Die wichtigsten Tipps für Winter-Radfahrer

Jochen Donner

 · 30.11.2022

Die wichtigsten Tipps für Winter-RadfahrerFoto: Daniel Simon

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Die wichtigsten Tipps für Winter-Radfahrer

Der Winter ist Radlers Feind, Punkt. Richtig vorbereitet lässt sich durchaus eine Art Burgfrieden mit der kalten Saison schließen. Hier die wichtigsten Tipps von Technikredakteur Jochen Donner.

Liegen Schnee und Eis mehrere Tage, ist die Fahrbahn meist komplett zerfurcht und holprig – selbst wenn die Radwege geräumt werden. Hier helfen nur maximal dicke Reifen, verringerter Luftdruck und ein Gang kleiner als sonst, damit immer Schub vorhanden ist. Optimal sind 29er mit Spikes: Sehr gute Erfahrungen konnten wir mit dem Schwalbe Marathon Winter in 50-622 sammeln*. Er hat mit bis zu 240 Stück genügend ringsum verteilte Spikes und grobe Stollen, die gute Seitenführung und Traktion bringen. Auch auf trockenen Asphaltstücken rollt er relativ geschmeidig und lässt sich noch gut beschleunigen. Nehmen Sie Ihr Rad zum Kauf von Spikereifen mit und wählen Sie die maximal mögliche Reifenbreite, die passt, ohne zu streifen. Generell gilt bei Schneelage: Näher zum Boden! Legen Sie Ihren Schwerpunkt durch tieferen Sattel und möglichst auch Lenker weiter nach unten. So fällt die seitliche Balance leichter, Sie können sich im Zweifelsfall mit den Füßen abstützen und das Vorderrad entwickelt dadurch mehr Grip und bessere Spurführung. Auch die Fahrtechnik ändert sich: Etwas mehr mittig und kompakt sitzend kommen Sie sicherer über rutschigen Boden. Oft lässt sich ein rutschendes Vorderrad noch abfangen, indem man mehr Gewicht zum Lenker verlagert. Fahren Sie immer mit Zug auf der Kette und bremsen Sie gefühlvoll. Disc-Bremsen sind optimal, V- und auch Magura-Felgenbremsen neigen bei Schneekontakt und vereisten Felgenflanken sogar zum Ausfall. Hetzen Sie im Winter nicht. Gehen Sie souverän mit den Widrigkeiten um. Es muss ja nicht gleich heiße Liebe werden.

Schutzfilm fürs Rad

Salzwasser und festgepappter Schnee sind Gift für alle Metallteile am Fahrrad. Doch vorbeugender Schutz ist möglich: Das Brunox Turbo-Spray* ist, sparsam aufgetragen, eine Art Universallösung. Es wirkt schmierend, verdrängt Wasser und hat gute Kriech­eigenschaften. Deshalb schützt es ideal Kette, Ritzel und Kettenblätter sowie eloxierte und polierte Aluflächen vor Korrosion. Auch sämtliche Elektrik-Kontakte am Rad profitieren davon.

Kältecreme - Creme für kalte Tage

Windchill kühlt die Temperatur auf unbedeckter Haut leicht noch einmal um 3 bis 5 Grad herunter – unangenehm und oft schmerzhaft, im Extremfall können partielle Erfrierungen der Haut die Folge sein. Eine wasserarme, stark fetthaltige Schutzcreme isoliert die empfindlichen Stellen, schützt gegen Kälteeinflüsse und lässt die Hautoberfläche nicht austrocknen. Weledas Coldcream* hat sich gut bewährt, enthält Mandel- und Erdnussöl, Bienenwachs und wohlriechende ätherische Öle.

Mobile Heizkissen gegen kalte Füße

Thermopads* enthalten eine Mischung aus natürlichen, ungiftigen Stoffen wie Eisenpulver, Salz und Aktivkohle. Beim Aufreißen der Verpackung kommt Sauerstoff hinzu, die pulverige Mischung im Vliesbeutel erwärmt sich auf 37 bis maximal 45° Celsius. Die Wärmeabgabe bleibt für 5 bis 12 Stunden aktiv. Einfach in Trikottasche, Schuhe oder Handschuhe stecken. Die Entsorgung ist über den Restmüll möglich. Es gibt zum Beispiel Zehenwärmer, Sohlenwärmer und Handwärmer.

Beleuchtung

Wer total dunkle Abschnitte auf seiner Radstrecke passieren muss, gewinnt durch eine Helmleuchte deutlich an Fahrsicherheit. Die macht genau dort Licht, wohin das Auge schaut. So kann man mit einem schnellen Seitenblick auch unbeleuchtete Fußgänger oder freilaufende Hunde besser ausmachen. BIKE hat 9 Helmlampen getestet. Eine Helmlampe ersetzt aber nicht das Frontlicht.

