Armin Herb
· 06.12.2022
Das Weinviertel in Niederösterreich ist geprägt von sanften Hügeln mit Weingärten, dazwischen liegen schmucke Orte mit ihren idyllischen Kellergassen. Und die ausgezeichneten Radwege durch die Reben begeistern auch die Biertrinker. MYBIKE stellt sieben Radtouren in der Region vor und gibt Tipps zu Anreise und Übernachtung.
Von Wolkersdorf au den Zweigelt-Weinradweg - auch als Zwei-Tages-Tour fahrbar
Ein Tipp zu Beginn: Die 80-Kilometer-Tour lässt sich auch zur genüsslichen Zwei-Tages-Runde mit Übernachtung etwa in Niedersulz gestalten. Oder man verringert das Tagespensum durch die beschilderte Abkürzung von Hautzendorf über Wolfpassing nach Bad Pirawarth.
Von Schloss Wolkersdorf radeln wir los über Ulrichskirchen nach Hautzendorf. Regulär führt die Tour weiter nach Niederkreuzstetten. Im Heiligenkeller der Zünfte kann man in nicht alltäglicher Kulisse Weine verkosten, denn den Keller zieren kunstvoll geschnitzte Heiligenfiguren für bestimmte Zünfte. Über Gaweinstal erreicht man Niedersulz mit dem großen Museumsdorf. Auf mehr als 20 Hektar Fläche warten historische Gebäude und Gärten mit diversen Pflanzenraritäten. Anschließend radeln wir weiter über Martinsdorf nach Hohenruppersdorf. Dort lohnen Stopps in der Kellergasse und im Erlebnis-Weingartl. Danach führt der Radweg weiter über Bad Pirawarth nach Groß-Schweinbarth mit der Sonderausstellung „Bernsteinstraße im Weinviertel“ im Niederösterreich-Museum für Volkskultur. Auch das Niederösterreich-Bauernmuseum lohnt einen Besuch. Danach geht’s nach Auersthal mit seiner Kellergasse „Wunderberg“ mit rund 100 Weinkellern und Presshäusern. Durch malerische Weingärten – wie sollt es anders sein – führt der Weinradweg Zweigelt zurück nach Wolkersdorf.
Ab Korneuburg durch zehn sehenswerte Orte
Wir starten im Städtchen Korneuburg. Nach einem Abstecher zum Hauptplatz zum imposanten Rathaus mit Stadtturm, der schöne Ausblicke ins Weinviertel ermöglicht, geht’s zur Donau. Erst entlang des Flusses und dann durch die einzigartige Landschaft der Donau-Auen radeln wir nach Stockerau, die Festspielstadt mit dem höchsten Kirchturm Niederösterreichs. Über Unter- und Oberrohrbach geht es Richtung Leobendorf durch die klassische Weinviertler Hügellandschaft in schwungvollem Auf und Ab. Beim Heurigenort Leobendorf sollte man sich einen Besuch der Burg Kreuzenstein, der Adlerwarte und der Burgtaverne auf keinen Fall entgehen lassen. Von Leobendorf geht es weiter über Tresdorf nach Harmannsdorf und weiter zum Wein- und Heurigenort Stetten. Schon von Weitem sieht man das Wahrzeichen von Stetten, den Aussichtsturm der Fossilienwelt in Form einer Turmschnecke. Zahlreiche Weingärten und Felder prägen die Landschaft. Unsere Radtour führt über Königsbrunn zu dem bekannten Wein- und Heurigenort Hagenbrunn. Sehenswert ist hier das Kulturzentrum „My Way“. Mit sieben markanten Skulpturen werden die sieben bedeutendsten Stationen des Lebens dargestellt und regen zum Nachdenken an. Über Klein-Engersdorf erreichen wir schließlich den Heurigenort Bisamberg. Vorbei am Fuße des Bisambergs radeln wir nach Langenzersdorf, wo beim Einlaufbauwerk, dem Ende der Donauinsel, unsere „Weinviertel-Donau-Radtour“ in den Donauradweg einmündet und zurück nach Korneuburg führt.
