Jörg Spaniol
· 20.04.2022
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Übler Dreck am Rad verkleistert Schaltung und Zahnräder fast unlösbar – aber nur fast. Die Werkstattprofis aus dem MYBIKE-Labor bringen Glanz in den Antrieb.
Ein Antriebsstrang voller angebackener Schmiere sieht nicht nur übel aus, sondern schadet auch der Funktion: Die Öl-Schmutz-Mischung saugt frisches Öl von der Kette, hindert Schaltröllchen am Drehen und schmirgelt an den Kettengliedern. Irgendwann ist es Zeit, die ständig aufgeschobene Generalreinigung des Antriebsstrangs anzugehen – und zwar richtig. Klar ist: Der gelegentlich benutzte Fahrrad-Sprühreiniger scheitert beim Antriebsstrang, und auch die alte Zahnbürste kann sich nicht gegen die festgebackene Pampe zwischen den Ritzeln durchsetzen. Wer nicht ständig putzt, muss grobes Werkzeug auffahren und Vorsorge treffen. Bei der Antriebsreinigung fliegen nämlich üble Schmutzbröckchen durch die Gegend. In die Schuhsohle verklebt, versauen sie die gesamte Wohnung. Es ist daher sinnvoll, den Boden der Werkstatt großzügig mit Zeitung auszulegen.
Solange das Hinterrad noch im Rahmen ist, wischt man die Kette mit einem robusten Lappen trocken ab. Kurbel rückwärts drehen und kräftig reiben. Ein Bad in Lösungsmitteln schadet nur. Um abschließend etwas mehr Glanz zu erzielen, kann man Petroleum, Ballistol oder Waschbenzin sparsam auf einen Lappen träufeln und die Seitenflächen damit noch einmal durchlaufen lassen. Anschließend ölen oder wachsen.
Dominik Scherer: „Der beste Tipp gegen fest sitzenden Kettendreck? Man vermeidet ihn! Ich verwende deshalb kein Kettenöl, sondern Schmiermittel auf Wachsbasis. Damit muss man vielleicht öfter nachschmieren, spart sich aber die ganze Sauerei.“
Auch hier geht es mit montiertem Hinterrad leichter: Zunächst bei rückwärts laufender Kette die Schmiere von den Schaltröllchen mit einem Reifenheber, angeschnitzten Essstäbchen oder einem Zahnarztwerkzeug abschälen. Feinarbeit mit Lappen oder Bürste, mit sparsam dosiertem Lösungsmittel. Den hartnäckigen Dreck in der Schaltschwinge pult das Zahnarztwerkzeug am besten heraus. Perfektionisten demontieren zum Reinigen (bei geklemmtem Schaltzug) das innere Blech des Schaltkäfigs und die Schaltröllchen. Beim Zusammenbau die Gleitbuchsen der Schaltröllchen fetten – aber Vorsicht: Oberes und unteres Röllchen unterscheiden sich voneinander, und sie bestehen aus diversen Kleinteilen.
Hans-Peter Ettenberger: „Ohne Einweichen bekommt man den Dreck nicht raus. Übliche Fahrradreiniger auf Seifenbasis funktionieren da nicht. Ich sprühe die Teile immer mit Ballistol* ein und warte ein bisschen, bevor ich Lappen oder Bürste nehme. Das ist nicht so aggressiv wie Waschbenzin.“
Das Hinterrad muss dafür raus. Wenn der Dreck noch nicht komplett verbacken ist, kann die Kombination aus Grobreinigung mit dem Zahnarztwerkzeug und anschließender „Zahnseide“ reichen: Das sind lange, etwa einen Zentimeter breite Stoffstreifen, die man aus einem gewebten Lappen reißt und zwischen den einzelnen Ritzeln durchzieht. Ballistol, Petroleum, Waschbenzin verbessern das Ergebnis. Ein schmaler Lackierpinsel mit groben Borsten bringt das Lösungsmittel ins Ziel und nimmt gleich etwas Dreck mit. Doch ein Ritzelpaket lässt sich leicht abziehen, zerlegen und dann porentief reinigen. Ein alter Suppenteller ist beim Putzen eine große Hilfe. Ein Schuss Waschbenzin (oder das hautfreundlichere Ballistol) hinein, und der Borstenpinsel oder eine alte Zahnbürste lassen dem Dreck keine Chance.
Manche Tretkurbeln, etwa von Shimano, lassen sich zur Kettenblatt-Reinigung ohne Spezialwerkzeug mitsamt der Welle aus dem Lager ziehen. Der Aufwand lohnt sich, denn bei montierter Kurbel und aufgelegter Kette kommt man nicht in jede Ecke. Die Reinigung selbst ähnelt derjenigen beim Ritzelpaket.
Spaß macht das alles nicht – doch ein sauber laufender Antrieb belohnt die Drecksarbeit auf jedem Kilometer.
Christoph Allwang: „Bevor ich mit irgendwelchen Lösungsmitteln hantiere, gehe ich mechanisch ran. Mein Tipp dafür sind Zahnarzt-Werkzeuge. Vor allem die mit den gebogenen Spitzen helfen, die Schmiere aus unzugänglichen Stellen zu kratzen.
MYBIKE Tipp: Lösungsmittel dürfen aus Umweltgründen nicht in die Kanalisation gelangen. Kleine Mengen am besten verdunsten lassen. Saugfähige Lappen beschleunigen den Vorgang.
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