nach gut 500-jähriger Bauzeit erst 2005 „amtlich“ fertiggestellt.

Tag 4: 65 Km, 350 Hm

Stoke Ash – Debenham – Framlingham – Peasenhall – Westleton Wenn es richtig rittermäßig aussehen soll, führt kein Weg an der Ruine von Framlingham vorbei. In erster Linie besichtigt man hier die Mauern; guter Fernblick von der Mauerkrone.

Tag 5: 55 Km, 200 Hm

Westleton – Halesworth – Southwold – Walberswick – Dunwich – Westleton Noch einmal zurück ins Farmerland, um schließlich das nostalgisch-schmucke Seebad Southwold zu besichtigen – die einzige Etappe der Tour mit direktem Meerblick.

Tag 6: 70 Km, 300 Hm

Westleton – Leiston Abbey – Blaxhall – Woodbridge – Ipswich Die Reste der Leiston Abbey stammen aus dem 14. Jahrhundert. Ab Woodbridge durchgängige Rad-Beschilderung auf Schleichwegen bis nach Ipswich.

Reisezeit

Mitte April bis Mitte Oktober. Ein Bad in der Nordsee ist noch im Sommer eine herbe Erfrischung.

Anreise

Die schnellste Anreise führt über den Flughafen London Stanstead, z. B. mit Easyjet, Ryanair, Germanwings und AirBerlin. Der Flughafen ist per Flughafenbus (National Express, Linie X5, ca. 24 Euro) direkt mit Ipswich verbunden. Der Expressbus nimmt verpackte Fahrräder im Gepäckfach mit.

Auskunft

Unterkunft

Angesichts des spärlichen Hotelangebots und des verwirrenden Straßennetzes ist eine individuelle Pauschalreise eine gute Wahl. Die renovierten, uralten Gasthöfe haben einen besonderen Charme und sind wichtiger Teil des Reise-Erlebnisses in Suffolk. Besonders gut gefallen haben uns:

Stoke-by-Nayland: The Angel Inn, Tel. +44 1787 247 388; www.angelinnsuffolk.co.uk
Gutes Essen (Hauptgerichte um 20 Euro), Gastgarten, schöner Speiseraum.

Lavenham: The Angel Hotel, Tel. +44 1787 247 388; www.wheelersangel.com
Extrem stilvolle Gaststube und authentisch schiefe Böden; das Haus soll 1420 erbaut worden sein und wird von einem berühmten Koch betrieben.

Westleton: The Westleton Crown, Tel. +44 1728 648 777; www.westletoncrown.co.uk
Das Haupthaus mit dem Restaurant soll aus dem 12. Jahrhundert stammen. Hier ist das Essen weit besser, als es der Ruf der englischen Gastronomie erwarten lässt.

Essen

Ipswich: In der Nicholas Street in der Altstadt reihen sich etliche Lokale. Sowohl im türkischen „Türquoise“ (Nr. 25) als auch im „Kwan Thai“ (Nr. 14) haben wir gut und relativ preiswert gegessen.
Dedham: The Essex Rose. Bis 17.30 Uhr genießt man im Teahouse einen stilechten „Cream Tea“.

Anschauen

Woodbridge: Gezeitenmühle (Tidemill) an der Mündung des Flusses Deben. Historische Mühle, die durch den Tidenhub angetrieben wird. Renoviert und – je nach Gezeiten – in Bewegung. www.woodbridgesuffolk.info.
Bury St. Edmunds: Führungen durch das historische Stadtzentrum, täglich um 14 Uhr, Tickets für ca. 5 Euro vorab bei der Touristeninformation (alternativ: Audio-Guide, ca. 3,20 Euro).

Literatur/Karten/GPS-Daten

Die präzisesten Karten für diese Tour liefert Ordnance Survey (1:50.000, Karten Nr. 155, 156, 169, je ca. 9 Euro). Deutlich müheloser ist hier die Navigation per GPS. Strecken zum Runterladen (aber nicht die hier beschriebene Reise) finden sich unter: www.gps-routes.co.uk/routes/home.nsf/county-cycling/Suffolk
Veranstalter Radweg-Reisen bietet die Suffolk-Runde als siebentägige Reise an. Mit Unterkunft, Gepäcktransport und Leihrad kostet sie ab 700 Euro. Tel. +49 7531 81 99 30; www.radweg-reisen.com

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