Stefan Frey
· 14.09.2016
Dipl.-Ing. (FH) Hartmut Hauber leitet die Anwendungstechnik bei Dr. O. K. Wack Chemie GmbH in Ingolstadt und gibt Tipps zur Auswahl des Kettenschmierstoffs und zum richtigen Ölen.
Der Verschleißschutz ist die wichtigste Aufgabe eines Schmierstoffs. Danach kommen weitere Parameter wie Kriechfähigkeit, Korrosionsschutz – und im Fahrradbereich auch noch die Schmutzanhaftung. Aktuell entwickeln wir gerade einen Test, mit dem wir die Schmierleistung, sprich die Reibungsminderung, abbilden können.
Als Trägermedium wird immer ein Grundöl benutzt. Je nachdem, welche Eigenschaften das Kettenöl dann haben soll, wird es mit unterschiedlichen Additiven angereichert. Das können beispielsweise Verschleißschutz- oder Korrosionsschutz-Additive sein – oder Stoffe, die auf die Kette aufziehen und reibungsmindernd wirken.
Dafür gibt es keine Faustregel. Es gibt recht einfache Kettenöle, die vielleicht aus drei, vier Komponenten bestehen. Komplexere können sich aber durchaus aus neun bis zehn Stoffen zusammensetzen.
Beide Stoffe minimieren die Reibung und schützen dadurch vor Verschleiß. Wachs hingegen muss nicht zwingend verschleißminimierend wirken.
Da gibt es zwei Richtungen: Die klassische Ölschmierung garantiert vor allem gute Langzeitwirkung. Öl-basierte Schmierstoffe fließen immer wieder zwischen die Kettenglieder nach. Die Trockenschmierung garantiert dagegen minimale Schmutzanhaftung. Schmutz auf der Kette erhöht den Verschleiß enorm. Am trockenen Film bleibt zwar kaum etwas haften, er kann aber leicht beim Kontakt zwischen Kette und Ritzel weggeschoben werden und bildet sich dann nicht mehr nach. Dann reibt Metall auf Metall. Trockenschmierstoff muss ich wesentlich öfter nachlegen.
Vergleicht man Tropfflasche und Aerosol (Spray, Anm. d. Red.), zeigt letzteres ein besseres Kriechverhalten. Lässt man vor dem Auftragen das Treibmittel entweichen, relativiert sich der Effekt aber. Die unzugänglichen Stellen einer Kette sind aber überschaubar. Daher ist die Kriechfähigkeit bei den meisten Tropfflaschen völlig ausreichend.
Trockenschmierstoffe sollten auf jeden Fall nach längeren Regenfahrten, spätestens alle 150 Kilometer neu aufgetragen werden. Kettenöle haben in der Regel deutlich längere Schmier-Intervalle.