Stresstest Radreise?

Anja Reiter

 · 27.10.2021

Stresstest Radreise?Foto: Adobe Stock
Stresstest Radreise?

Die lang ersehnte Radreise mit dem Partner rückt näher. Paartherapeut Eric Hegmann erklärt, wie man Streitigkeiten vermeidet – vier Paare berichten von ihren persönlichen Konflikten auf dem Rad.

MYBIKE: Viele Paare planen für den Sommer eine gemeinsame Radreise. Nicht immer läuft dabei alles glatt. Was sollte man schon in der Vorbereitungsphase bedenken, um Konflikte zu vermeiden?

Eric Hegmann: Vor der Reise sollte sich jedes Paar genug Zeit nehmen, um sich über Interessen und Bedürfnisse auszutauschen: Wie viele Kilometer möchten wir pro Tag fahren, und welche Steigung ist okay? Wie viele Pausen wollen wir unterwegs machen – und wie wichtig ist uns gutes Essen oder eine luxuriöse Unterkunft? Je mehr man schon zu Hause abspricht, desto weniger Streit wird es unterwegs geben. Nach ein paar Tagen sollte man reflektieren, ob es für beide Partner immer noch nach Wunsch läuft. Bleiern am vorab vereinbarten Plan festzuhalten kann frustrierend sein, zumindest für einen Partner.

In vielen Beziehungen treffen unterschiedliche Typen aufeinander: Ein Partner plant gerne im Detail, der andere lässt sich lieber überraschen. Wie findet man da zueinander?

Diese Unterschiede sollte man nicht als Problem, sondern als wertvolle Ergänzung begreifen. Ich vergleiche das gerne mit einem Werkzeugkasten. Partner, die gleich ticken, bringen die gleichen Werkzeuge in die Beziehung mit. In manchen Situationen sind aber unterschiedliche Lösungsansätze gefragt: Mal gilt es flexibel zu sein, mal macht sich detaillierte Planung bezahlt. Wer unterschiedlich tickt, hat eine deutlich größere Auswahl an Werkzeugen, um Probleme zu lösen. Bei einer gemeinsamen Fahrradtour ist dieses Bild besonders passend: Es ist nicht sinnvoll, alle Werkzeuge doppelt mitzunehmen, weil man ja Gewicht sparen möchte.

Selbst geplante Radreisen sind mit vielen Aufgaben verbunden: Orientierung behalten, die Fahrräder warten, für Verpflegung sorgen. Was tun, wenn einer in der Beziehung das Gefühl hat, dass die Planung immer an ihm hängen bleibt?

Ich rate dazu, die Verantwortungsbereiche vor Beginn der Reise fair aufzuteilen – am besten nach den Interessenslagen. Einer kümmert sich um die Streckenplanung, der andere hat die Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten im Blick. Das Verhältnis sollte ausgewogen sein und sich für beide gerecht anfühlen. Mit Sicherheit gibt es Aufgaben, die beide nicht so gerne übernehmen. Da muss man miteinander verhandeln. Diese Verhandlungsfähigkeit ist nicht nur für die Radreise wichtig, sondern auch generell, um eine harmonische Beziehung zu führen.

Bei unterschiedlichen Leistungslevels heißt es oft, das schwächste Glied gibt das Tempo vor. Aus Ihrer Sicht ein guter Kompromiss?

Eine Partnerschaft sollte nicht nur aus Kompromissen bestehen. Angenommen, ein Partner urlaubt gerne am Meer, der andere ist lieber in den Bergen unterwegs. Dann ist es keine gute Idee, als Kompromiss immer einen Städtetrip zu machen. Lieber gibt mal der eine und mal der andere Partner nach – und beim dritten Mal probiert man gemeinsam etwas Neues aus. Beim Thema Fitness geht es um körperliche Grenzen, die man nicht so leicht überschreiten kann. Dennoch sollten beide Partner versuchen, Verständnis füreinander aufzubauen. Vielleicht baut man zwischendurch einen sportlicheren Tag mit mehr Kilometern ein, um den körperlich fitteren Partner zufriedenzustellen – oder dieser dreht am Abend noch eine Extra-Runde allein. Wer immer das Gefühl hat, zu kurz zu kommen, ist frustriert.

