Barbara Merz-Weigandt
· 23.06.2022
An der rauen Atlantikküste Nordspaniens liegen schroffe Steilküsten, immergrüne Berge – und eine der spannendsten Großstädte Europas. Ein Roadtrip mit Campervan und Gravelbikes von Bilbao nach Asturien.
Forsch schiebt das Viech seinen Kopf durchs offene Beifahrerfenster, schnaubt keck und angelt mit seinen weichen Pferdelippen nach der Sonnenbrille auf dem Sitz. Guter Versuch. Aber ich bin schneller! Der Pferdekumpel draußen knabbert derweil an den Lenkerstopfen des Gravelbikes hinten auf dem Heckträger des Campervans – eigentlich sicher angeschlossen. Aber wer rechnet schon damit, von einer Herde gieriger, halbwilder Pferde heimgesucht zu werden?
Wir stehen mit dem Van auf einem Bergrücken mitten im Gebiet einer riesigen alten Eisenmine, die heute längst ein grünes Naturparadies ist. Unten im Tal breitet sich das Häusermeer der Großstadt Bilbao aus. Aber hier oben ist Ruhe. Ich spendiere eine Runde Möhren, die eigentlich für den Salat gedacht waren, und locke die aufdringlichen Besucher weg vom Camper. Die Pferdefamilie zieht weiter, und wir widmen uns wieder unserem eigentlichen Vorhaben: entspannen. Frischen Atlantikfisch auf dem Campingkocher brutzeln. Und mit einem Glas baskischem Txakoli-Weißwein einen langen, großartigen Tourentag an der baskischen Steilküste rund um Bilbao begießen.
Ein richtig guter Plan: Unser Vorhaben für die nächsten zwei Wochen ist bestechend einfach. Mit dem Campervan eine große Runde durch das grüne Nordspanien drehen. Ein paar Tage am Meer, ein paar in den Bergen. Immer dann das Faltdach ausklappen, wenn uns danach ist. Und vor Ort die schönsten Spots zwischen Baskenland und Asturien mit dem Bike erkunden. Als vor zwei Tagen nach stundenlanger Fahrt über die Atlantikautobahn die ersten Häuser Bilbaos vor uns auftauchten, wollten wir allerdings erst mal weiter: Die Industrieoptik der größten Stadt des Baskenlands lädt nicht gerade zum Bleiben ein. Aber das täuscht.
Die komplette Reisereportage mit allen Infos finden Sie in MYBIKE 4/2022 oder als kostenpflichtigen PDF-Download unter dem Artikel.
Radfahrer finden an Nordspaniens Küste ein landschaftlich aufregendes, konditionell teils herausforderndes und verkehrsmäßig ziemlich entspanntes Revier. Bilbao liegt umgeben von markanten Bergen an einer tief ins Land reichenden Flussmündung. Der innerstädtische Verkehr ist quirlig, aber nicht lebensgefährlich wie in anderen südeuropäischen Städten. Zudem werden in Stadt und Umland immer mehr Radwege (Bidegorri) angelegt, viele auf ehemaligen Minenbahnen in die umliegenden Berge. Fahrräder dürfen in der Metro kostenlos mitgenommen werden. Die meisten urbanen Strecken sind flach, im Umland muss man ohne E-Bike aber ordentlich kurbeln.
Von unserem Standort direkt am Atlantik kommt man weitgehend flach per Rad ins 15 Kilometer landeinwärts gelegene Bilbao, in der anderen Richtung liegen einsame, wenig bis mäßig befahrene Küstenstraßen entlang der wilden Steilküste, die zu ausgedehnten, aber höhenmeterreichen Runden einladen.
In Asturien bieten sich die kurvenreichen Strecken auf den Klippen rund um unseren Hauptstandort Llanes für ausgedehnte Touren an, die teils auch völlig abseits des Verkehrs auf Schotter verlaufen. Im Hochgebirge der Picos de Europa waren wir auf asphaltierten Nebenstrecken unterwegs, aber selbst auf den Hauptrouten ist das Verkehrsaufkommen erträglich (außer an Feiertagen). In ganz Nordspanien sehr auffällig sind die rücksichtsvollen heimischen Autofahrer: Hier werden Radfahrer im Verkehr auf eine Weise respektiert, die in Europa wohl einzigartig ist.
Sie können den GPX-Tracks zu den Touren in Bilbao und Asturien hier kostenlos herunterladen oder finden sie in der MYBIKE Collection “Vom Baskenland bis nach Asturien” auf komoot
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GPS-Daten Nordspanien (7 Tourentipps)
PDF Roadtrip Nordspanien: Mit Camper und Gravelbike von Bilbao nach Asturien