Kleinste Kanareninsel – feinste Panorama-Touren

Jörg Spaniol

 · 29.04.2013

Kleinste Kanareninsel – feinste Panorama-TourenFoto: Jörg Spaniol
Kleinste Kanareninsel – feinste Panorama-Touren

El Hierro ist eigenartig. Vierhundert Kilometer vor Afrika trotzt die entlegenste Insel der Kanaren den Wellen – und ein wenig auch der Zeit.

Der gemächliche Takt des Insellebens passt perfekt zur Entdeckung per Rad – und überraschte TREKKINGBIKE-Autor Jörg Spaniol mit traumhaften Panorama-Radrouten.

Allgemein

El Hierro ist mit einer Fläche von 270 Quadratkilometern die kleinste der Kanarischen Inseln im Atlantik. Sie ist der südwestliche Ausleger der Inselgruppe und wird von nur 10.000 Menschen dauerhaft bewohnt. Davon leben 2500 in der „Hauptstadt“ Valverde. Die gesamte Insel ist ein einziger, vulkanischer Gebirgszug mit einer Höhe bis 1500 Meter, der rundum zum Meer hin steil abfällt. Die nach Norden gewandten Landesteile (und hier vor allem die Gebiete oberhalb von 500 Meter) sind relativ grün, weil sich die Wolken des Nordostpassats am Gebirge stauen. Richtung Süden und zur Ostküste hin wird El Hierro zunehmend dürr und vulkanisch.

Unsere Touren

Irland mit Ananas

Mocanal – Guarazoca – Mirador de La Peña – HI 120 – Mirador de Jimana – San Andres – Tiñor – Valverde – Mocanal;

Der Aufstieg zu zwei der spektakulärsten Aussichtspunkte der Insel ist hart erkämpft, doch die schnurgerade Straße durch das Weideland der Meseta de Nisdafe ist schon für sich eine Attraktion: Kuhweiden mit Steinmauern im Irland-Look erwartet man nicht auf den Kanaren. Vom 1200 Meter hohen Aussichtspunkt geht es auf dem Rückweg praktisch nur bergab.

Flacher geht nicht

Tigaday – Las Puntas – HI 550 – Pozo de la Salud – Sabinosa – Tigaday

Wer schiebt, hat mehr von der Strecke: Zwischen der Punta Grande mit dem einst „kleinsten Hotel der Welt“ und den wunderbaren Meerwasserpools von La Maceta führt ein angelegter Bohlenweg für Fußgänger auf der Klippe entlang. Wer ihn auslässt, kommt auch ans Ziel. Ein zweiter Trick dieser (bis auf eine längere Steigung vor Sabinosa) entspannten Tour ist die Schotterpiste längs der Wasserleitung auf dem Rückweg: 2 km hinter Sabinosa dem Schild „La Tabla“ scharf links bergab folgen, dann rechts bretteben 10 km bis zum Start zurück.

Einsame Höhen

Parkplatz Kreuzung HI 1/ HI 45 – HI 45 westwärts – Cruce del Tomilar – Panoramastraße ostwärts – El Pinar – HI 40 – Parkplatz

Abenteuerlich und atemberaubend: Der Südwesten der Insel ist fast menschenleer. Der Startpunkt ist, wo die Hauptstraße von Frontera den höchsten Punkt erreicht. Von dort führt eine teils ungeteerte Straße durch wildes Weideland. Die küstenparallele Straße auf dem Rückweg führt so aussichtsreich durch Kiefernwälder, dass sie zu den „Top Ten“ zumindest der Kanaren zählen dürfte. Keine Verpflegungsmöglichkeit vor El Pinar!

Zum krummen Baum

Pozo de la Salud – Ermita Virgen de los Reyes – El Sabinar – Mirador de Bascos (und zurück)

Durch wüste Lavafelder schraubt sich ein feines Asphaltsträßchen zum Inselheiligtum, einer Marienstatue. Ein paar erdige Kilometer weiter locken mit dem berühmten windschiefen Lorbeerbaum „El Sabinar“ und dem abgründigen Aussichtspunkt „de Bascos“ zwei weitere Insel-Highlights. Keine Einkehrmöglichkeit.

Reisezeit

Prinzipiell ganzjährig. Wintertemperaturen an der Küste 15 bis 20 Grad, Wassertemperatur dann 18 bis 19 Grad. Spätestens oberhalb von 300 Meter Meereshöhe empfiehlt sich eine Unterkunft mit Heizung.