Von Poysdorf durchs Veltiner Land
Unsere Tour startet in Poysdorf, in der „Stadt des Weines“. Wer es noch nicht kennt, sollte sich für Poysdorf etwas Zeit nehmen. In „Österreichs Sekthochburg“ warten nicht nur ein Sektlehrpfad im ehemaligen Klosterkeller, sondern auch viel Interessantes zum Thema Wein sowie sehenswerte Kellergassen und Kirchen. Von Poysdorf radeln wir durch die hügelige Landschaft mit ihren vielen Weingärten über Kleinhadersdorf, Altruppersdorf und Waltersdorf nach Staatz. Schon von Weitem erkennt man die auf einem Felskegel thronende Burgruine. Über Wultendorf geht es nach Kottingneusiedl und weiter nach Neudorf. Sportliche Radler machen vor Kottingneusiedl einen Abstecher nach Laa an der Thaya, um zum Beispiel die „Therme der Sinne“ zu besuchen. Durch die Laaer Ebene führt die Route weiter nach Wildendürnbach mit den idyllischen Kellergassen am Galgenberg. Auf drei Ebenen kann man 185 Weinkeller bestaunen und vom Glockenturm weit in das Land blicken. Über Pottenhofen und Ottenthal geht es dann leicht bergauf zum Weinort Falkenstein mit der gleichnamigen, sehenswerten Burgruine. Außerdem lädt eine der längsten und schönsten Kellergassen in Niederösterreich zum Besuch ein. In schwungvollem Auf und Ab durch Weingärten geht es schließlich über Poysbrunn und Herrbaumgarten zurück nach Poysdorf.
Der Naturjuwelen-Radweg ab Laa an der Thaya
Die Tagestour startet in Laa an der Thaya, das auch durchaus einiges Sehens- und Erlebenswertes zu bieten hat, zum Beispiel die Burg Laa, die große spätromanische Pfarrkirche und vor allem die Therme der Sinne. Aber ein ausgiebiges Bad im warmen Wasser empfiehlt sich vielleicht nach der Radrunde zur Entspannung. Durch weite Felder geht es hinaus nach Hanfthal, wo ein Stopp in der Kellergasse Am Beri und am Hanferlebnispfad interessant sein könnte. Vorbei an Stronsdorf führt die Route nach Großharras. Dort gilt es zu überlegen, einen naturgeschichtlichen Abstecher nach Zwingendorf zu den „Glaubersalzböden“ zu machen. Das einzigartige Naturphänomen lässt sich über einen knapp einen Kilometer langen Naturlehrpfad erkunden. Von Großharras führt der Weg weiter nach Diepholz und Mailberg, wo sich ein Blick in die vier denkmalgeschützten Kellergassen lohnt. Die gepflegten Presshäuser und Keller beherbergen die sortentypischen Weine der Region und verlocken zu einer Verkostung. Auch das Schloss des Malteserordens, heute zudem ein Hotel, verdient einen Stopp. Anschließend radelt man durch die idyllischen Weingärten von Mailberg weiter über Obritz nach Seefeld. Auch dort gibt‘s die Gelegenheit, durch eine Kellergasse zu spazieren. Entlang des Kamp-Thaya-March-Radweges – insgesamt 420 Kilometer durch Waldviertel und Weinviertel – führt die Strecke über Wulzeshofen wieder zurück nach Laa an der Thaya.
Von Mistelbach auf den Weinradweg Sylvaner
Unsere knapp 60 Kilometer lange Sylvaner-Runde startet in Mistelbach, wo sich zuvor oder danach ein Besuch des Aktionsmuseums und der Viertelgalerie lohnen. Nächster Stopp ist Asparn an der Zaya. Das Museum im Schloss bietet einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte der Menschheit – von der Altsteinzeit bis zu den Kelten. Auch dem Weinlandmuseum im Minoritenkloster sollte man einen Besuch abstatten. Von Asparn führt die Radtour weiter über Hörersdorf nach Waltersdorf bei Staatz und anschließend nach Ameis. Die idyllische Kellergasse „Loam-gstetten“, deren Geschichte wohl bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurückreicht, verdient dort einen ausgiebigen Stopp. Auf dem Abschnitt nach Kleinhadersdorf und Poysdorf radelt man durch eine sanft hügelige Landschaft, begleitet von malerischen Weingärten. In Poysdorf sollte man auf jeden Fall das Weinstadtmuseum und die „Kellergstetten“ besuchen. Von Poysdorf geht es weiter über Walterskirchen und Ebersdorf an der Zaya nach Wilfersdorf. Im Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf wandeln die Besucher auf den Spuren der Liechtensteiner. Fürst Gundaker lebte im 17. Jahrhundert mit seiner Familie im Schloss Wilfersdorf. Auf ihn geht die Familienlinie zurück, die heute im Fürstentum Liechtenstein ihren Sitz hat. Auch fürs leibliche Wohl ist gesorgt, denn im Schlosskeller befinden sich ein gemütlicher Heuriger und eine Vinothek. Von Wilfersdorf radeln wir schließlich zurück zum Ausgangspunkt in Mistelbach.
