Schlemmerreise

Sven Bremer

 · 27.09.2015

SchlemmerreiseFoto: Martin Kirchner
Schlemmerreise

Reiseautor Sven Bremer hat sich getraut. Auf seiner Istrien-Reise hat er auch den neuen Parenzana-Radweg befahren. Seine Erkenntnis: Wenn das Gerumpel über die Schotterwege vorbei ist, dann rollt es sich umso schöner auf erstklassigem Asphalt Richtung Mittelmeer.

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Foto: Martin Kirchner

Der größte Teil der Halbinsel Istrien gehört zu Kroatien, nur ein Zipfel im Nordwesten ist slowenisch. Die Trekkingbike-Tour verläuft zunächst für knapp 120 Kilometer auf dem Parenzana-Radweg, einer ehemaligen Bahntrasse aus der k.u.k.-Zeit vom italienischen Triest nach Porec (italienisch Parenzo, wovon sich der Name der Eisenbahnstrecke ableitet). Es empfiehlt sich allerdings in Triest die Fähre nach Muggia zu nehmen - Infos unter www.triestetrasporti.it (Menüpunkt: Servizi marittimi) - da die ersten Kilometer durch die Großstadt alles andere als schön sind. In Slowenien ist der Parenzana-Radweg fast ausschließlich asphaltiert, in Kroatien fährt man überwiegend auf grobem Schotter, weshalb man die Tour am besten mit einem Mountainbike oder einem robusten Trekkingrad mit Federgabel in Angriff nehmen sollte (siehe Story). Nennenswerte Steigungen gibt es - von wenigen Ausnahmen abgesehen - kaum, dafür passiert man einige unbeleuchtete Tunnel!
Ab Porec führt die Route dann überwiegend auf kleinen, verkehrsarmen aber bestens asphaltierten Straßen durchs ruhige Hinterland hinüber an die Ostküste Istriens. Mit herrlichen Ausblicken über die Kvarner Bucht geht es entlang der Opatija-Riviera in den namensgebenden mondänen Badeort.
Ab dort geht es über das Učka-Massiv in die hügelige "Toskana Kroatiens" nach Buzet. Der Anstieg von Ičići auf Meereshöhe hinauf auf rund 950 Meter ist ziemlich brutal, hinter Veprinac bis zur Passhöhe ist die Strecke gespickt mit Steigungen von teilweise 14 bis 18 Prozent. Entweder nimmt man die weniger steile Strecke etwas weiter nördlich über Male Mune und Vodice oder aber man nimmt den Bus (www.autotrans.hr, Radtransport möglich, wenn genug Platz ist). Von Buzet aus geht es schließlich durch Slowenien zurück nach Triest. Den Parenzana-Radweg kann man in einem Tag durchheizen, kann sich aber auch gut drei bis vier Tage Zeit lassen. Für die gesamte Strecke durch Istrien sollte man mindestens eine Woche einplanen.


Beste Reisezeit

Die beste Zeit zum Radeln in Istrien ist das späte Frühjahr und der September. Im Sommer kann es erstens sehr heiß werden, zudem sind dann zumindest die Küstenorte hoffnungslos überfüllt.


Anreise


Flugzeug:

Lufthansa bietet Direktflüge von München nach Triest an. Über die Mitnahme des Fahrrads muss man sich rechtzeitig bei der Airline informieren. Der Aeroporto Friuli Venezia Giulia liegt gut 33 Kilometer nördlich von Triest. In der Saison (April bis Okt.) bieten diverse Fluggesellschaften zudem Flüge nach Pula und Rijeka an.


Auto:

Von München aus erreicht man Triest in ca. fünf bis sechs Stunden. Die Route führt über Salzburg, die Tauern-Autobahn, durch den Tauerntunnel und schließlich durch den Karawankentunnel (beide mautpflichtig) an der Grenze zu Slowenien. Über Ljubljana geht es weiter weiter nach Triest. Als Alternative, bei der man die Vignette für Slowenien spart, bietet sich die Route über Lienz und über Udine nach Triest an.


Bahn:

Von München aus braucht man im günstigsten Fall acht Stunden mit der Bahn. Empfehlenswert ist die Anreise mit dem CityNightLiner (CNL), der über Udine fährt. Dort steigt man in die Regionalbahn und ist eine Stunde später in Triest.

Fahrradmitnahme unbedingt rechtzeitig reservieren, Infos unter www.bahn.de.


Unterkunft


Triest: Hotel Italia, Via della Geppa, 15, 4132 Triest, Tel. +39/040/369900, Fax +39/040/630540, info@hotel-italia.it, www.hotel-italia.it


Buje: Casa Romantica Parenzana, Volpia 3, 52460 Buje, Tel. +385/52/725100, http://parenzana.com.hr/de/. Idyllisches Landhotel direkt am Radweg, fantastische istrische Küche, sehr netter Service. (DZ mit Frühstück 80 Euro).