Schlechtes Wetter, eine Serie an Fahrradpannen, Orientierungslosigkeit: Wie damit umgehen, wenn es unterwegs schlechte Stimmung gibt?

Es gehört zum Erwachsensein und zum Beziehungsleben dazu, mit negativen Emotionen umzugehen. Miese Laune zu verdrängen ist so, als würde man auf einen Topf mit kochendem Wasser den Deckel draufdrücken – der Druck wird noch größer. Es ist also okay, zum Partner zu sagen: „Meine Güte, der Regen nervt!“ Alle Emotionen sind erlaubt, aber nicht alle Verhaltensweisen: Den Partner für die Situation verantwortlich zu machen, obwohl er dafür nichts kann, ist keine gute Idee. Wenn das passiert, darf man sich auch gegenseitig darauf hinweisen: „Ich verstehe, dass du sauer bist, mir geht es genauso. Aber lassen wir es doch nicht aneinander aus.“

Und wenn’s im Radurlaub doch mal so richtig kracht und die Fetzen fliegen, was hilft dann beim Deeskalieren?

Wenn wir uns streiten, kennt unser Gehirn nur drei Ur-Instinkte: Angriff, Flucht und Schockstarre. Ist die Erregung groß, streiten wir mit einer geliebten Person, als wäre sie unser erbitterter Feind. Am besten ist es, sich diesen Reflex bewusst zu machen. Dann kann man zum Beispiel eine Pause vereinbaren, auf Abstand gehen und die Emotionen abkühlen lassen. Eine andere Möglichkeit ist folgender Satz: „Lass uns bitte so streiten, dass ich merke, dass wir uns noch lieben.“ Dieser Satz richtet sich direkt ans Empathiezentrum des Gehirns. Plötzlich wird einem klar, dass man nicht dem Feind gegenübersteht, sondern dem geliebten Menschen, neben dem man heute Abend wieder gerne im Zelt oder Hotel einschlafen möchte. Das kann deeskalierend wirken.

Was kann man als Paar von einer Radreise in den Alltag mitnehmen?

Gemeinsame Reisen schaffen gemeinsame Werte. In meinen Therapiesitzungen nennen viele Paare gemeinsame Urlaube als starkes Band, das sie verbindet und von dem sie lange zehren. Beim gemeinsamen Ausüben von Sport gibt es zudem noch ein gewisses Gemeinschaftsgefühl: Man fühlt sich als Team miteinander verbunden, anderen Paaren vielleicht sogar überlegen. Auch wenn dieses Gemeinschaftsgefühl beim Radfahren weniger stark ausgeprägt ist als etwa bei einem Tennis-Doppel, kann ein Projekt wie eine große Radtour zur Festigung der Beziehung beitragen. Schließlich löst man gemeinsam Probleme, teilt gemeinsame Erinnerungen und stärkt so seine Beziehung zueinander. ist nicht nur für die Radreise wichtig, sondern auch generell, um eine harmonische Beziehung zu führen.

Bei unterschiedlichen Leistungslevels heißt es oft, das schwächste Glied gibt das Tempo vor. Aus Ihrer Sicht ein guter Kompromiss?

Eine Partnerschaft sollte nicht nur aus Kompromissen bestehen. Angenommen, ein Partner urlaubt gerne am Meer, der andere ist lieber in den Bergen unterwegs. Dann ist es keine gute Idee, als Kompromiss immer einen Städtetrip zu machen. Lieber gibt mal der eine und mal der andere Partner nach – und beim dritten Mal probiert man gemeinsam etwas Neues aus. Beim Thema Fitness geht es um körperliche Grenzen, die man nicht so leicht überschreiten kann. Dennoch sollten beide Partner versuchen, Verständnis füreinander aufzubauen. Vielleicht baut man zwischendurch einen sportlicheren Tag mit mehr Kilometern ein, um den körperlich fitteren Partner zufriedenzustellen – oder dieser dreht am Abend noch eine Extra-Runde allein. Wer immer das Gefühl hat, zu kurz zu kommen, ist frustriert.

Schlechtes Wetter, eine Serie an Fahrradpannen, Orientierungslosigkeit: Wie damit umgehen, wenn es unterwegs schlechte Stimmung gibt?