Von Poysdorf zu Weinhügeln und Kellergassen
Los geht’s wieder in der „Weinmetropole“ Poysdorf. Vom Unteren Markt radeln wir Richtung Südosten durch Hügelland, vorbei an Weingärten nach Walterskirchen und weiter nach Großkrut. Dort lohnt sich ein kleiner Abstecher in das sehenswerte Kellerviertel am Kellerberg mit rund 150 Gebäuden. Der Weiterweg führt in den Nachbarort Althöflein. Am dortigen Kapellenberg findet sich die größte zusammenhängende Erdstallanlage Mitteleuropas. Dabei handelt es sich um im Mittelalter angelegte Stollen unter der Erdoberfläche. Der Begriff „Erdstall“ bedeutet „Stätte unter der Erde“ und hat nichts mit einem Viehstall zu tun, sondern eher mit Geheimgängen. Von Althöflein radeln wir weiter durchs Hügelland über Altlichtenwarth nach Herrnbaumgarten. In Herrnbaumgarten wartet einiges Sehenswertes, wie zum Beispiel ein direkt am Radweg liegendes Museum skurriler Erfindungen, die wir alle nicht brauchen, namens Nonseum. Auch der Schauweingarten mit mehr als zwanzig hier angebauten Rebsorten lohnt einen Besuch. Oder wie wäre es mit einem Achterl in einem der Weingüter am Ort, bei den Familien Schwalm, Bohrn oder Parth?
Vorbei an der Mariengrotte machen wir uns schließlich auf den Rückweg nach Poys-dorf. Zum Abschluss der Welschriesling-Tour empfiehlt sich eine kräftige Heurigenjause im traditionellen Weingut Veltlinerhof der Familie Rieder, die sich seit mehr als 250 Jahren dem Weinanbau widmet – am besten mit einem Glas Welschriesling.
Von Laa an der Thaya zu Schlössern und Weinkellern
Wir starten in Laa an der Thaya durch die Laaer Ebene nach Hagendorf. Im dortigen Dorf- und Drechslereimuseum kann man viele Raritäten aus früheren Tagen entdecken. Durch sanftes Hügelland geht es weiter nach Loosdorf. Dort lohnt sich ein Besuch im Schlossmuseum. Das Schloss wurde erstmals 1416 als „Feste Lostorff“ erwähnt. Oder wie wäre es mit frischem Ziegenmilchjoghurt mit Beeren im Ziegenhof Klampfl? Die Tour führt uns weiter nach Hagenberg mit seinem Schloss und Burggraben. Die Aussichtswarte am Weißenberg zwischen Hagenberg und Friebritz bietet einen Ausblick bis weit in das Thayatal und über die Grenze bis nach Tschechien. Über Fiebritz geht es weiter nach Fallbach mit seiner sehenswerten spätgotischen Wehrkirche St. Lambertus. Anschließend fahren wir durch Gaubitsch und weiter in Richtung Oberschoderlee, wo man am „7-Berge-Blick“ einen herrlichen Ausblick hat. Nächster interessanter Ort ist Unterstinkenbrunn mit seinem etwas anderen Kellerviertel Loamgrui. Es wurde um einen zentralen Platz herum angelegt und verfügt über eigene Gassen und eine Vielzahl von kleinen Häusern, die eben in Kleinform wie ein typisches Dorf angeordnet sind. Das Besondere daran: Gibt es im eigentlichen Dorf Unterstinkenbrunn ein großes Haus, so gibt es dazu im Kellerviertel ein kleines Ebenbild. Unsere Radtour führt dann weiter entlang des Gansbaches nach Hanfthal und schließlich zum Ausgangspunkt nach Laa an der Thaya zurück.
In unserer komoot-Collection finden Sie unsere sieben Touren durch das Weinviertel in Niederösterreich.
Bahn/Bus: Wer mit der Bahn oder mit dem Fernbus anreisen möchte, wählt am besten den Weg über Wien. Von dort führen fünf Bahnlinien (S-Bahnen und Regionalzüge) und diverse Buslinien ins Weinviertel.
Eine Adressliste zu Rad- und E-Bike-Verleihern finden Sie auf der Website des Weinviertels.
Radurlaub-Angebote vom Radlerpicknick über Kurztrips bis zu Wochenreisen bietet Weinviertel Tourismus in Poysdorf.
Weitere Übernachtungstipps finden Sie bei Bett und Bike sowie auf der Website des Weinviertels.