Jochen Donner
· 21.05.2021
Vor der ersten Fahrt im Frühjahr oder nach dem harten Einsatz im Dauerregen: Der Antrieb beim Fahrrad muss gewartet und gepflegt werden. Wir zeigen in acht einfachen Schritten, wie Sie Kette, Kettenblätter, Ritzel und Schaltung schnell fit machen. Ganz nebenbei spart ein gut geölter Antrieb Kraft beim Treten und verschleißt nicht so schnell.
Wenn das Rad den Winter im Keller verbracht hat, reicht bei relativ sauberer Kette ein trockener oder leicht öliger Lappen, um wieder alles geschmeidig surren zu lassen. Kurbeln Sie die Kette so lange rückwärts mehrfach durch den Lappen, bis kein Schmutz mehr daran haftet.
Bei stark verschmutzter Kette befeuchten Sie den Putzlappen mit Kettenreiniger oder Waschbenzin. Für feste Ablagerungen und um die Zwischenräume zu säubern, ist eine alte Zahnbürste ideal. Und selbstverständlich ein qualitativ hochwertiges Öl mit guten Haft- und Schmiereigenschaften.
Grob-Schmutz an den Kettenblättern kratzen Sie mit einem Kunststoff-Reifenheber von den Oberflächen. Wischen Sie anschließend mit Kettenreiniger und Lappen den Zahnbereich sauber.
Reinigen Sie auch das Ritzelpaket. Bei geringer Verschmutzung genügt ein straff gezogenes, festes Tuch, um bei ausgebautem Hinterrad die Zwischenräume auszureiben. Ein gezahnter Ritzelrechen holt selbst festen Bodensatz aus dem Ritzelpaket.
Durch ihre exponierte Lage und den Druck der Kette verschmutzen sie besonders stark. Verwenden Sie einen Reifenheber aus Kunststoff, um feste Ablagerungen abzuschaben.
Am besten hängen Sie das Rad in einen Montageständer, damit es stabil und sicher steht. Kurbeln Sie die Kette langsam rückwärts unter der Ölflasche durch und geben Sie das Öl tropfenweise auf die Innenseite der vorübergleitenden Kette. So sickert der Schmierstoff langsam in die Zwischenräume und tropft nicht so leicht ab. Falls möglich, stützen Sie die Ölflasche oder Ihre Hand ab, sodass der Ölfluss effizient auf die Kette trifft. An E-Bikes mit Mittelmotor ist Rückwärtskurbeln der Kette nicht möglich.
Schalten Sie nach dem vollständigen Auftrag alle Gänge einige Male durch, damit die Kettenglieder in Bewegung geraten und sich das Öl gut verteilen kann. Lassen Sie die frische Schmierung dann mindestens eine Stunde, besser sogar über Nacht ablüften und einziehen. Viele Schmierstoffe enthalten Lösungsmittel, um die Kriechfähigkeit zu erhöhen. Diese flüchtigen Stoffe müssen sich verflüchtigen, damit der Schmierstoff gut anhaften kann.
Ist die Schmierung ausreichend eingezogen, kurbeln Sie die Kette abschließend mehrfach durch ein sauberes, fusselfreies Tuch. So entfernen Sie letzten, angelösten Schmutz und die Reste überschüssiger Schmierung. Die Kette soll außen trocken und nicht mehr klebrig sein, damit neuer Schmutz nicht gleich wieder anhaften kann.
Eine dünne Schicht Sprühwachs auf der neu geschmierten Kette, aber ruhig auch auf Ritzeln und Schaltwerk, bildet eine trockene, wasserabweisende Schicht. Das hält den Schmierstoff länger in den Spalten, schützt eine Weile vor erneuter Schmutzanhaftung und vor Korrosion durch Nässe. Schalten Sie danach noch einmal alle Gänge durch, um auch das Wachs gut zu verteilen, und lassen Sie es gut abtrocknen. Aber Vorsicht: Decken Sie Bremsscheiben - bei Felgenbremsen auch die Felgen - vorher ab, um sie vor dem Sprühnebel zu schützen. Sonst müssen Sie die Bremsflächen vom Wachs reinigen.