Es gehört zum Erwachsensein und zum Beziehungsleben dazu, mit negativen Emotionen umzugehen. Miese Laune zu verdrängen ist so, als würde man auf einen Topf mit kochendem Wasser den Deckel draufdrücken – der Druck wird noch größer. Es ist also okay, zum Partner zu sagen: „Meine Güte, der Regen nervt!“ Alle Emotionen sind erlaubt, aber nicht alle Verhaltensweisen: Den Partner für die Situation verantwortlich zu machen, obwohl er dafür nichts kann, ist keine gute Idee. Wenn das passiert, darf man sich auch gegenseitig darauf hinweisen: „Ich verstehe, dass du sauer bist, mir geht es genauso. Aber lassen wir es doch nicht aneinander aus.“

Und wenn’s im Radurlaub doch mal so richtig kracht und die Fetzen fliegen, was hilft dann beim Deeskalieren?

Wenn wir uns streiten, kennt unser Gehirn nur drei Ur-Instinkte: Angriff, Flucht und Schockstarre. Ist die Erregung groß, streiten wir mit einer geliebten Person, als wäre sie unser erbitterter Feind. Am besten ist es, sich diesen Reflex bewusst zu machen. Dann kann man zum Beispiel eine Pause vereinbaren, auf Abstand gehen und die Emotionen abkühlen lassen. Eine andere Möglichkeit ist folgender Satz: „Lass uns bitte so streiten, dass ich merke, dass wir uns noch lieben.“ Dieser Satz richtet sich direkt ans Empathiezentrum des Gehirns. Plötzlich wird einem klar, dass man nicht dem Feind gegenübersteht, sondern dem geliebten Menschen, neben dem man heute Abend wieder gerne im Zelt oder Hotel einschlafen möchte. Das kann deeskalierend wirken. Was kann man als Paar von einer Radreise in den Alltag mitnehmen? Gemeinsame Reisen schaffen gemeinsame Werte. In meinen Therapiesitzungen nennen viele Paare gemeinsame Urlaube als starkes Band, das sie verbindet und von dem sie lange zehren. Beim gemeinsamen Ausüben von Sport gibt es zudem noch ein gewisses Gemeinschaftsgefühl: Man fühlt sich als Team miteinander verbunden, anderen Paaren vielleicht sogar überlegen. Auch wenn dieses Gemeinschaftsgefühl beim Radfahren weniger stark ausgeprägt ist als etwa bei einem Tennis-Doppel, kann ein Projekt wie eine große Radtour zur Festigung der Beziehung beitragen. Schließlich löst man gemeinsam Probleme, teilt gemeinsame Erinnerungen und stärkt so seine Beziehung zueinander.

Matthias Erdmann (39) aus Berlin und Andrea Passerini (33) aus Rosario/Argentinien: "Das Radreisen war seine Welt"

  Wieder ganz harmonisch: Matthias und Andrea bei einer kurzen Rast in Whiterocks, NordirlandFoto: Privat
Wieder ganz harmonisch: Matthias und Andrea bei einer kurzen Rast in Whiterocks, Nordirland

Vor sechs Jahren radelte Matthias Erdmann quer durch Lateinamerika, als er in einem Hostel im Norden Argentiniens auf Andrea traf. Der Deutsche und die Argentinierin verstanden sich auf Anhieb, bald wurden die beiden ein Paar. „Mit Radreisen hatte ich davor wenig zu tun“, erinnert sich Andrea, „das war seine Welt.“ 2017 planten sie die erste gemeinsame Radreise, vier Wochen ging es durch den Norden Argentiniens. „Dieser Trip war sehr harmonisch und friedlich“, erinnert sich Matthias. „Wir hatten keine Erwartungen, sahen den Trip eher als Test.“ Mehr Konflikte gab es hingegen bei der zweiten großen Reise. Ein halbes Jahr wollten die beiden durch Europa fahren, in Lissabon starten und bis Skandinavien radeln. Doch die Leichtigkeit der ersten Reise wollte sich nicht mehr einstellen. Für Ende Januar war es in Portugal ungewöhnlich kalt, es regnete fast jeden Tag – und der Druck war ungleich größer: „Ich hatte meine Wohnung und meinen Job in Argentinien aufgegeben“, erzählt Andrea. „In Europa war alles anders und neu für mich.“ Auch Matthias musste sich an die neue Situation gewöhnen: „Meine Erfahrung wurde fast zur Belastung. Im Zweifelsfall gab ich den Rhythmus vor und rückte somit mehr in eine Alpha-Rolle. Andreas Unerfahrenheit war weniger Antriebsfeder, um neue Dinge auszuprobieren, sondern Quelle von Selbstzweifel.“ Die beiden mussten einsehen, dass ihnen die emotionalen Werkzeuge fehlten, um sich aus der eingefahrenen Situation zu befreien. Um der schlechten Stimmung und dem miesen Wetter zu entkommen, überlegten sie, ein Ticket nach Thailand zu kaufen. „Auch wenn wir den Plan schlussendlich nicht in die Tat umsetzten, half uns dieses Fluchtszenario“, erinnert sich Matthias. „Plötzlich konnten wir die Herausforderungen und unsere Rollen besser akzeptieren und uns auf die ursprüngliche Idee zurückbesinnen.“ Im Rückblick würden die beiden nicht nochmals so ein großes Abenteuer wagen. „Für unsere Beziehung ziehen wir aber bis heute Lehren aus der Reise.“