Porec: Valamar Pinia Hotel, Špadići 2, Tel. +385/52/451899, www.valamar.comhttp://www.valamar.com
3-Sterne-Bike-Hotel unweit vom Strand, ca. zwei Kilometer außerhalb der Altstadt. Umfangreicher Service, von Leihrädern über GPS-Geräten bis zu geführten Touren (DZ mit Frühstück ab ca. 80 Euro).


Rabac/Labin: Das Hotel Valamar Hotel Allegro in Rabac gibt sich ebenfalls als Bikehotel aus, davon ist allerdings nicht viel zu sehen. Zudem ist der Kasten etwas heruntergekommen und das Buffet erreicht höchstens Kantinenniveau. Wer sich außerdem den ziemlich anstrengenden Aufstieg sparen will, ist im rustikalen Landhotel Villa Calussovo bei Labin bestens aufgehoben (DZ mit Frühstück ab ca. 70 Euro).


Opatija/Volosko: Hotel Villa Kapetnovic, Nova cesta 12A, Telefon +385/51/741355 www.villa-kapetanovic.hr. Komfortables, modernes Hotel oberhalb von Volosko, sehr gutes Restaurant. Unbedingt Zimmer zum Meer buchen, der Ausblick nach hinten ist ziemlich grausig. (DZ mit Frühstück ab ca. 90 Euro).


Buzet: Vela Vrata Hotel, Šetalište Vladimira Gortana 7, Tel: +385/52/494750, www.velavrata.net.
Charmantes Boutique-Hotel in der Altstadt. Das Restaurant serviert Trüffelspezialitäten (DZ mit Frühstück ab ca. 80 Euro).


Essen und Trinken

Die Küche Istriens ist maßgeblich von der "Bella Cucina" Italiens, aber auch von der österreichischen Küche beeinflusst - verfeinert durch typisch istrische Zutaten. Zum Beispiel durch die weißen und schwarzen Trüffeln, eine der Spezialitäten der Region. Die edlere weiße Variante wird gern auch als "Istriens weißes Gold" bezeichnet, das ausgezeichnete Olivenöl als "Istriens grünes Gold". Als Vorspeise wird häufig luftgetrockneter Schinken (prsut) gereicht. An der Küste dominieren Fischgerichte, die allerdings alles andere als günstig sind. Im Landesinneren kommen rustikale Fleischgerichte wie Wildschwein, Spanferkel, die Kotelett-Variante Ombolo oder die verschiedenen Varianten der Manestra, einem istrischen Eintopf, auf den Tisch. Typische saisonale Gemüse-Beilagen in Istrien sind der wilde Spargel, wilder Fenchel und vor allem Mangold. Die häufig als Sättigungsbelage servierten Gnocchi heißen hier "Njoki". Unter den zum Teil hervorragenden Weinen Istriens sind der weiße Malvasia und der rote Teran die bekanntesten Tropfen.


Fahrrad-Ser
vice

Fiore tours bietet neben geführten Touren auf dem Parenzana-Radweg diverse Tages- und Mehrtages-Trips in Istrien an (Tel: +385/52/431397, www.fiore.hr). Leihräder sind ab 20 Euro pro Tag bzw. 90 Euro pro Woche zu haben. Die Agentur bietet einen Shuttle-Service an, bringt die Räder zum gewünschten Startort und holt sie am Ziel wieder ab. Zudem organisieren sie einen Gepäcktransport von Hotel zu Hotel auf den jeweiligen Etappen.


Sprache

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs gehörte Istrien zu Italien. Mit Italienisch kommt man gut zurecht. In den Touristenorten wird häufig Englisch und Deutsch gesprochen.


Währung

Das Zahlungsmittel in Kroatien ist trotz des EU-Beitritts 2013 noch die kroatische Kuna. In Slowenien ist der Euro seit 2007 offizielles Zahlungsmittel.


Information


In Deutschland:

Kroatische Zentrale für Tourismus, Hochstraße 43, 60313 Frankfurt,

Tel 069/2385350, Fax 069/23853520, info@visitkroatien.de, www.kroatien.hr


Literatur und Karten:


Karten:

Istrien, Wandern & Rad, Kompass, Maßstab: 1:75.000, ISBN: 9783850266994, 9,99 Euro

Istrien, Pula, 1:100.000, freytag & berndt, ISBN: 9783707907643, 8,99 Euro


Reiseführer:

Istrien, Michael Müller Verlag, ISBN: 9783899536119, 18,90 Euro

Istrien, Kvarner Bucht, Dumont direkt, ISBN: 9783770195589, 9,99 Euro


Der komplette Artikel stand in Trekkingbike-Ausgabe 6/2015. Sie können das gesamte Heft in der Trekkingbike-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop bestellen.


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