Nierenschutz

Bei großer Kälte geht es primär darum, besonders empfindliche Körperstellen zu schützen. Dann fühlt man sich schnell wohl und kuschelig. Dazu gehören vor allem die Extremitäten, aber auch Kopf, Handgelenke und der Nierenbereich. Ein Nierenwärmer schützt vor Kälte und Zugluft im kritischen Nierenbereich. Gerade für empfindliche Personen, die schnell zu Erkältungen neigen, ist ein solcher Gurt eine gute Empfehlung. Beim Kauf sollte auf eine einfache Handhabung wie etwa das einfache Anlegen des Gurtes geachtet werden. Dehnbarkeit erhöht den Komfort.

Ist der Gates-Riemen für den Winter problemlos geeignet?

Foto: Daniel Simon

Der Gates-Riemen hat als wartungsarme Ketten-Alternative viele Fans gewonnen. Doch es gibt auch immer wieder Kritik und Befürchtungen: Meist geht es um die Angst, der Riemen könne unter Last plötzlich abspringen. Ein unverhoffter Tritt ins Leere ist beim Radfahren fatal – ein Sturz wäre hoch wahrscheinlich. Da der Riemen, anders als eine selbst zentrierende Kette, über seine gesamte Baubreite eine gleichmäßige Auflagefläche benötigt, könnte ein mit Eis und Schneeresten verstopftes Ritzel oder Kettenblatt tatsächlich die Zähne auflaufen lassen und den Riemen seitlich abhebeln. Von Kettenschaltungen her ist der Effekt bekannt: Ist ein Ritzelpaket total vereist, greift die Kette nicht mehr, die Schaltung ist lahmgelegt.
Gates hat alle Varianten des Carbondrive-Systems mit der Mittellaufrille Centertrack ausgestattet. Zudem heaben die Antriebsscheiben ein ausgefrästes Profil, das sich nach unten verjüngt. So können die Riemenzähne Schnee, Eis und Schmutz aus den Ritzeln drücken.

Allerdings sollte man eine vereiste Laufrille und Ritzel nach der Ankunft mit einem Holzspatel oder Zahnstocher von Schneematsch und Eisstücken befreien, bevor die Masse über Nacht festfriert.

Wir haben verschiedene Räder mit Gates-Antrieben durch mehrere, auch sehr schnee­reiche Winter im täglichen Einsatz getestet. Das Fazit: Gates-Antriebe laufen auch bei Schnee und Eis sicher und ohne überzuspringen. Die seitlich schräge Anfasung der Zahntaschen an Ritzel und Kettenrad sowie die Tiefe des Centertrack reicht auch bei tagelangen Minusgraden aus, um Blockaden zu verhindern und den Riemen sicher eingreifen zu lassen.

Rad-Tuning bei Schnee & Eis

Mit ein paar Handgriffen kommen Sie und Ihr Fahrrad besser durch die kalte Jahreszeit.

1. Schwerpunkt runter

Auf rutschigen Radwegen bringt eine optimierte Gewichtsverteilung viel: Stellen Sie Ihre Sattelstütze etwa 1-2 Zentimeter tiefer. So kommen Sie bei Schlingerfahrt besser mit den Füßen zu Boden. Verringern Sie den Reifendruck bis zur unteren Toleranzgrenze – mehr Aufstandsfläche erhöht den Grip.

2. Vorbau umdrehen

Öffnen Sie Schaft- und Lenkerklemmung Ihres Ahead-Vorbaus und montieren Sie ihn umgedreht. Damit steht der Lenker etwas tiefer. So erhöhen Sie den Anpressdruck aufs Vorderrad, das damit auf Schnee und Eis erst später ins Rutschen gerät.

3. Schrauben ersetzen

Verrostete Schrauben an Anbauteilen können Sie durch Schrauben aus V2A-Edelstahl ersetzen. Achten Sie auf dieselben Gewindesteigungen und -längen, fetten Sie die Gewinde vor dem Einschrauben. Achtung: Auf Zug belastete Schrauben an Sattelstütze und Vorbau dürfen nicht ersetzt werden.

4. Speichenlöcher wachsen

Foto: Daniel Simon

Meist ist zwar die Oberfläche einer Felge lackiert oder eloxiert. Die ungeschützte Innenseite von Speichenbohrungen kann dagegen ein Einfallstor für Korrosion durch Salzwasser sein. Ein Tropfen Flüssigwachs (z. B. Kettenwachs von Hanseline*) versiegelt die Spalte zwischen Nippel und Felge.