Karina Forsthuber (49) und Peter Tomasini (55) aus Vorarlberg: "Wir ergänzen uns optimal"

  Peter und Karina auf dem Weg zum Mount Cook, dem höchsten Berg NeuseelandsFoto: Privat
Peter und Karina auf dem Weg zum Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands

Seit 23 Jahren ein Paar, wird eine lang ersehnte Radreise für Karina und Peter zur Belastungsprobe. Ende 2019 wollen sie eine dreijährige Auszeit auf dem Fahrrad wagen. Dafür haben sie sich von ihren Jobs freistellen lassen, die Wohnung in Vorarlberg untervermietet und unzählige Planungsstunden investiert. Doch am Ende kommt alles anders: Im Frühjahr 2020, als die beiden schon ein paar Monate in Neuseeland unterwegs sind, bricht weltweit das Corona-Virus aus. Die gemeinsame Reise wird zur emotionalen Berg- und Talfahrt. „Belastend für unsere Beziehung war vor allem der unterschiedliche Umgang mit der Krise“, sagt Karina. „Ich bin eine unverbesserliche Optimistin, Peter ist ein Über-Sicherheitsdenker. Für Peter war sofort klar, dass wir die Reise abbrechen müssen. Ich hingegen wollte unseren Traum nicht aufgeben und weiterfahren.“ Nach schlaflosen Nächten und unzähligen Diskussionen treten die beiden doch den Rückflug an. Über die gemeinsamen Erfahrungen in Neuseeland schrieb Karina ein Buch: „Kiwis und Corona“. Der Gegensatz zwischen Optimismus und Sicherheitsdenken begleite sie auch bei anderen Radreisen. Meistens sehen die beiden ihre unterschiedlichen Charaktere aber als Gewinn und wertvolle Ergänzung: Wenn die sorglose Karina bei einer Tagestour noch bis zum nächsten Ort radeln möchte, warnt Peter mit Blick auf die Uhr vor dem Einbruch der Dunkelheit. Karina wiederum gibt Peter Leichtigkeit und Spontaneität, wenn er sich unnötigerweise zu viele Sorgen macht. Nur beim Thema „Pausen“ gebe es regelmäßig Konflikte. Während Karina immer weiter und höher möchte, würde Peter gerne öfter haltmachen und genießen. „Vergangenen Sommer sind wir zwei Mal durch Österreich geradelt. Einmal waren wir 33 Tage am Stück unterwegs – ohne Pause. Konditionell habe ich das geschafft, doch schön war es am Ende nicht mehr“, sagt Peter und lacht. Unstimmigkeiten lösen die beiden im Gespräch miteinander: „Wir können über alles reden. In Beziehungen darf es keine Tabuthemen geben!“

Julia (40) und Walter Mondre (44) aus Graz/Österreich: "Wir sind gemeinsam gewachsen"

  Julias und Walters bislang längste Reise: von Graz bis nach Finisterre am „Ende der Welt“Foto: Privat
Julias und Walters bislang längste Reise: von Graz bis nach Finisterre am „Ende der Welt“

