LagerkundeWelche Tretlager/Innenlager gibt’s am Fahrrad?

Kai Hilbertz

 · 24.02.2015

Lagerkunde: Welche Tretlager/Innenlager gibt’s am Fahrrad?Foto: Daniel Simon
Lagerkunde

Bis ins Jahr 2003 hatten Fahrräder Innenlager, die tatsächlich innen im Tretlagergehäuse verschraubt wurden. Heute gibt es eine unübersichtliche Vielfalt an Lagertypen: innenliegende Vierkant- und Vielzahnlager, verschraubte Außenlager und diverse Pressfit-Lagertypen. Beim Austausch müssen Sie darauf achten.

Manch einer sagt noch „Tretlager“ zum Lager im Tretlagergehäuse, der Fachmann spricht vom „Innenlager“. Außer Spezialkonstruktionen, wie z.B. Pinion, verfügt jedes Fahrrad entweder über ein innenliegendes oder über ein außenliegendes Innenlager, Tandems über deren zwei. Die Entwicklung des unscheinbaren Innenlagers hat v.a. in den letzten 20 Jahren maßgeblich die Entwicklung des Fahrrades beeinflusst.

Der französische Hersteller Stronglight brachte in den 1930er-Jahren die ersten Innenlager mit einem Vierkantkonus auf den Markt, auf denen zunächst Stahl- und dann Alukurbeln mit einer entsprechend viereckig geformten Aufnahme befestigt wurden. Das System war der bis dato üblichen Keilbefestigung haushoch überlegen und hat sich weltweit durchgesetzt. Heute werden immer noch viele Fahrräder mit Vierkant-Innenlager verkauft.

Mit der Entwicklung des Mountainbikes in den 1980er- und 90er-Jahren wurden die Belastungen für Rahmen und Komponenten immer größer. 1996 führte Shimano mit dem XTR BB-M950 Innenlager zum ersten Mal ein Lager mit achteckiger Aufnahme unter der Bezeichnung „Octalink“ ein. Weil gleichzeitig der Wellendurchmesser von ca. 16-17 mm auf knapp 22 mm wuchs, war das neue Innenlager steifer als das klassische System. Andere Firmen konterten mit „ISIS-Drive“. Die zehneckige Aufnahme wurde offener Standard.

Weil der Innendurchmesser eines Standard BSA Tretlagergehäuses weniger als 34 mm beträgt, blieb bei den Vielzahnlagern ein Problem. Durch die größere Welle musste die Größe der Lager reduziert werden. Das verringerte die Langlebigkeit.
Um höhere Steifigkeit und eine längere Lebensdauer zu erreichen, konnten die Entwickler entweder das Innenlagergehäuse vergrößern, oder die Lager nach außen versetzen. Inzwischen ist beides passiert, und zwar in vielen Varianten.

Den Anfang machte die Firma Cannondale im Jahr 2000. Im BB30 wurde das Innenlagergehäuse so vergrößert, dass eine 30 mm Aluwelle zum Einsatz kommen konnte. Dies blieb jedoch zunächst eine firmeneigene Speziallösung. Drei Jahre später stellte Shimano sein Modell „Hollowtech II“ vor. Die Welle mit nun 24 mm Durchmesser bildete mit dem rechten Kurbelarm eine Einheit. Das Innenlager bestand nur noch aus zwei Lagerschalen, die jetzt nicht im Gehäuse, sondern außen am Gehäuse eingeschraubt wurden.

Diese Technik setzte sich durch, und heute sind die meisten Trekkingbikes mit verschraubten, außenliegenden Innenlagern unterwegs. Aber die Entwickler tüfteln weiter.

Auch BB30 wurde 2006 zum offenen Standard, und seitdem kamen regelmäßig immer wieder neue Innenlagerstandards auf. Die meisten Rennräder und viele Mountainbikes sind inzwischen mit „Pressfit“-Lagern ohne Gewinde versehen, die nur noch in die Rahmen gepresst werden. Manches davon wird in Zukunft sicherlich auch bei Trekkingbikes zum Einsatz kommen.

Damit Sie bei einem Defekt zum richtigen Lager greifen, geben wir Kaufempfehlungen und erklären die wichtigsten Unterschiede genau.

Die Innenlager-Typen am Fahrrad im Vergleich:

Foto: Daniel Simon

Lager + Kurbel mit Vierkantkonus (4-Kant)

Vierkant-Innenlager und Kurbeln mit entsprechender Aufnahme sind heute nicht mehr Standard, kommen aber auch noch bei Neurädern zum Einsatz. Verfügbar mit Achsbreiten von 102-131 mm, mit Stahl- und Titanwellen.

Foto: Daniel Simon

Vielzahnlager + Kurbel, hier "Power Spline"

Shimanos Octalink (8-eckig) und ISIS-Drive (10-eckig) waren die Platzhirsche, daneben gab es auch Power Spline (12-eckig) und Howitzer (10-eckig). Inzwischen von außenliegenden (Vielzahn-)Innenlagern abgelöst.

Foto: Daniel Simon

Außenliegendes Gewindelager, Shimano HTII

Shimano brachte 2003 die ersten Hollowtech II Lager und Kurbeln auf den Markt. Heute sind außenliegende Innenlager mit 24 oder 22/24mm Welle von diversen Herstellern der Standard bei Tourenrädern und Trekkingbikes.

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