Barbara Merz-Weigandt
· 20.11.2022
Mitten in Italien zwischen Adriaküste und Apennin liegen die Marken. Lange nicht so bekannt und überlaufen wie der Nachbar Toskana hält die Provinz einiges Überraschendes für Radfahrer bereit. MYBIKE war mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour.
Warum die italienischen Marken, noch in einer Art Dornröschenschlaf liegen, ist kaum zu erklären. Beim Wort Toskana nickt jeder kennend mit dem Kopf. Umbrien, klar, das typische Italien. Die Marken, mit ihren unendlichen Hügelketten im Hinterland von Ancona an der Adriaküste sind noch unbekannt und daher erst recht ein Grund für uns, sie mit dem Fahrrad zu erkunden.
Wir genießen die fast autofreien Sträßchen, die hinter jeder Kurve, nach jedem Anstieg einen neuen Anblick auf sattgrüne Wellen und mindestens einen roten Kirchturm als Bote eines der alten kleinen Städtchens bieten, die in den Marken darauf warten, von Radtouristen erforscht zu werden.
24 dieser kleinen Städtchen in den Marken gehören zu den “Borghi piú belli d’Italia”, also zu den schönsten Dörfern Italiens. Der Club, der im März 2001 auf Initiative der Nationalen Vereinigung der Italienischen Gemeinden entstanden ist, will kleine Ortschaften bewahren, erhalten und wieder beleben. Voraussetzungen für die Auszeichnung sind unter anderem eine unversehrte Stadtstruktur, architektonische Harmonie und hohe Lebensqualität im Ort. Regelmäßig finden in den Orten Veranstaltungen wie Festivals, Ausstellungen und Konzerte statt zur Förderung des künstlerischen, kulturellen, historischen und gastronomischen Lebens.
Bei perfekten Radtemperaturen um die 22 Grad ist der Spätsommer die beste Zeit für einen Radurlaub in der Region Marken. An den manchmal knackigen Anstiegen freuen wir uns über den Elektroantrieb, ansonsten ist das Rollen in kurzen Hosen und Trikots ein wahrer Genuss und eröffnet immer neue Ansichten auf eine Region Italiens, die hauptsächlich von Landwirtschaft geprägt ist.
Ein flächendeckendes Netz an ausgeschilderten Radrouten existiert in den Marken noch nicht. Auf dem Online-Portal Marche Outdoor gibt es aber einige Tourenvorschläge für Tourenfahrer, Mountainbiker und Rennradler.
Tour 1: Urbino - Urbania - Piobbico - Aqualagna - Fossombrone - Isola del Piano (95 km)
Tour 2: Poggio - Santa Maria Nuova - Jesi - Filottrano - Osimo - Numana - Sirolo (103 km)
Tour 3: Ascoli Piceno - Venarotta - Castignano - Offida - Castel di Lama (83 km)
Die Touren verlaufen großteils auf gut asphaltierten Nebenstraßen. Das stetige Auf und Ab in den Hügeln der Marken erfordert aber eine gute Grundkondition.
Die GPX-Daten zu den Touren erhalten Sie in der MYBIKE Collection bei komoot:
Beim kleinen Dörfchen Fossombrone gräbt der Fluss Metauro eine tiefe Schlucht in die Felsen - die Marmitte dei Giganti. Noch eindrucksvoller als der Blick von der Brücke im Ort auf das türkisgrüne Wasser in der Schlucht ist eine Kanufahrt auf dem Fluss durch die meterhohen Felsen.
Eine geführte Kanutour kann man buchen bei Pro Metauro in Fossombrone.
Die Oliven sind eine typische Spezialität in der Region Marken. Große, fleischige grüne Oliven der Sorte Ascolana de tenera de Piceno werden mit einer würzigen Hackfleischmasse gefüllt, paniert und frittiert. Die goldgelben, knackigen Kugeln sind beliebtes Finger Food zum Aperitif, aber auch als Streetfood in Papiertüten erhältlich.
Tipp: ganz frisch zubereitet und auch in einer vegetarischen Version erhältlich sind die Olive Ascolane in der Bar Agorà in Ascoli Piceno.
Das Fladenbrot wird aus Mehl, Eiern, Milch, Schweineschmalz, Salz und Pfeffer hergestellt. Die besondere Art der Verarbeitung und Zubereitung macht den Teig zu einem knusprigen, blätterteigartigen Brotfladen. Der Geburtsort der Crescia Sfogliata wird den Küchen des Herzogpalastes von Urbino zugeschrieben. Häufig wird die Crescia mit frischem Gartengemüse, wie gedünstetem Mangold oder Spinat zubereitet, kann aber auch mit frischer Burrata, Salami oder Schinken kombiniert werden.
Tipp: Ausgezeichnete Crescia mit diversen Beilagen bekommt man im Agriturismo La Valle del Vento.
Mit dem Auto: Pesaro liegt an der Mittelmeerküste zwischen Rimini und Ancona. Von München über Modena und Bologna (A14) nach Pesaro (Ausfahrt Pesaro/Urbino) ca. 705 km.
Mit der Bahn: Von München über Verona und Bologna bis Pesaro mit mehrmaligem Umsteigen. Fahrtzeit ca. 9 Stunden.
Infos zur Fahrradmitnahme in internationalen Zügen gibt es in den DB Reisezentren, DB Agenturen oder unter der Service-Rufnummer 030/2970.
Mit dem Flugzeug: Direktflüge gibt es beispielsweise mit Lufthansa von München nach Ancona. Flugzeit ca. 1,5 Stunden.
Mai, Juni und September. Im Frühjahr ergrünt alles, die Temperaturen sind dann und auch im Herbst angenehm und nicht zu heiß, die deutschen und italienischen Badetouristen sind noch nicht oder nicht mehr zu Besuch.
In allen größeren Orten gibt es Fahrradshops und Leihmöglichkeiten.
Restaurant Da Marcello: ausgezeichnete Fisch-Spezialitäten, in der Bucht von Portonovo, an den Hängen des Monte Conero, direkt am Strand.
Agriturismo Fiorenire: Bauernhof in Familienbesitz in Castignano, traditionelle Gerichte innovativ umgesetzt, Öl und Wein aus eigenem Anbau. Auch Zimmer und Ferienwohnungen.
Caffè Meletti: prachtvolles Jugendstil-Cafè direkt an der Piazza del Popolo in Ascoli Piceno, perfekter Ort, um mit einem Aperitif in den Abend zu starten.
La Vecchia Urbino: stilvoll speisen in einem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert.
Osteria La Guercia: traditionelle, regionale Küche, im Herzen von Pesaro, nahe der Piazza del Popolo. Das antike Gebäude steht auf den Ruinen einer antiken römischen Villa aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Sichtbar im Keller, wo sich Mosaike aus der Zeit befinden.