Jörg Spaniol
· 20.04.2022
Frankreichs neuer Fernradweg „La Voie Bleue“ verläuft durchs kulinarisch weltberühmte Burgund. MYBIKE ist dem südlichen Teil des „Blauen Weges“ gefolgt.
Was für ein Skandal, was für eine Aufregung, welche Schmach! Als das Lokal des verstorbenen Küchengottes Paul Bocuse vor zwei Jahren den dritten Stern im „Guide Michelin“ verlor, kochte das Vokabular der französischen Presse hoch: „Schlimmer als ein Erdbeben“ und ein wahrer „Elektroschock“ sei diese Degradierung. Andere Spitzenköche zeigten sich erschüttert oder wetterten gegen die Inkompentenz der Testesser – und zwar nicht irgendwo versteckt im Internet, sondern auf den vorderen Seiten der nationalen Presse. Feinschmeckerei, so scheint es, ist hier Teil der Staatsräson. Kurz vor Lyon liegt Bocuses abgewertete „Auberge du Pont de Collonges“ am Ufer der Saône, fast unmittelbar am Radweg. Aber wir rollen doch lieber vorbei, als uns selbst ein Urteil zu bilden: Mit Menüpreisen um 300 Euro ist es nicht gerade eine Imbissbude, und Durst hat man ja auch, nach so einem Rad-Tag ...
Zudem hatte die französische Gastronomie schon an einem der Tage zuvor ahnen lassen, dass wir für ihre höheren Weihen nicht recht qualifiziert sind. Die Sommelière in einem eher bodenständigen Restaurant hatte sich geweigert, das Weinglas zum Hauptgang mit demselben Getränk nachzufüllen, das sich schon bei der Vorspeise bewährt hatte. Weil dieser Wein einfach nicht zum Hauptgang passe, so ihre Erklärung. Trotz ihres freundlichen Lächelns hatte es ungut nach Befehl geklungen.
Es ist ein harter Kontrast zwischen den Höhenflügen der Besser-Esserei und der Schlichtheit des ländlichen Frankreichs, durch das die „Voie Bleue“ in ihrem südlichen Teil führt. Etwa 700 Kilometer lang ist der neue Fernradweg insgesamt. Nach einem Abschnitt im Moseltal und etlichen Kilometern längs des Vogesenkanals nutzt er schließlich das weite Tal der Saône, bevor die in Lyon mit der Rhône zusammenfließt. Der Weg durchmisst das östliche Frankreich. In unserem Fall begann der Trip in Auxonne, auf der Karte halb rechts neben Dijon – mit leerer Landschaft und einem unerwarteten ersten Eindruck von französischer Tischkultur. ...
>> Die komplette Reisereportage "La Voie Bleue" mit allen Infos finden Sie in MYBIKE 3/2022 oder als PDF-Download unter dem Artikel.
Die Voie Bleue verläuft grundsätzlich ufernah entlang diverser Kanäle und – im von uns bereisten Abschnitt – den Ufern der Saône. Höhenmeter spielen auf diesem Abschnitt keine Rolle. Lediglich der Abstecher ins Weinbaugebiet Beaujolais bewältigt auf einer ehemaligen Bahntrasse einige wenige Steigungen. Die Etappen verlaufen sehr verkehrsarm auf Radwegen, Treidelpfaden oder kleinen Nebenstraßen. Einige Abschnitte waren 2021 coronabedingt noch nicht komplett fertiggestellt und grob gekiest, teilweise rollt man auf nicht asphaltierten Naturwegen. Reifenbreiten ab 40 Millimeter sind daher empfohlen.
1. Tag: Auxonne – Verdun-sur-le-Doubs // 68 km
Zwischen Auxonne und Verdun folgt der Radweg streckenweise dem Rhein-Rhône-Kanal, dann wieder kleinen Sträßchen und schließlich dem Doubs-Ufer. Mehrere Restaurants am Flussufer in Saint-Jean-de-Losne.
2. Tag: Verdun-sur-le-Doubs – Tournus // 60 km
Am Saône-Ufer verlaufen fast durchgängig Radwege. Die meisten Dörfer sind eher unspektakulär, doch Chalon-sur-Saône ist eine schmucke Stadt mit großer Fußgängerzone und diversen Restaurants.
3. Tag: Tournus – Montmerle-sur-Saône // 64 km
Die Etappe verläuft komplett auf Radwegen am Flussufer. Zwischenstopp in Mâcon.
4. Tag: Montmerle – Beaujeu – Lyon // 81 km
Der erste Teil der Etappe ist ein 25-Kilometer-Abstecher ins Zentrum des Beaujolais-Weinbaus. Die Orientierung durch Belleville zum Beginn des Bahntrassen-Radweges nach Beaujeu erfordert etwas Aufmerksamkeit. Nach Ende des Abstechers führen Radwege bis ins Zentrum von Lyon.
Sie können den GPX-Track zur Radreise "La Voie bleue" hier kostenlos herunterladen
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