MYBIKE Online
· 24.01.2023
Gerne greifen kommunale Straßenreinigungen und Privatpersonen bei glatten und schneereichen Straßenverhältnissen zu Streu- bzw. Auftausalz. Doch die Salzkörner sind umweltschädlich und in einigen Kommunen bereits verboten. Schäden können auch am Fahrrad oder E-Bike auftreten. Speziell Rahmen und Kette sind betroffen. So schützen Sie Räder am besten vor Streusalz.
Streusalz besteht in der Regel aus Natriumchlorid, aber auch Calcium- und Magnesiumchlorid werden eingesetzt. Gerade Letzteres ist sehr hygroskopisch, das heißt es zieht Feuchtigkeit aktiv an und bindet sie länger, was die Wirksamkeit als Taumittel verbessern soll. Diese aggressiven Streusalze sind aber verantwortlich für Schäden an Fahrzeugen, u. a. auch Fahrrädern und E-Bikes. Speziell die freiliegenden Fahrzeugteile wie die Kette sind den Salzen ausgesetzt.
„Kettenpflege ist deshalb enorm wichtig. Man muss eigentlich das Gleiche tun wie im Sommer, nur öfter“, rät Martin Buchta vom KMC-Fahrradketten-Importeur Messingschlager. Wichtig dabei: Die Kette muss gepflegt und geschmiert werden, bevor sie laute Laufgeräusche macht oder gar Rost ansetzt. Ob eine Kette nun schnell rostet oder nicht, hängt laut Buchta auch vom Material ab. Günstige Modelle haben in der Regel keine gesonderte Beschichtung, die gegen Rost schützt. Hochwertige Ketten für Viel- und Alltagsfahrer weisen hingegen eine glatte, rostresistente Oberfläche auf, was den Pflegeaufwand und die Rostbildung minimieren soll. „Höherwertige Ketten und Ritzel sind in der Regel passivierend beschichtet. Das verbessert die Korrosionsbeständigkeit. Trotzdem findet sich Abrieb und ähnliches auf der Oberfläche, sodass es auch zu Flugrost kommt, der dann die Passivierung beeinträchtigen kann“, ergänzt Patrik Laible vom Pflegemittelhersteller Toniq.
Ein Tipp: Ein zusätzlicher Tropfen Öl auf die Schalt- und Bremszüge hilft, Wasser von dort fernzuhalten und ein mögliches Einfrieren der Züge zu verhindern. Alternativ spielen speziell im Wintereinsatz Fahrräder mit Riemenantrieb ihre Trümpfe aus. Die Riemen von Gates zeichnen sich durch ihren geringen Pflegeaufwand und ihre Langlebigkeit aus.
Aber auch der Fahrradrahmen kann durch die Salze beschädigt werden. Die Lackierung oder Pulverbeschichtung der Rahmen kann sich ablösen. Durch verbleibenden Dreck wird die Schadenswahrscheinlichkeit dann deutlich erhöht. Stefan Stiener vom Fahrradhersteller Velotraum empfiehlt deshalb, neben der Kette auch den Rahmen im Winter regelmäßig zu säubern. Wobei es Unterschiede beim Rahmenmaterial gibt: Stahlrahmen zeigen durch Rost, wenn sie angegriffen sind. Bei Aluminiumrahmen sind Probleme nicht so offensichtlich, können allerdings genauso auftreten und im schlimmsten Fall zum Rahmenbruch führen. „Deshalb ist es wichtig, Lackschäden direkt auszubessern, zum Beispiel mit Acryl-Klarlack. Bei größeren Schäden bieten wir die Möglichkeit an, die Pulverbeschichtung zu erneuern“, so Stiener.
Den Antriebseinheiten von Pedelecs sollte die Salzlösung auf den Straßen hingegen wenig ausmachen. Die Motoren sind in der Regel wasserdicht und entsprechend auch einer Salzsprühnebelprüfung unterzogen. Dennoch empfiehlt Steffen Krill, Marketing Director beim Antriebshersteller Mivice, eine äußerliche Reinigung des Motors nach einer Fahrt auf winterlichen Straßen. Man solle „am besten mit lauwarmem Wasser abspülen und danach den Motor trocknen“, so Krill, und warnt: „Keinen Hochdruckreiniger verwenden!“
Bleiben noch die Reifen als die beiden direkten Kontaktpunkte zwischen Fahrrad und Fahrbahn. Streusalz beeinträchtigt laut Steffen Jüngst, Pressesprecher beim Reifenhersteller Schwalbe, die Performance eines Reifens nicht. Einzig bei einer Beschädigung am Reifen kann Salz in den Drahtkern gelangen und dieser könnte korrodieren. Dies sei allerdings äußerst selten der Fall. Patrick Laible rät, dass man bei der Kontrolle auch auf Stellen achten sollte, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind, zum Beispiel könnte sich die Felgenlöcher als Schwachpunkte herauskristallisieren, da sich dort unbemerkt Salz ablagern und so Beschädigungen verursachen könnte.
Das Bundesumweltministerium rät, vom Salzen von Wegen Abstand zu nehmen und lieber Rollsplitt und Granulat zu verwenden. Auch dieses Streugut hat wiederum Folgen für Radfahrende, da die Steinchen auf der Fahrbahn die Gefahr eines Platten erhöhen. Ein hoher Pannenschutz ist deshalb für Radfahrer im Winter bei der Reifenwahl auf alle Fälle zu berücksichtigen. „Zudem sollte auf einen Reifen mit relativ breiten Profilabständen geachtet werden. So setzen sich Splitt und Granulat nicht so schnell zwischen den Profilblöcken fest und können sich beim weiteren Fahren nicht so einfach in die Decke ,einarbeiten‘“, erklärt Jüngst. Er rät zum Fahren mit Ganzjahresreifen, die diesen Vorteil mitbringen.
Quelle: Thomas Geisler | pressedienst-fahrrad