Das E-Bike zog vor zehn Jahren bei Julia ein – ein Geschenk von ihrem Freund Walter. „Wir haben mit kleinen Tagestouren begonnen, dann sind die Strecken immer länger geworden. Erst haben wir im Hotel übernachtet, später ein Zelt eingepackt“, erinnert sich Julia. Irgendwann stieg Julia von ihrem E-Bike wie Walter auf ein normales Trekkingrad um. Seither verbringt das Paar fast alle Urlaube auf dem Rad – sogar die Flitterwochen. Ihre Abenteuer dokumentieren sie in ihrem Radlerblog „Genussradler. at“. Dort beschreiben sie sich als „zwa gmiatliche Genussradler auf Tour“. Gutes Essen, schöne Strecken, genügend Pausen – das steht bei den beiden im Vordergrund. Ihr Tipp für andere Paare: gemeinsam an den Herausforderungen wachsen. Erst mit kleinen Entfernungen in der vertrauten Umgebung beginnen, sich später gemeinsam an größere Herausforderungen herantasten. Die längste Radreise führte Julia und Werner aus Graz bis ans „Ende der Welt“, nach Finisterre in Spanien. Dafür waren die beiden zwei Monate und 2.340 Kilometer unterwegs. Potenziellen Konfliktsituationen begegnen Julia und Walter mit Verständnis füreinander – und einer gehörigen Portion Humor. Die Aufgabenverteilung ist klar geregelt: Julia sucht im Voraus nach besonderen Sehenswürdigkeiten und den besten Campingplätzen auf der Strecke, Walter kümmert sich unterwegs um die Wartung der Fahrräder und die Navigation. Am Berg wird gewartet, in jeder Etappe sind ausreichend Pausen und Puffer eingeplant. Überall gilt: nur keinen Stress. Wird das Tagesziel nicht erreicht, wird der Plan spontan geändert. Wichtig sei es, neben den Bedürfnissen des Partners auch die eigenen Wünsche im Blick zu behalten, sagt Werner. „Denn wenn man chronisch unterzuckert ist, wird man automatisch grantig. Dann lieber sitzen, essen, Aussicht genießen.“

Thomas (62) und Ulrike Bender (60) aus Regensburg: "Die Qualität der Fahrräder muss ausgewogen sein"

  Thomas und Ulrike auf dem Passo di Cimabanche auf dem Weg in den sonnigen SüdenFoto: Privat
Thomas und Ulrike auf dem Passo di Cimabanche auf dem Weg in den sonnigen Süden

„Als wir uns vor dreißig Jahren kennengelernt haben, habe ich Ulrike drei Räder geschenkt: ein Stadtrad, ein Rennrad und ein Mountainbike“, erinnert sich Thomas, schon damals passionierter Radfahrer. Ulrike fühlte sich schnell wohl auf dem Rad. „Ich war ehrgeizig – und Thomas sehr rücksichtsvoll und ein geduldiger Erklärer.“ Wie sitzt man richtig auf dem Rennrad? Wie teilt man seine Kräfte gut ein? All das habe sie von Thomas gelernt. Aus kleinen Tagesausfahrten wurden bald längere Touren. Italien, Belgien, Frankreich – oft sind die beiden Regensburger mehrere Wochen am Stück unterwegs. Dabei sind sie ein eingespieltes Team: „Wir schalten und trinken sogar synchron“, erzählen sie und lachen. Ulrike und Thomas teilen auch dieselben Vorstellungen, was eine gute Radreise ausmacht: in schönen Hotels unterkommen, auch mal in Radklamotten ein Sternerestaurant besuchen. Was ihnen an anderen Paaren negativ auffällt? „Wenn die Frau immer zehn oder fünfzehn Meter hinter ihrem Mann hinterherhecheln muss, statt entspannt im Windschatten zu fahren“, sagt Thomas. Und Ulrike: „Wenn die Qualität der Räder nicht ausgewogen ist. Oft fährt der Mann ein schnittiges Rennrad, die Frau hingegen ein klappriges, altes Rad. Kein Wunder, dass sie dann nicht mitkommt.“ Ganz selten gibt es aber auch kleine Konflikte zwischen Thomas und Ulrike: „Manchmal fahre ich achtzig Kilometer im Wind und Ulrike hängt sich in meinen Windschatten“, erzählt Thomas und lacht. „Wenn sie dann am ersten Berg ausreißt und mich abhängt, tut das schon weh!“