Anreise

Es gibt keine Direktflüge nach El Hierro. Sowohl per Schiff als auch per Inselflieger verläuft die Anreise zunächst über Teneriffa. Internationale Flüge landen überwiegend auf dem Südflughafen. Von dort verkehrt ein Linienbus (Fahrradmitnahme im Gepäckraum; Fahrpläne etc.: http://www.titsa.com) zum Fährhafen von Los Cristianos. Die preiswerten Fähren von Armas (ab 30 Euro; http://www.navieraarmas.es) brauchen etwa vier Stunden nach El Hierro, die schnelleren von Fred Olsen nur zwei Stunden (ab ca. 60 Euro; http://www.fredolsen.es

Per Flugzeug: Die Inselflieger von Binter (http://www.bintercanarias.com) und Islas Airways (http://www.islasnet.com) starten vom Nordflughafen Teneriffas. Zwischen beiden Flughäfen Teneriffas verkehrt ein Linienbus von Titsa (http://www.titsa.com). Die Flugpreise schwanken saisonal (ab ca. 40 Euro), ebenso die Kosten für die Fahrradmitnahme (ab ca. 25 Euro). Nach einer Dreiviertelstunde setzen die zweimotorigen Turboprops auf El Hierro auf. Auf El Hierro nehmen die Linienbusse von Transhierro (http://www.transhierro.es) auf der Hauptstrecke Frontera – Valverde – Restinga kostenlos Fahrräder mit.

Auskunft

Foto: Jörg Spaniol

Vorab über Visit Spain München, Tel. 089-5307460; http://www.spain.info, vor Ort bei der Touristeninformation im Zentrum von Valverde, Tel. 0034-922-550 302; http://www.el-hierro.eu

Unterkunft

Im Winter empfiehlt sich aufgrund der angenehmeren Temperaturen eine Unterkunft in den niedrig gelegenen Inselteilen, vor allem der Nordwestküste (Frontera/Tigaday, Puntas Grandes, Pozo de la Salud).

Apartements Los Verodes, Tel. 0034-620-751 192; http://www.apartamentoslosverodes.es

Zwei-Personen-Wohnung ab 38 Euro/Nacht.

Apartements El Sitio, Tel. 0034-922-55 98 43; http://www.elsitio-elhierro.es

Romantisch-rustikale Häuschen auf einem Grundstück am Ortsrand mit bester Fernsicht. Zwei Personen ab 38 Euro/Nacht

Puntas Grandes, Hotel Punta Grande, Tel. 0034-922- 55 90 81. Das jahrelang als „kleinstes Hotel der Welt“ (drei Zimmer) im Guinnesbuch geführte Hotel steht auf einer Felsnase in der Brandung. Einrichtung gestaltet von Cesar Manrique. DZ/Frühstück 76 Euro

Essen

El Secreto, Val verde, Calle Quintero Ramos 2; http://www.tascaelsecreto.com

Für hiesige Verhältnisse „schräges“ Ambiente mit quietschbunten Möbeln.

La Mirada Profunda, Valverde, Santiago 25, Tel. 0041-922-55 17 87;

Am Rand von Valverde steht dieses feine Restaurant relativ unauffällig. Der international erfahrene Koch und Inhaber ist die lebendige Speisekarte und gibt gerne Empfehlungen – auch auf deutsch. Gehobene, aber nicht abgehobene Preise.

Anschauen

Ecomuseo de Guinea, an der Hauptstraße zwischen Frontera und Las Puntas. Das Ecomuseo besteht aus zwei Teilen: einer Aufzuchtstation für die endemische Rieseneidechse und einem Museumsdorf, in dem Bauernhäuser aus vergangenen Jahrhunderten stehen. Eine Führung (englischsprachig Donnerstags 10.30 Uhr) erläutert an ihnen die wechselhafte Entwicklung des Lebens auf der Insel. Eintritt inkl. Führung 7,50 Euro.

Bademöglichkeiten im Winter sind sehr eingeschränkt. Toll angelegte Naturschwimmbecken sind „La Maceta“ zwischen Frontera und Puntas Grandes, eine geschützte Felsenbucht liegt im Südwesten der Insel (Cala de Tacoron).

Literatur/Karten

Reise Know-how „El Hierro“, Izabella Gawin, 12,50 Euro Da die aktuellste Ausgabe von 2008 stammt, stimmen nicht alle Details. Trotzdem gut.

Karte „El Hierro“, 1:30.000, Freytag & Berndt, 7,95 Euro

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