Kai Hilbertz
· 24.06.2015
Mit einem neuen Lenker können Sie Ihr Fahrrad schneller oder bequemer machen, mehr auf die Stadt oder Fahrten im Gelände ausrichten. Wir erklären die Vor- und Nachteile verschiedener Lenkerformen.
Es gibt eine Vielzahl von Lenkerformen. Manche davon haben einprägsame Namen wie Bullhornlenker, Rennlenker oder Schwalbenschwanzlenker. Doch wie kann man, zum Beispiel, zwei optisch relativ ähnliche, leicht nach hinten gebogene Lenker klassifizieren und voneinander unterscheiden? Lenker bestimmen die Position der Hände. Diese Position kann nach diversen Kriterien genauer beschrieben werden. Man klassifiziert Lenker nach ihrer Breite, ihrer Biegung nach hinten (Kröpfung oder Backsweep genannt), in der Biegung nach oben bzw. unten (Upsweep bzw. Downsweep) und danach, ob sie insgesamt höher bauen (Riser) oder nicht (Flatbar).
Zudem unterscheidet sich die Lenkerklemmung (siehe "Oversized = steifer" rechts), das Material des Lenkers und natürlich sein Preis. Manche Rennradler und Mountainbiker fahren zwar mit Carbonlenkern, aber (noch) sind Trekking- und Tourenräder fast immer mit Alulenkern ausgestattet. Preisgünstige Alulenker haben größere Rohrstärken und sind schwerer, während teurere Alulenker aus dünnerem, zwei- oder dreifach konifiziertem Rohr bestehen, manchmal sogar wärmebehandelt. Solche Lenker sind leicht, aber trotzdem ausreichend steif und sicher.
Schon bei der Breite gibt es deutliche Unterschiede. Bullhorn- und Rennlenker sind in der Regel nur ca. 38 bis 44 cm breit (Mitte-Mitte) und sind vor allem für die Straße gedacht. Viele Pendler und Kurierfahrer fahren am liebsten mit relativ schmalen, geraden oder gebogenen Lenkern die ca. 50 bis 58 cm breit sind, so kommen sie gut an Autos vorbei. Typische Trekkingräder haben häufig Lenker, die über 58 cm breit sind, damit man auch auf holprigen Wegen sicher unterwegs ist. Wegen der besseren Kontrolle werden auch Mountainbikes mit immer breiteren Lenkern ausgestattet; sie sind oft über 70, manchmal sogar bis zu 80 cm breit.
Die ersten, geraden Mountainbike-Lenker waren eine ergonomische Katastrophe. Heute haben fast alle Lenker zumindest eine leichte Kröpfung von 5 oder 6 Grad nach hinten, je nach Einsatzgebiet oft deutlich mehr. Während sportliche Fahrer tendenziell relativ gerade Lenker bevorzugen, mögen entspannt fahrende Radler eher einen Lenker mit mehr Biegung. Dabei ist zu bedenken, dass die Lenkung im zweiten Fall nervöser wird, weil die Hände in etwa auf einer horizontalen Achse mit dem Steuersatz liegen. Um diesen Effekt zu minimieren, kann man einen Lenker auswählen, der durch seine Vorbiegung die Hände nicht ganz so weit nach hinten bringt (Ergotec Boomerang), oder man baut einfach einen längeren Vorbau ein.
Vorbauten mit mehr Neigung und/oder Lenker mit mehr "Rise" platzieren die Hände nach oben; man sitzt aufrechter und bringt mehr Gewicht auf den Sattel. Bei einem "Flatbar" ändert sich nichts an der Höhe. Rennlenker erlauben dem Fahrer, bei Bedarf eine etwas anstrengende, aber aerodynamisch günstige Haltung einzunehmen. Als Kompromiss zwischen Komfort und Effizienz wählen Langstreckenfahrer häufig eine Lenkerposition, die ihre Hände in etwa auf Höhe des Sattels bringt.
Manche Lenker sind ein paar Grad nach oben bzw. nach unten gebogen. Eine Biegung nach oben bringt die Ellbogen weiter raus, eine Biegung nach unten ist eher entspannt. Je mehr Kröpfung ein Lenker hat, umso mehr ändert sich der Griffwinkel, wenn man den Lenker nach oben oder nach unten kippt.
Letztendlich muss jeder selber ausprobieren, mit welcher Form er am besten zurechtkommt. Planen Sie genügend Zeit ein: Mit ein paar Rädern, einem verstellbaren Vorbau und einem geduldigen Fachhändler sollte sich eine gute Lösung finden lassen.
Der komplette Artikel stand in Trekkingbike-Ausgabe 3/2015. Sie können das gesamte Heft in der Trekkingbike-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop bestellen.
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